BLKÖ:Müller Freiherr von Reichenstein, Franz Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 19 (1868), ab Seite: 345. (Quelle)
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12. Müller Freiherr von Reichenstein, Franz Joseph[BN 1] (Mineralog, geb. 1. Juni 1740, gest. zu Wien 12. October 1825, nach Anderen 1826). Ein Sohn des siebenbürgischen Thesaurariatsrathes Joseph von Müller. Die philosophischen und juridischen Studien beendete M. an der Wiener Hochschule, dann bezog er im Jahre 1763 die königliche Bergakademie zu Schemnitz, wo er Bergbaukunde, Mechanik, Chemie und Mineralogie mit besonderem Eifer betrieb und im Jahre 1768 zum niederungarischen Markscheider ernannt wurde. Als im Jahre 1770 zur Regulirung der Banater Berg- und Hüttenwerke eine Hofcommission ernannt wurde, wurde M. derselben beigezogen und in Folge seiner bei dieser Gelegenheit erprobten Kenntnisse noch in demselben Jahre zum Oberbergmeister und Bergwerksdirector [346] im Banate ernannt. Im Jahre 1775 kam er als Bergwerksdirector und wirklicher Bergrath nach Tirol, von da im Jahre 1778 als Thesaurariatsrath nach Siebenbürgen und wurde, nachdem Kaiser Joseph II. das Thesaurariat aufgehoben hatte, zum Oberinspector des gesammten siebenbürgischen Berg-, Hütten- und Salinenwesens ernannt. Die Kenntnisse, welche M. auf diesem Gebiete bewährt, sowohl in Tirol, als auch im Banat und in Siebenbürgen, wo er überall die Manipulation wesentlich verbessert und die Staatseinkünfte erhöht hatte, bahnten ihm den Weg zur Beförderung, und er wurde im Jahre 1788 zum k. k. wirklichen Gubernialrath ernannt und von Kaiser Joseph in den erbländischen Ritterstand erhoben; im Jahre 1795 erhielt er das siebenbürgische Indigenat, im Jahre 1798 wurde er mit Beibehaltung seiner Würde bei dem wieder errichteten Thesaurariat in Siebenbürgen zum wirklichen Hofrathe befördert und im Jahre 1802 zur Hofstelle nach Wien berufen. Bei derselben diente er bis zum Jahre 1818, worauf er über sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt, jedoch nur von dem Referate enthoben, hingegen gebeten wurde, den Rathssitzungen beizuwohnen, um durch seine im Gebiete des Bergwesens gesammelten, ebenso umfassenden als gründlichen Kenntnisse dem Staate auch fernerhin noch nützlich bleiben zu können. Unter Einem wurde ihm in Anerkennung seiner geleisteten wichtigen Dienste das Ritterkreuz des St. Stephan-Ordens verliehen, worauf im Jahre 1820 seine Erhebung in den Freiherrnstand erfolgte. M. hat im Gebiete des Berg- und Hüttenwesens die ersprießlichsten Dienste geleistet, er hat als Fachschriftsteller mehreres über Chemie und Mineralogie geschrieben – weiter unten werden diese Arbeiten aufgezählt – und auch mehrere nützliche Entdeckungen gemacht. Im Jahre 1778 hatte er in Tirol den Turmalin (einen elektrischen Schörl), ferner im Jahre 1783 in Siebenbürgen ein neues Metall in einer goldreichen Erzart entdeckt, welches später Tellur, von Einigen Sylvan – als Anspielung auf den Fundort Siebenbürgen: Transylvania – genannt wurde; nach ihm erhielt auch der Hyalith, eine Opalart, von mehreren Mineralogen den Namen „Müllerisches Glas“. Die von M. veröffentlichten schriftstellerischen Arbeiten sind: „Nachricht von den in Tirol entdeckten Turmalinen“ (Wien 1778, gr. 4°.); – in Born’s Physikalischen Arbeiten der einträchtigen Freunde in Wien, I. Jahrgang (1783), 1. Quartal: „Versuch mit dem in der Grube Mariahilf in dem Gebirge Fazebay bei Salatna vorkommenden vermeinten gediegenen Spiesglanzkönig“; darin steht auch die Entdeckung des Tellurs, welche M. im Jahre 1762 machte und welche Klaproth im Jahre 1798 bestätigte. Die Fortsetzungen dieser Abhandlung stehen ebenda im 2. Quartal (1783) und im 3. Quartal (1784); – im 2. Quartal (1783): „Nachrichten von den Golderzen aus Nagyag in Siebenbürgen“; – im I. Bande der im Jahre 1789 von Born und Trebra erschienenen Bergbaukunde: „Mineralgeschichte der Goldbergwerke in dem Vöröspataker Gebirge in Siebenbürgen“; – „Eine Ausbeute von Borgoforte [nicht, wie es überall heißt, Bergoforte]“ (Wien 1796, 8°.). In Karl Heinr. Jörden’s „Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten“ (Leipzig 1808, Weidmann, gr. 8°.) Bd. III, S. 719, und auch in anderen Werken wird letztgenannte Schrift unter den Werken des berühmten Geschichtschreibers [347] Johannes von Müller [S. 360, Nr. 32] aufgeführt. Die Societät der Bergbaukunde und die Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin und die Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena haben M. unter ihre Mitglieder aufgenommen. Müller starb im hohen Greisenalter von 85 Jahren, nachdem er 62 Jahre dem Staate gedient. Ueber seine Familie vergleiche das Nähere in den Quellen.

Freiherrnstands-Diplom vom 7. December 1820. – Iris (eine Pesther Zeitschrift), Jahrg. 1825, Nr. 48. – Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, Strauß, 4°.) Jahrgang 1818, S. 315. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 231. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 725 [nach dieser gestorben am 12. October 1826]. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Fr. Voigt, kl. 8°.) III. Jahrg. (1825), 2. Heft, S. 1546, Nr. 215 [nach diesem gest. am 12. October 1825].
Ueber die Familie Müller von Reichenstein. Schon Franz Joseph’s Vater, Joseph Müller, der die Stelle eines königl. siebenbürgischen Thesaurariatsrathes bekleidete, wurde mit Diplom ddo. Wien 24. Juli 1788 in den erbländischen Adelstand mit dem Prädicate „von Reichenstein“, dessen sich die Nachkommen, mit Weglassung des Namens Müller, bedienen, erhoben. Den Freiherrnstand brachte sein Sohn Franz Joseph, dessen Lebensskizze S. 345 u. f. mitgetheilt wurde, in die Familie. Der nämliche Franz Joseph erlangte auch am 22. Jänner 1795 das siebenbürgische Indigenat und wenige Jahre vor seinem Tode, mit Diplom ddo. 7. December 1820, die österreichische Freiherrnwürde. Freiherr Franz Joseph war mit Margaretha geb. von Hehengarten (geb. 1. Jänner 1744, gest. 13. März 1784) vermält, aus welcher Ehe ein Sohn und eine Tochter stammen. Letztere ist Anna (geb. 1. April 1773), vermält (seit 1. Mai 1792) mit Mathias von Kimerle, kön. siebenbürgischer Thesaurariatsrath und Administrator der Herrschaft Zalathna. Der Sohn Karl Emerich (geb. 10. März 1780) war (seit 16. October 1816) mit Johanna geb. von Hirling vermält, aus welcher Ehe eine Tochter Josepha Margaretha (geb. 15. Mai 1818) und ein Sohn Franz Leonhard (geb. 3. October 1819) stammt. Franz Leonhard ist k. k. geheimer Rath und war zuletzt Hof-Vicekanzler der siebenbürgischen Hofkanzlei, als welcher er nach Auflösung dieser Stelle im Jahre 1865 in Disponibilität gesetzt wurde. [Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Just. Perthes, 32°.) III. Jahrgang (1853), S. 300; XVI. Jahrgang (1866), S. 736, unter dem Namen Reichenstein. – Kneschke (Ernst Heinrich Prof. Dr.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig 1859, Fr. Voigt, 8°.) Bd. V, S. 399, unter Müller von Reichenstein.
Wappen. Ein von Gold und Blau schrägrechts quergetheilter Schild. Im oberen goldenen Felde steht auf einem dreifachen grünen Hügel ein rechtsgekehrt zum Fluge gerichteter goldgekrönter schwarzer Adler mit offenem Schnabel, roth ausgeschlagener Zunge, in der rechten Klaue ein goldenes Erzstück haltend; im unteren Felde sieht man ein aus der Schildestheilung hervorbrechendes silbernes halbes Mühlrad. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich drei gekrönte Turnierhelme erheben; auf der Krone des mittleren in’s Visir gestellten Helms erhebt sich der vorbeschriebene schwarze Adler; aus den Kronen der beiden nach innen gekehrten äußeren Helme wallen je drei Straußenfedern empor, und zwar rechts eine blaue zwischen silbernen, links eine schwarze zwischen goldenen. Die Helmdecken sind rechts blau mit Silber, links schwarz mit Gold unterlegt.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Reichenstein, Franz Freiherr, siehe: Müller Freiherr von Reichenstein, Franz Joseph [Bd. XIX, S. 345 u. f., in den Quellen auf S. 347].
    Nachtrag zu den Quellen. Kronstädter Zeitung 1863, Nr. 83; – dieselbe 1865, Nr. 126 bis 132: „Schmerling – Reichenstein“, – Neue freie Presse 1865, Nr. 266: „Aus Siebenbürgen in den letzten vier Jahren“. [Bd. 25, S. 179.]