Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 58. (Quelle)
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Márton, Stephan (protestantischer Schulmann, geb. zu Iszka-Szent-György im Jahre 1760, gest. zu Pápa im Jahre 1831), der ältere Bruder des Joseph M. [s. d. Vorigen]. Die unteren Schulen besuchte er in Kecskemet, die höheren in Debreczin, wo er die philosophischen und theologischen Studien beendete. Dem Lehramte sich widmend, wurde er Rector des Gymnasiums [59] zu Nánás. Schon damals zeigte er sich als ein tüchtiger Schulmann und hatte dieses Gymnasium aus seiner früheren Unbedeutenheit zu einer trefflichen Anstalt umgeschaffen. Nach drei Jahren, welche die zugemessene Zeit für ein Rectorat bei den reformirten Gymnasien ist, begab er sich nach Deutschland und hörte in Göttingen mathematische, philosophische und theologische Vorlesungen. Im Jahre 1790 kehrte er nach Ungarn zurück und wurde sofort als Professor der Rhetorik und Logik an das Gymnasium zu Pápa im Veszprimer Comitate berufen. Dieses Gymnasium war bisher eine unbedeutende, ja mittelmäßige Anstalt gewesen. Márton’s rastlose und umsichtige Thätigkeit schuf sie innerhalb weniger Jahre zu einem Collegium um und er ließ ein eigenes Gebäude aufführen, in welchem die Zöglinge Wohnung und Kost erhielten. Die bisherige Lehrmethode hatte er theils verbessert, theils vollends reformirt, den Vortrag reeller Wissenschaften eingeführt, während vordem Alles in der Erlernung der lateinischen Sprache sich concentrirte, und hat die Schulbücher vom ABC-Buch angefangen bis hinauf zu den philosophischen Lehrgegenständen in neuen, ganz umgearbeiteten Ausgaben herausgegeben. Nun wurden auch mehrere Professoren an die Anstalt berufen und er selbst übernahm den Vortrag der Theologie, zu welchem Zwecke er nach Schmid die christlich-theologische Moral übersetzte und unter dem Titel: „Keresztyén theologusi moral“ (Raab 1796, 8°.) herausgab. In der Folge übernahm er den Vortrag der Mathematik und Philosophie und lehrte beide anfänglich in magyarischer Sprache, erst auf ausdrückliches Verlangen der Vorsteher des Collegiums kehrte er zu der früheren Vortragssprache, der lateinischen, zurück. Zu diesem Zwecke veranstaltete er die Herausgabe einer lateinischen Uebersetzung der theoretischen Theile der Philosophie von Krug, jene der praktischen Theile kam nicht zu Stande. Auch für die Verbreitung der deutschen Sprache war M. in entsprechender Weise thätig gewesen: denn durch ihn wurde der Unterricht der deutschen Sprache schon in den Grammatikalclassen zu Pápa eingeführt und zu diesem Zwecke ein kleines Schulbuch: „A német nyelv elsö kezdete“, d. i. Anfangsgründe der deutschen Sprache (Raab 1792), herausgegeben. Später, 1794, vollendete er eine griechische Grammatik (Görok Grammatika) sammt Lese- und Wörterbuch, das erste Werk dieser Art in ungarischer Sprache. Márton war ein ausgezeichneter Schulmann, seine Verdienste als Lehrer am Pápaer Collegium, als dessen eigentlicher Schöpfer er angesehen werden muß, sind sehr groß und eine nähere Würdigung seines Wirkens an dieser Anstalt, welches nicht ohne belebenden Einfluß auf das ganze Schulwesen in Ungarn blieb, würde einen höchst instructiven Beitrag zur Geschichte des Unterrichtes in Ungarn, in welcher mit M. eine neue Aera beginnt, bilden. Schon in seinen späteren Jahren gab er eine ganz neue Bearbeitung des Katechismus für untere Schulen in ungarischer Sprache unter dem Titel: „Keresztyén morális kis katechismus a helv. vallástétellel megegyezőleg“ (Becs [Wien] 1817) heraus, seine Versuche, ihn als Handbuch zum öffentlichen Unterrichte an den evangelischen Lehranstalten Ungarns eingeführt zu sehen, blieben erfolglos. Von M.’s übrigen Schriften sind bekannt: „Új Deák rudimenta vagy is á Deák nyelvnek első kezdete“, d. i. Neulateinische Anfangsgründe (Raab 1795); – „Phaedri Aug. Liberti fabula [60] aesopeae imitationibus hungaricis etc.“ (ibid. 1793, 8°.); – „Langii Colloquia. Quibus accedunt imitationes hungaricae, grammatica latina, lexiconque latino-hungarico -germanicum“ (editio 2da, ibid. 1794, 8°.). Als im Jahre 1831 die Cholera auch in Ungarn wüthete, wurde M., der vordem niemals krank gewesen, und sich im hohen Alter von 71 Jahren der vollen Gesundheit und eines lebensheiteren Sinnes erfreute, eines ihrer Opfer. Seine beiden jüngeren Brüder, den Lexikographen Joseph, dessen Lebensskizze schon mitgetheilt worden, und Gabriel, der Prediger zu Koveskal im Szalader Comitate war, hatte Stephan, da sie nach des Vaters Tode frühzeitig verwaist waren, erzogen. Der letztgenannte Gabriel war überdieß ein geschickter Landwirth, der sich insbesondere mit der Bienenzucht beschäftigte und über dieselbe ein vortreffliches Werkchen veröffentlicht hat.

Danielik (József), Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Második, az elsőt kiegészitő kötet, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Zweiter, den ersten ergänzender Band (Pesth 1858, Gyurian, 8°.) S. 191. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntags-Zeitung (Pesth, 4°.) Jahrg. 1858, Nr. 38. S. 449: „A pápai fölskola“ u. s. w., d. i. Das Pápaer Collegium [mit Abbildung des dem Stephan Márton zu Ehren errichteten Denkmals]. – Jelenkor. Politikai és társas élet Encyklopaediája, d. i. Die Gegenwart. Politische und Real-Encyklopädie (Pesth 1858, Heckenast, gr. 8°.) S. 280. – Toldy (Ferenc), A Magyar nemzeti iradalom tőrténete a legrégibb időktől a jelenkorig Rövid Előadásban, d. i. Geschichte der ungarischen Nationalliteratur von den ersten Zeiten bis auf die Gegenwart (Pesth 1864/65, Gustav Emich, gr. 8°.) S. 159, 160, 175 und 258. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien, 8°.) Bd. III, S. 585. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.), Bd. VII, S. 348.