BLKÖ:Lucchi, Michael Angelo

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 16 (1867), ab Seite: 130. (Quelle)
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Lucchi, Michael Angelo (gelehrter Theolog, geb. zu Brescia 20. August 1744, gest. zu Subiaco 29. September 1802). Er ward in jungen Jahren Benedictinermönch von der Congregation di Monte Cassino im Kloster der Santa Maria Praglia im Paduaner Gebiete. Als solcher vollendete er seine Studien zu San Giorgio maggiore in Venedig unter Morosini und Ganassoni, welche beide in der Folge Bischöfe wurden. Im Kloster der heiligen Justina zu Venedig wirkte L. mehrere Jahre als Professor, anfänglich der Philosophie, später der Theologie. Als Kaiser Leopold II. von der Congregation am Monte Cassino einen Professor der orientalischen Sprachen nach Florenz verlangte, fiel die Wahl auf Lucchi, der diese Stelle bis zum Jahre 1801 bekleidete, in welchem ihn Papst Pius VII. nach Rom berief, ihn noch am 23. Februar d. J. zum Cardinal ernannte und mit den Einkünften der Diöcesanabtei Subiaco beschenkte. Auf einer Visitation seiner Diöcese im Appenninen-Gebirge plötzlich erkrankend, erlag er auch in kurzer Zeit seinen Leiden. Der Grabschrift zufolge war L. auch Praefectus Sacri Consilii noxiis libris notandis abolendis. Lucchi war ein tiefer Kenner der alten classischen, vornehmlich griechischen Literatur und verstand außer der orientalischen Sprache auch viele moderne. Im Druck ist von seinen Arbeiten nur wenig erschienen, und zwar: „Polybii Appiani Alexandrini et Herodiani loco selecta ad mores, ad rempublicam, ad militiam et historiam pertinentia“ (Romae 1783); – dann besorgte er die schöne Ausgabe der Werke des Venantius, welche unter dem Titel: „Venantii Honorii Clementiani Fortunati Opera omnia recens. ad mss. Codices Vaticani nec non ad veteres editiones collata“, 2 Bde. (Romae 1786 et 1787, 4°.), erschien und während seines Aufenthaltes zu Florenz veröffentlichte er im Jahre 1796 vier kleine griechische Dialogen über das Landleben, über häusliche Wirthschaft, eine Ermahnung an die Jugend und über das Alter. Nach den Mittheilungen des Canonicus Balli, der mit der Aufnahme seines Nachlasses betraut war, befanden sich in demselben 4 hebräisch-griechisch-lateinische, [131] 71 griechische und 118 lateinische unedirte Schriften. Auch gibt Balli zehn gedruckte Schriften Lucchi’s an. Der ganze schriftstellerische Nachlaß L.’s wurde auf Befehl des Papstes in der Vaticanischen Bibliothek aufgestellt. Kurz vor seinem Tode noch hatte er ein sogenanntes Manifesto erlassen, in welchem er die baldige Herausgabe einer von ihm bearbeiteten Polyglotten-Bibel ankündigte. Der Tod, der ihn überraschte, hat dieses Unternehmen vereitelt.

Gussago (Jacopo Germ. Ab.), Memorie raccolte intorno alla vita ed agli scritti di Michele Cardinale Lucchi (Brescia 1816, Spinelli & Valotti, 8°.). – Commentarj dell’ Ateneo di Brescia degli anni MDCCCXIII, MDCCCXIV, MDCCCXV (Brescia 1818, Bettoni, 8°.) p. 55. – Dandolo (Girolamo), La caduta della Repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni (Venezia 1857, Naratovich, 8°.) Appendice p. 169. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Bd. I, Sp. 852. – Annalen der Literatur und Kunst in den österreichischen Staaten (Wien, J. V. Degen, 4°.) III. Jahrgang (1804), Intelligenzblatt Nr. 4, Sp. 25, in der „Nekrologie“. –