Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 301. (Quelle)
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Liverati, Johann (Giovanni) (Tonsetzer, geb. zu Bologna im Jahre 1772, Todesjahr unbekannt). Erhielt in früher Jugend einen tüchtigen Musikunterricht, erlernte bei P. Mattei die Grundregeln der Composition und brachte schon im Jahre 1789, erst 17 Jahre alt, mehrere von ihm componirte Psalmen in der Kirche San Francesco zu Bologna zur Aufführung. Da er eine gute Stimme besaß und auch Unterricht im Gesange erhalten hatte, widmete er sich der Oper, und zwar als Sänger und Componist, ließ 1790 eine einactige Oper: „Il divertimento in campagna“ aufführen und trat in der italienischen Oper zu Barcellona, dann in Madrid als Tenorist auf. Um diese Zeit schrieb er eine Messe, ein Requiem und ein großes Oratorium: „Die sieben Worte des Erlösers“. Von Madrid ging er nach Potsdam als Dirigent der italienischen Oper, blieb aber nur bis zum Jahre 1800 dort, worauf er sich nach Prag begab. Dort verweilte er bis zum Jahre 1804, muß jedoch sich wenig bemerkbar gemacht haben, da Dlabacz, dem nicht leicht ein Künstler, der in Böhmen gelebt, entgangen, mit keiner Silbe seiner gedenkt. Im letztgenannten[WS 1] Jahre begab er sich nach Triest, wo er seine Oper „Il maestro di Musica“ zur Aufführung brachte und mit ihr Beifall erzielte. Im Jahre 1805 ging er nach Wien, wo seine Compositionen gleichfalls eine freundliche Aufnahme fanden und es ihm daselbst so wohl gefiel, daß er sich allda als Musiklehrer niederließ. Während seines zehnjährigen Aufenthaltes in der Kaiserstadt stand er mit ersten Koryphäen der Musik, mit Beethoven, Haydn, Salieri, in freundschaftlichem Verkehre. Fleißig componirend, brachte er die Opern: „Davidde“, welche auch gestochen im Clavierauszuge erschien; – „Enea in Cartagine“, – „La Prova generale“, – „La Presa d’Egea“ zur Ausführung, schrieb auch die allegorischen Opern: „Il Tempio d’Eternitá“, – „Il Convito degli Dei“ (für den Fürsten Lobkowitz); – die Cantaten: „Il Trionfo d’Ausonia“, – „Miltiade“; – das Oratorium: „L’Adorazione dei pastori e dei magi“, endlich viele kleine [302] Vocalsachen, nebst einer Messe für den Fürsten Eßterházy. Im Jahre 1814 verließ er Wien und ging als Compositeur des königlichen Theaters nach London, wo er auch während seines dreijährigen Aufenthaltes mehrere Opern, als „Gastone e Bojardo“, – „Gli Amanti fanatici“, – „Il Trionfo d’Albione“, – „Il Selvaggi“, – „Il Trionfo di Cesare“ vollendet hatte. Von London kehrte er gegen Ende des Jahres 1817 in sein Vaterland Italien zurück, und nun fehlen alle fernere Nachrichten über ihn. – In Wien wurde ihm ein Sohn geboren, Carlo Ernesto (geb. 11. März 1805, gest. zu Florenz 27. October 1844), der bis zum Jahre 1814 in Wien und dann mit dem Vater in London lebte, wo er, statt dem Kaufmannsstande, wie es des Vaters Absicht war, sich der Kunst widmete und in derselben eine nicht gewöhnliche Höhe erreichte. Seine Lehrer waren Reinaghle und Briggs. Als er später nach Italien sich begab, wählte er Florenz zu seinem bleibenden Aufenthalte und erhielt, in Würdigung seiner dort gemalten Bilder, von der Florentiner Akademie den Titel eines Professors. Von seinen Bildern sind besonders nennenswerth: „Galilei vor dem Inquisitionsgerichte“, – „Die zur Aussegnung nach der Kirche gehende Wöchnerin“, – „Kinder bekränzen das Tabernakel der Madonna mit Blumen“, – „Die Strohflechterin mit dem Kinde“ u. m. a., wozu ihm die schönen Bewohner des Arnothales die Typen lieferten. Auch hat er viele und darunter treffliche Porträts gemalt und zahlreiche, oft nur mit Bleistift[WS 2] hingeworfene Skizzen hinterlassen, aus denen aber der Geist und Schwung eines genialen Künstlers sprechen. Ueberdieß besaß L. tüchtige historische und antiquarische Kenntnisse. Seine Wohnung, ein gewölbtes Gemach im Thurme Albizzi, war ein kleines Museum, voll von Bildern und Kupferstichen, altem Hausrath, Waffen, Schmucksachen, Büchern und Manuscripten. Mit der Geschichte seiner Heimat, für die er seit Jahren in seiner Art und Weise und für seine Zwecke gesammelt, völlig vertraut, erwies sich seine Geschichtskenntniß, öfter selbst bei wissenschaftlichen Unternehmungen nützlich, wie z. B. bei den archivalischen Forschungen Gualandi’s, bei dem bei Vissieux erscheinenden „Archivo storico“ u. a. Leider befiel ihn ein Brustleiden, von dem er bereits einmal geheilt worden, wieder und raffte ihn im Alter von erst 39 Jahren dahin.

Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 794. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) Jahrgang 1843, Nr. 98; Jahrg. 1845, S. 311 u. f. – Missirini (Melchiore), Biografia di Carlo Ernesto Liverati (Firenze 1844, 8°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: letzgenannten.
  2. Vorlage: Beistift.