BLKÖ:Litwinowicz, Spiridion

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Littrow, Eugenie von
Band: 15 (1866), ab Seite: 296. (Quelle)
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Litwinowicz, Spiridion (Metropolit der griechisch-katholischen Kirche Galiziens, geb. in Galizien 6. December 1810). Von ruthenischen Eltern. Begann nach beendeten philosophischen Schulen das Studium der Theologie, erlangte die theologische Doctorwürde und erhielt am 19. Juli 1835 die heil. Weihen. Anfänglich widmete er sich dem Lehramte und war mehrere Jahre zu Czernowitz in der Bukowina als Religionsprofessor thätig. Später kam er als Prälat der griechisch-unirten Pfarrkirche zu St. Barbara nach Wien, wurde im Jahre 1857 Bischof von Canath in partibus infidelium und Suffragan des Lemberger Metropoliten Gregor Freiherrn von Jachimowicz [Bd. X, S. 11; Bd. XIV, S. 488] und als dieser [297] zu Lemberg am 29. April 1863 starb, dessen Nachfolger auf dem erledigten erzbischöflichen Sitze. Am 30. Juni 1863 erfolgte seine Ernennung und am 27. December g. J. in der Schottenkirche zu Wien die feierliche Bekleidung mit dem Pallium durch den päpstlichen Nuntius Falcinelli, und am 5. Mai 1864 die feierliche Inthronisation in der St. Georgskirche zu Lemberg. Ueberdieß ist der Metropolit L. Hausprälat Sr. Heiligkeit des Papstes, römischer Graf, seit 1864 wirklicher geheimer Rath und Mitglied der Stände von Galizien und des Großherzogthums Krakau. Als im Jahre 1861 der österreichische Reichsrath zusammentrat, wurde auch der damalige Weihbischof Litwinowicz als Mitglied des galizischen Landtages aus demselben in das Abgeordnetenhaus des Reichsrathes gewählt und trat nun als Führer der Ruthenen den Polen gegenüber, die eine ganz exclusive Haltung im Hause einnahmen, mit wirksamem Nachdruck und als eine mächtige Stütze des Ministeriums Schmerling auf, indem er mit seiner numerisch zwar nicht großen Partei doch treu zum Ministerium stand und in Momenten, wenn die Opposition gefährlich zu werden drohte, die Stimmen seiner Ruthenen dem Ministerium rettend in die Urne warf. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, eine Einigung zwischen „Galizien von Berg und Galizien von Thal“ (wie Brinz bei Gelegenheit der Frage des Unterrichtsfonds die beiden Fractionen der Polen und Ruthenen bezeichnete) herbeizuführen, aber die Ruthenen sind zu mißtrauisch gegen ihre polnischen Landsleute, welche wenig Neigung zeigen, ihnen Gleichberechtigung zu gewähren. Darum schloß diese das rechte Centrum bildende Phalanx von einem Dutzend Stimmen sich fast ohne Ausnahme der Regierung an, von welcher sie Schutz gegen die Unterdrückung ihrer Nationalität und Sprache durch die Polen erwarten darf. Nur wo das Concordat in’s Spiel kam, trennten sich Litwinowicz und die Seinen von der Majorität und es läßt sich nicht läugnen, daß der Bischof bei solchen Anlässen geschickt Alles beibrachte, was irgend zur Rechtfertigung des so stark angefochtenen Vertrages dienen kann. Fest an die Verfassung haltend, trat er oft und stets in wichtigen Fällen als Redner auf und sprach dann mit seltener Klarheit und Gewandtheit, mit Ruhe, wenngleich mit Nachdruck, dann und wann die Rede mit Humor würzend. Die anläßlich der Adreßdebatte an einem der letzten Tage des August 1861 gehaltene Rede mochte gleichsam als sein politisches, wie eine andere am 28. Mai 1862 in der Concordatsfrage gehaltene, als sein geistliches Glaubensbekenntniß anzusehen sein.

Oesterreichische illustrirte Zeitung (Wien, 4°.) IV. Jahrg. (1854), Nr. 227: „Spiridion Litwinowicz“ [mit wohlgetroffenem Porträt im Holzschnitt]. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, Fol.) 1862, S. 303 [auf S. 301 Porträt im Holzschnitt]. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1863, Nr. vom 10. September [Original-Correspondenz aus Lemberg]; Nr. 355, im Abendblatt [unter den Hof- und Personal-Nachrichten]. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1864, Nr. 127. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1861, S. 1931. – Národné listy (Prager polit. Blatt). Redacteur Dr. Gregr, 1861, Nr. 215: „Obrázky říšské sněmovny“. – Carte blanche (Leipzig 1862, Friedrich Volkmar, 12°.) S. 23, Nr. 19. – Silhouetten aus dem österreichischen Reichsrathe (Leipzig 1862, Otto Wigand, 12°.) S. 24.