BLKÖ:Linda-Matoušek, Wenzel

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Linda, Joseph
Band: 15 (1866), ab Seite: 196. (Quelle)
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Linda-Matoušek, Wenzel[BN 1] (Tonkünstler, geb. zu Tenowic im Pilsner Kreise Böhmens 9. Jänner 1810, gest. zu Krakau 2. Juni 1861). Von Jugend auf in Bezug auf seine Ausbildung auf sich selbst angewiesen, bildete er sich unter Mühsal und Entbehrungen in der Musik und in anderen Unterrichtsgegenständen selbst und erhielt erst später, da er ein ungewöhnliches Talent bekundete, im Prager Conservatorium einen gründlichen musikalischen Unterricht. Vornehmlich war es der treffliche Violinspieler Slawik, unter dessen Leitung L. seine künstlerischen Fähigkeiten entwickelte. Einen nachhaltigen Einfluß auf ihn übte Paganini, den er, als er in Prag auftrat, gehört und sich ihn fortan zum Muster genommen hatte. Sein Vorbild in der Technik seines Instrumentes, schreibt sein Biograph, war Paganini, dessen Büste er gern in seiner Nähe wußte, über den er gerne hörte und sprach. Als er den noch nicht erreichten Meister in Prag gehört, eiferte er ihm mit eiserner Willensmacht nach. Sein Repertoir war auch zumeist das der Geiger, die sich an die höchsten Schwierigkeiten dieses so schwer zu behandelnden Instrumentes wagen. Bewunderungswürdig und mit einem unnachahmlichen Ausdrucke spielte er Quartette von Haydn. In Rußland nannte man ihn den wiedererstandenen Paganini, wozu auch wohl einige Aehnlichkeit in Gestalt und Gesichtsbildung beitragen mochte. L. machte frühzeitig Kunstreisen in der Monarchie, dann in der Schweiz und in Rußland. In Steiermark, wo er seine nachmalige Gattin kennen gelernt, und in der Schweiz hielt er sich längere Zeit auf. Im Jahre 1860 war er von einer Kunstfahrt nach dem Norden in Krakau eingetroffen und hatte, da er sich sehr erschöpft fühlte, daselbst Halt gemacht, um neue Kräfte zu sammeln. Aber diese schwanden vielmehr, und nach mehrmonatlichem Leiden, ohne in Krakau öffentlich aufgetreten zu sein, starb er im Alter von 51 Jahren. Daß er auch sonst eine bei Musikern nicht gewöhnliche Bildung besaß, dafür spricht die Stelle aus einem Briefe an einen seiner Freunde, mit dem er seine Gedanken und Anschauungen über die in den Vordergrund tretenden Erscheinungen der Zeit austauschte. „Auch ich bin Anhänger ihrer philosophischen Anschauung. „Kraft und Stoff“, und verwerfe Moleschott’s: „Kraft ist nur Eigenschaft des Stoffes“, indem ich die Beweise für ihre Behauptung in mir und meiner Kunst wahrnehme. Welch eine himmelweite Differenz zwischen Idealität und Realität, zwischen Phantasie und Execution, zwischen dem gedachten und erzeugten Tone meiner Geige! Wo ist die Welt, wo ich ungehindert von der rohen Materie das hienieden Geahnte verwirklichen werde? – und diese muß es geben, denn keine Wirkung ohne Ursache, folglich es lebe Geist und Stoff.“ Ob L. auch componirt, hat sein Nekrologist nicht berichtet, obwohl es sich aus der Stelle, wo er schreibt: wie „Linda strenge war in der Beurtheilung seiner eigenen Leistungen“, fast vermuthen läßt.

Krakauer Zeitung 1861, Nr. 132.. „Wenzeslaus Linda-Matoušek“. – Wiener Zeitung 1861, Nr. 140, S. 2220. – Didaskalia (Frankfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) Jahrg. 1861, Nr. 171.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Matouschek, auch Matoušek, siehe: Linda-Matoušek, Wenzel [Bd. XV, S. 196].
    Das Bernsdorf-Schladebach’sche „Universal-Lexikon der Tonkunst“ nennt ihn im 1863 erschienenen „Nachtrag“, S. 255: Matousceck (!) und gibt den 9. Februar 1810 als sein Geburtsdatum an. [Bd. 17, S. 108.]