BLKÖ:Leonarducci, Gaspare

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 2. (Quelle)
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Leonarducci, Gaspare (italienischer Poet, geb. zu Venedig im Jahre 1685, gest. zu Cividale 8. Juni 1752). Erhielt seine erste Ausbildung in der Congregazione Somasca zu Cividale, in deren Genossenschaft bei Santa Maria della Salute in Venedig er später selbst eintrat. Im Jahre 1706, 22 Jahre alt, schickte ihn sein Orden nach Cividale, um dort im eben errichteten Adelsconvicte zum h. Geist die schönen Wissenschaften vorzutragen. 12 Jahre war L. in diesem Lehramte thätig, als er im Jahre 1718 in das Collegium Clementinum nach Rom als Lehrer der Rhetorik berufen wurde. Sein gründliches Wissen und überhaupt seine Tüchtigkeit im Lehramte veranlaßten seine Wahl als Erzieher in einigen Adelsfamilien in Wien und Neapel. Dann zu seinen Ordensbrüdern zurückgekehrt, wurde er Pfarrer im Collegium S. Croce in Padua, darauf Rector der Akademie, welche in der Giudecca von der Republik zur Erziehung von adeligen Zöglingen mittelloser Eltern unterhalten wurde und kam von dort in gleicher Eigenschaft in das Collegium seines Ordens zu Cividale, wo er im Alter von 64 Jahren starb. Der Tod des Papstes Innocenz XIII., im Jahre 1724, wurde die Veranlassung zu einer Dichtung, welche den Namen Leonarducci’s der Vergessenheit entzog und welche die Wiedererweckung des fast völlig vernachlässigten Studiums Dante’s zur Folge gehabt. Leonarducci feierte damals das Andenken des verewigten Papstes durch ein Gedicht, betitelt: „La provvidenza“, dessen Schwung und herrliche Sprache den Beifall seiner Freunde in solchem Maße erntete, daß sie ihn veranlaßten, den Gegenstand in noch mehreren Gesängen zu behandeln. L. wählte zu diesem Zwecke geeignete Stoffe aus der Bibel, und zwar durchgehends solche Begebenheiten, in denen die göttliche Vorsehung recht sehr in den Vordergrund tritt. Metrum und die ganze äußere Fassung entlehnte er der göttlichen Komödie Dante’s. So gedieh das Gedicht zu einem ganz stattlichen Umfange, indem der erste Theil 45, der zweite jedoch, dessen Vollendung durch L.’s Tod verhindert worden, 16 Gesänge umfaßt. Auch wird von Kennern der erste Theil, was Schwung und poetischen Gehalt betrifft, dem zweiten vorgezogen. L. hat noch mehrere Andachts- und ascetische Schriften, darunter das öfter gedruckte „La maniera di ben comunicarsi“ (Venezia 1732, Sim. Occhi) herausgegeben. Von dem oberwähnten biblischen Gedichte: „Die Vorsehung“ erschienen folgende sich ergänzende Ausgaben, bei seinen Lebzeiten, unter den Titeln: „La Provvidenza. Cantica“ (Venezia 1739, Occhi, 4°.); – nach seinem Tode von Angelo Dalmistro herausgegeben: „La Provvidenza, Visione, canti due“ (Padova 1825, Crescini); – „La Provvidenza Cantica Seconda. I primi IV canti inediti“ (Venezia 1827, Tip. Alvisopoli) [3] – und „La Provvidenza Cantica seconda. Gli ultimi XII canti inediti“ (ebd. 1828). Bettinelli [Bd. I, S. 357], bekannt durch seine Angriffe Dante’s und seiner Nachahmer, machte mit L. eine Ausnahme, indem er ausdrücklich bemerkte, daß es ihm gelungen sei, Dante’s Schönheiten nachzuahmen, ohne jedoch in seine Fehler zu verfallen.

Tipaldo (Emilio de), Biografia degli italiani illustri nelle scienze, lettere ed arti del secolo XVIII e de’ contemporanei (Venezia 1835, tipografia di Alvisopoli, gr. 8°.) Tomo II, p. 95 [nach diesem gest. am 8. Juni 1752]. – Galleria dei Letterati ed Artisti illustri delle provincie Veneziane nel secolo decimottavo (Venezia 1824, Bartolommeo Gamba, 8°.). – Moschini, Letteratura Veneziana, Tomo III, p. 154. – Dandolo (Girolamo), La Caduta della Repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venezia 1853, Naratovich, 8°.) p. 324 [nach diesem geboren im Jahre 1688, gest. am 9. Juni 1752]. – Porträt. Umriß, gestochen von Musitelli (Venedig, 8°.).