BLKÖ:Lauterwald, Alois

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lauterer, Adam
Band: 14 (1865), ab Seite: 228. (Quelle)
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Lauterwald, Alois (Huszaren-Standartenführer, geb. zu Fünfkirchen im Jahre 1743, Todesjahr unbekannt). L. trat im Jahre 1765 als Gemeiner im Cavallerie-Regimente Kaiser-Huszaren ein, machte die vielen Feldzüge seiner Zeit mit, wurde Standartenführer im Regimente und erhielt, mit vielen Wunden bedeckt, nach 57jähriger braver Dienstleistung, im Jahre 1822 seinen Abschied. L. hatte die Türkenkriege unter Loudon mitgemacht, und sich durch eine ritterliche That die bleibende Erinnerung an seinen Namen gesichert. Als im Jahre 1789 Belgrad von den kaiserlichen Truppen cernirt war, ritt eines Tages unter Vortritt eines Trompeters und gefolgt von einer Rotte Bosniaken, ein kolossaler, unter dem Namen des bosnischen Riesen gekannter, und allgemein gefürchteter Pascha aus der Festung, und forderte jedweden zum Zweikampfe heraus. Der Huszar Lauterwald, den Eingebungen seines kriegerischen Feuers rasch folgend, spornte sein Pferd und trat muthig dem Pascha, dessen herrliches und prachtvoll geschirrtes Roß Aller Augen auf sich zog, entgegen. Vor Allem entspann sich zwischen beiden ein geschicktes Pferdemanöver, und nur ausnahmsweise kam es zum directen Angriffe, eben nur wenn Einer dem Andern eine Blöße gegeben, und dieser sie noch rechtzeitig benutzt hatte. Fiel aber unter solchen Umständen dann und wann ein Hieb, so parirte ihn der Angegriffene und die Pferde schienen die Absichten der beiden Kämpfer durch gewandte Bewegungen nur zu unterstützen. Schon über anderthalb Stunden hatte der Zweikampf gedauert, als Lauterwald, wahrnehmend, daß des Gegners Roß bereits Zeichen der Ermüdung verrieth, beschloß, zur List die Zuflucht zu nehmen. Am Sattel war noch das Fouragierseil angebunden, das er in der Eile, mit der er der Aufforderung des Gegners nachzukommen beflissen gewesen, nicht losgelöst hatte. Bei einer langsameren Pferdewendung schlang er, von seinem Gegner unbemerkt, eine Schlinge damit, und nun einen Angriff mit dem Säbel rasch ausführend, warf er das Seil auf den Gegner. Der Wurf war so vollkommen gelungen, daß, als der Huszar das Seilende anzog, der Türke am Halse gefesselt vom Pferde gerissen wurde, und nun auch seinem schnell davon reitenden Besieger in das österreichische Lager folgen mußte, wo in diesem Augenblicke ein donnerähnliches Hurrah den ankommenden Sieger empfing. Kaiser Joseph II., eben damals im Lager, war Zeuge dieser herzhaften und denkwürdigen That L.’s gewesen. Er verlieh dem wackeren Huszaren die silberne Tapferkeitsmedaille, von der Generalität wurde L. überdieß reich beschenkt, und auf Befehl des Kaisers wurde dieser an die Kämpfe des Mittelalters mahnende Zweikampf durch einen [229] Historienmaler verewigt. Wo zur Zeit dieses Bild sich befindet, ist leider nicht bekannt. Später nahm L. – der seine Beförderung zum Corporal abgelehnt hatte – an allen Feldzügen in den Niederlanden, in Frankreich, Deutschland und Italien Theil, und bei Leipzig erkämpfte er sich die goldene Medaille. Noch neun Jahre nach der Leipziger Schlacht diente er, dann nahm er, 1822, den Abschied, begab sich nach Tyrnau, wo er sich niederließ, noch im Jahre 1846, damals also schon 101 Jahre alt, lebte, und im genannten Jahre gar noch zu Fuß von Tyrnau eine Wallfahrt nach Maria-Zell unternahm. Auf dem Rückwege hatte er sich verirrt und war von einem hochgestellten Officier in dem Orte Mauer bei Wien in seiner Huszarenkleidung auf der Straße schlafend gefunden, und von diesem nach Wien gebracht worden. Später kam er durch die Vorsorge seines hohen Gönners (der nicht genannt ist, aber wohl der Fürst Liechtenstein gewesen sein dürfte) auf den Lichtenstein bei Mödling, wohin der hundert und mehr Jahre alte Veteran zu Fuß gewandert war. Obwohl er an seinen Wunden – er hatte deren sieben – noch immer und zeitweise schwer litt, hatte er doch ein so hohes Alter erreicht. In der Schlacht bei Aspern hatte er die zwei Mittelfinger seiner rechten Hand verloren, gab aber doch seinen Dienst nicht auf, und hielt, ein echter Huszar und Held, mit den übrig gebliebenen drei Fingern die Standarte so fest, daß er sie nie verlor. Wie lange nach 1846, er noch gelebt, ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt.

Wiener allgemeine Theater-Zeitung. Herausgegeben von Ad. Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 40. Jahrg. (1846), S. 643.