BLKÖ:Lannoy, Karl, Fürst von Sulmona

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 14 (1865), ab Seite: 145. (Quelle)
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In Oesterreichs Geschichte spielt schon im 16. Jahrhunderte ein Karl von Lannoy, nachmals Fürst von Sulmona, eine große Rolle. Einer angesehenen flandrischen Familie entstammend, that er Kriegsdienste im kaiserlichen Heere und hatte bereits unter Kaiser Maximilian I. in den niederländischen, venetianischen und anderen Kriegen gefochten. Als im Jahre 1524 Prospero Colonna starb, übernahm Lannoy das Commando der kaiserlichen Völker im Mailändischen. Kaiser Karl V. ernannte ihn zum Vicekönige von Neapel. Von dort eilte er im Jahre 1525 herbei, um das äußerst bedrängte Pavia zu retten. Hier nahm er mit Bourbon und Pescara gegen das französische Heer eine sehr vortheilhafte Stellung, und als König Franz in seiner Bedrängniß und unvermögend die Ehre des Tages zu retten, schon auf seine eigene Rettung bedacht sein mußte, endlich auch diese nicht mehr möglich war, erklärte der König, sich nur an Lannoy gefangen ergeben zu wollen, was auch geschah. Lannoy führte nun den König, ohne daß Bourbon und Pescara davon Kenntniß hatten, nach Spanien und später, als Franz von dem Kaiser die Freiheit erhielt, bis an die französische Grenze. Lannoy wurde dafür von Kaiser Karl V. mit vielen Herrschaften in Flandern und mit dem Fürstenthume Sulmona im Neapolitanischen beschenkt, von Bourbon und Pescara aber mit ihrer Rache, die sich in Intriguen und Verfolgungen aller Art äußerte, verfolgt. Nach dem Fürstenthume Sulmona nahm Lannoy den Titel eines Fürsten von Sulmona an. Auch war es L., der den Papst, nachdem dieser gegen das kaiserliche Heer Feindseligkeiten begann, zum Vergleiche zwang, den er aber – obwohl nicht aus eigener Schuld, sondern weil Bourbon ihm wegen der heimlichen Entführung des gefangenen Königs Franz noch Rache nachtrug – nicht einzuhalten vermochte. Denn ungeachtet des mit dem Papste geschlossenen Vergleichs ging Bourbon mit den kaiserlichen Landsknechten auf Rom los. Bald darauf (1527) starb Lannoy an der Pest, welche damals im Neapolitanischen herrschte. – Sein Sohn Ferdinand diente auch in der kaiserlichen Armee und war ein gebildeter Soldat, der gute Karten von Burgund und Franche Comté ausgeführt hat. [Fasti Borbonici (Milano e Napoli 1858, Civelli, 4°.) p. 43. – Reilly (Franz Joh. Jos. v.), Skizzirte Biographien der berühmtesten Feldherren Oesterreichs von Maximilian I. bis auf Franz II. (Wien 1813, Kunst- und Industrie-Comptoir, kl. 4°.) S. 34. – Bornschein (Adolph), Oesterreichischer Cornelius Nepos (Wien 1812, 8°.) S. 121. – Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren (Wien 1808, Degen, 8°.) Bd. I, Abthlg. 1, S. 35. – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Joh. Heinr. Zedler, kl. Fol.) Bd. XVI, Sp. 699–704. – Porträt. Aufschrift: Carl v. Lanoy, Fürst von Sulmona. Unterschrift:

Der erst ein kleiner Nahme,
     Plötzlich dem Dunkel sich
Entrissen, und durch drei, vier Thaten
     Bis zur Unsterblichkeit aufgeschwungen.
     Mastalier, Gedichte S. 70
. – Langer sc.