Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 419. (Quelle)
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Löwe, Heinrich, auch Johann Heinrich (philosophischer Schriftsteller, geb. zu Prag im December 1808). Besuchte das Gymnasium und die philosophischen Jahrgänge in seiner Vaterstadt Prag, dann ging er nach Wien, um die Rechte zu studiren, welche er auch nach einer kurzen, durch Verhältnisse im Elternhause veranlaßten Unterbrechung beendete. Anfänglich der judiciellen Laufbahn sich zuwendend, trat er beim Criminalgerichte in Wien ein, in kurzer Zeit aber gab er diese Richtung auf und verlegte sich mit besonderem Eifer auf das Studium der Philosophie, die schon lange früher seinen Lieblingsgegenstand bildete und worin ihn der Umgang mit A. Günther [Bd. VI, S. 10], Heinrich Papst u. A. mächtig förderte. Bis zu Anbeginn des J. 1838 brachte er noch in Wien zu, wo er auch die philosophische Doctorwürde erlangte; nun erhielt er eine Stelle als Supplent der Philosophie am Lyceum zu Salzburg und wurde schon im folgenden Jahre ebenda außerordentlicher Professor dieses Gegenstandes. Bis [420] zum Jahre 1851 blieb L. auf diesem Posten, fungirte in der Zwischenzeit als Secretär des Ausschusses zur Aufstellung des Mozart-Denkmals und leitete alle Angelegenheiten bis zur Enthüllungsfeier im Jahre 1842; im Jahre 1844/45 war er Decan der philosophischen Facultät und im Jahre 1850 Rector des Lyceums, das im genannten Jahre in ein Gymnasium umgestaltet wurde. Nun erlitten auch Löw’s Vorträge eine Aenderung: er als nunmehr über philosophische Propädeutik und hielt Vorträge über einzelne Zweige der Philosophie für Theologen und kleinere Kreise des Publicums. Im Jahre 1851 wurde er zum außerordentlichen Professor der Philosophie in Prag ernannt und erhielt erst im Jahre 1858 wieder eine ordentliche Professur seines Faches, die er in Salzburg bereits durch 13 Jahre bekleidet hatte. Im Jahre 1854 ernannte ihn die kön. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften zum außerordentlichen, im Jahre 1859 zum ordentlichen Mitglieds derselben. Im Jahre 1861 wurde er Decan des Doctoren-, im Jahre 1863 des Professoren-Collegiums der Philosophie und im Jahre 1863/64 Rector der Prager Hochschule. Als solcher ist er Mitglied der böhmischen Stände und nun beginnt Löwe’s politische Rolle. Wenzig brachte die Sprachenfrage im Unterrichtswesen in Anregung und das Princip der Gleichberechtigung vorschiebend, verlangte er, daß auf den Mittelschulen neben der deutschen Sprache, in der bisher ausschließlich gelehrt worden, die zweite Landessprache als obligater Gegenstand aufgenommen und erklärt werde.Dr. Löwe machte diesen Antrag zu dem seinigen und vertheidigte ihn – obgleich selbst ein Deutscher – mit großer Gewandtheit und Hartnäckigkeit und erntete dafür die lauteste Anerkennung der čechischen Partei. Die deutsche blickte anfangs befremdet auf diesen Vorgang, da sie denselben mit den Grundsätzen, welche Dr. Löwe in der anläßlich des Fichte-Jubiläums 1862 gehaltenen Rede ausgesprochen, schlechterdings nicht in Einklang zu bringen vermochte; nach der Hand aber stellte sie sich damit zufrieden, daß in einer Zeit, wie in der gegenwärtigen, Alles erklärlich sei. Doctor Löwe hat außer einigen kleineren Aufsätzen in verschiedenen Blättern noch herausgegeben: „Ueber den Begriff der Logik und ihrer Stellung zu den anderen philosophischen Disciplinen“ (Wien 1849, Braumüller, 12°.); – „Das speculative System des René Descartes, seine Vorzüge und Mängel“ (ebd. 1855, 8°.), auch im XIV. Bande der Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Classe; – „Rede zur Feier des hundertjährigen Geburtstages J. G. Fichte’s“ (Prag 1862); – „Die Philosophie Fichte’s nach dem Gesammtergebnisse ihrer Entwickelung u. s. w. Mit einem Anhange über den Gottesbegriff Spinoza’s“ u. s. w. (Stuttgart 1862); – „Ueber den Unterricht in der philosophischen Propädeutik am Gymnasium. Zugleich eine theilweise Beleuchtung der hierüber in dem Organisations-Entwurfe für die österreichischen Gymnasien enthaltenen Instructionen“ (Prag 1864, Steinhauser, gr. 8°.). Die Kritik bezeichnet L., den philosophischen Schriftsteller, als einen klaren scharfsinnigen Denker.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1365, Artikel Löwe, Nr. 2. – Allgemeine akademische Zeitung (Jena, kl. 4°.) Jahrgang 1863, S. 123 u. 124; „Correspondenz aus Prag vom 9. und 11. Juli“.