Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lövy
Band: 15 (1866), ab Seite: 407. (Quelle)
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Lößl, Franz (Architekt, geb. zu Brünn im Jahre 1801). Sohn wohlhabender Eltern, die ihn, als sie sein Talent für die Kunst erkannten, nach Wien zum Besuche der k. k. Akademie der bildenden Künste schickten. Indem er dort an der Architektenschule seine künstlerische Ausbildung begann, setzte er die Studien am Polytechnicum fort, um sich auch Kenntnisse in anderen, mit dem Fache, das er sich gewählt, verwandten Fächern und Wissenschaften anzueignen. In der Architecturschule erhielt L. mehrere erste Preise und wurde in Folge dessen im Jahre 1825 als kais. Pensionär nach Rom geschickt, wo ihm die Kunstwerke des Alterthums und die übrigen dort aufgespeicherten Kunstschätze [408] reichlich Gelegenheit zur Veredlung seines Geschmackes und einer feineren im Bauwesen Wiens so nöthigen Kunstrichtung darboten. Zu gleichem Zwecke bereiste er Unteritalien und Sicilien und kehrte nach vierjährigem Aufenthalte im Süden nach Wien zurück. Um diese Zeit eben, 1829, wurde der Concurs zu Plänen für das neu zu errichtende Gebäude der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ausgeschrieben. Für das ungeeigneteste Terrain, das sich nur denken läßt, auf welchem die Lage, der nach der Hauptfront schmale, hingegen in die Tiefe sich verlängernde, nach allen Seiten an alte, des Niederreißens eher als des Stehenbleibens würdige Winkelbauten angrenzende Raum geradezu unbesiegbare Hindernisse darzubieten schien, sollte der Plan für ein der Kunst gewidmetes Gebäude, das ebenso seiner äußeren Form nach zunächst einen angenehmen Eindruck hervorbringen, als in seinem Innern durch eine entsprechende Raumeintheilung genügen sollte, entworfen werden. Zwölf Projecte wurden eingereicht und unter diesen jenes Lößl’s als das beste befunden. Gewinnung der unter den beschränkten Raumverhältnissen größtmöglichen Localitäten, namentlich eines entsprechend großen, acustisch gebauten und einfach aber mit Geschmack ausgestatteten Concertsaales, im übrigen eine geschickte Eintheilung, solide Construction und eine ansprechende äußere Form. Alles fand sich in L.’s Plänen vereinigt. Er hatte in der That die schwierige Aufgabe so trefflich gelöst, daß es zu bedauern ist, daß der jener Zeit mangelnde Sinn für die Kunst und ihre hohen Zwecke nach jeder Richtung hin die besten Talente verkümmern ließ, und Dinge zu Tage förderte, deren man sich drei Jahrzehnde später bereits schämte. Der Vorwurf trifft nicht die Ausführenden, sondern die einen Bau Anordnenden. Auch Lößl würde unter anderen Verhältnissen sich als das bewährt haben, wozu er sich seit Jahren vorbereitet und ernstlich im Lande der Kunst ausgebildet. Daß er dasselbe nicht nutzlos gesehen, beweist gerade dieses Gesellschaftsgebäude, dessen Unwürdigkeit für den hohen Zweck den Auftraggebern zur Last fällt, deren nicht wegzulegende Vorzüge aber einzig und allein dem ausführenden Architekten, und dieser war L., zukommen. Die Tüchtigkeit, die L. bei diesem Baue bewährte, veranlaßte noch manchen anderen Auftrag, den er mit Geschmack ausführte, dazu gehören unter anderen der Musiksalon im Garten des Freiherrn von Pasqualati in Döbling, das im italienischen Style gebaute Kleinkauf’sche Landhaus daselbst, ein Zinshaus für Freiherrn von Wetzlar, ein zweites, in gutem Geschmacke ausgeführtes, an der Stubenthorbastei; dann in Ischl das große zweckmäßig eingerichtete Badehaus und noch mehrere andere Bauten.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 482; Bd. VI, Suppl. S. 542. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 375.