BLKÖ:Kumerdey, Blasius

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 370. (Quelle)
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Kumerdey, Blasius (Schulmann und Sprachforscher, geb. zu Veldes in Oberkrain im Jahre 1744, gest. 10. März 1805). Trat nach beendeten Studien in den Staatsdienst, in welchem er um das Jahr 1779 Schulcommissionsrath und Director der Normalschule in Laibach, um 1791 Kreiscommissär in Cilli, 1793 Kreisschulen-Commissär im Laibacher Bezirke und 1798 Kreiscommissär in Laibach war. K. ist ein um Emporbringung der slovenischen Sprache und Literatur vielverdienter Mann und theilt das Verdienst nach dieser Seite mit seinem Freunde und Gesinnungsgenossen Georg Japel [Bd. X, S. 92], den er auch in der slovenischen Uebersetzung der katholischen Bibel mit noch einigen anderen Sprachgelehrten Krains wesentlich förderte. Mit besonderer Vorliebe lag K. dem Studium seiner heimischen Sprache ob; seine Forschungen und Arbeiten auf diesem Gebiete sind auch zahlreich, aber nur wenige in die Oeffentlichkeit gekommen; seine meist in Handschrift gebliebenen Werke werden in der Laibacher Bibliothek aufbewahrt oder sind in Privatbesitz übergegangen. Gedruckt ist nur erschienen: Vodenje i. t. d. Krainische Uebersetzung der für die Landschulen bestimmten Leseübungen (Laibach 1778, bei Eger, 8°.), und dann erscheint er auf der slovenischen Bibelübersetzung: „Svetu pismu Noviga Testamenta id est Biblia sacra Novi Testamenti etc. in Slavo-Carniolicum idioma translata“, tomi 2, sowohl auf der ersten (Laibach 1784–1786), wie auf der zweiten (ebd. 1800–1804 erschienenen) Ausgabe mit Georg Japel zugleich und ausdrücklich als Uebersetzer genannt; ebenso auch, aber nur auf dem ersten Theile, des alten Testamentes, welcher unter dem Titel: „Svetu pismu Stariga Testamenta. Biblia sacra veteris Testamenti ... in Slavo-Carniolicum idioma translata“ (Laibach 1791, 8°.) erschienen ist, während die übrigen 8 Theile, an denen K. weiter keinen Antheil hatte, sich in der Zeit von 1796–1802 folgten. Von seinen handschriftlichen Arbeiten befindet sich in der Laibacher Lycealbibliothek „Versuch über krainerische Rechtsschreibung“ (Laibach 1779, 33 Bogen 4°.); – „Krainisch-slavische Grammatik“ (1793, 234 Foliobogen, halbbrüchig geschrieben), druckfertig und mit dem Imprimatur ddo. 6. Mart. 1793 versehen; K. legte seiner Arbeit die Krainische und Windische Mundart, sammt der literalslavischen Sprache zu Grunde, setzte aber jeder Regel die Russische, Ruthenische, Bulgarische, Serbische, Bosnische, Dalmatinische, Raguseische, Croatische, Böhmische, Polnische, Lausitzische, Slovakische und Slavonische Mundart [371] nebst seiner Ansicht in jedem gegebenen Falle bei; ferner besitzt die Laibacher Bibliothek noch folgende handschriftliche Fragmente K.’s, und zwar eine Sammlung von krainischen Wurzelwörtern, dann 57 sieben Bogen starke Hefte eines Krainisch-deutschen Lexikons, die Wörter von A–Lib umfassend; 34 Bogen eines Deutsch-krainischen Wörterbuches (reicht nur bis zum Worte „Aderbinde“) und ein vollständiges AIphabetarium Carniolicum, das aus einem alphabetischen Verzeichnisse krainischer Wörter ohne beigesetzte Verdeutschung oder sonst irgend eine Erklärung besteht, und wohl als Grundlage seiner lexikalischen Arbeit anzusehen sein dürfte. Noch ist zu erinnern, daß es Kumerdey, auch im Vereine mit Japel, gelang, die im Verfalle begriffene Akademie der Operosen zu Laibach im Jahre 1781 zu neuer Thätigkeit und Lebenskraft zu wecken; jedoch konnten beide nicht ihre spätere gänzliche Auflösung verhindern.

Paul Jos. Šafařík’s Geschichte der südslavischen Literatur. Aus dessen handschriftlichem Nachlasse herausgegeben von Jos. Jireček (Prag 1864, Friedr. Tempsky, 8°.) I. Slovenisches und Glagolitisches, S. 26, 52, 56, 69, 89, 106, 107 u. 109. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Bd. I, Sp. 775 [nennt ihn irrig Kummerdy] – Sartori (Franz Dr.), Historisch-ethnographische Uebersicht der wissenschaftlichen Cultur, Geistesthätigkeit und Literatur des österreichischen Kaiserstaates nach seinen mannigfaltigen Sprachen und deren Bildungsstufen (Wien 1830, C. Gerold, 8°.) S. 100. – Allgemeine Literatur-Zeitung, Jahrgang 1805, Intelligenzblatt Nr. 70, S. 564.