Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Krauß
Band: 13 (1865), ab Seite: 159. (Quelle)
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Kray, Jacob (ungarischer Deputirter und Hauptmann, geb. zu Käsmark in der Zips in Ungarn 27. November 1686, gest. zu Preßburg 1753). Sein Vater, auch Jacob, war Stadtrichter zu Käsmark und wurde als vermeintlicher Anhänger Rakoczy’s auf Befehl des Generals Heister mit noch [160] vier Anderen enthauptet. Der damals schon erwachsene Sohn, überzeugt von der Unschuld seines unglücklichen Vaters, für den sich die höchsten Personen, unter Anderen der Fürst Lubomirski, und wie es den Anschein hatte, vergeblich, bei Kaiser Joseph I. verwendet hatten, schwur die Unschuld seines Vaters herzustellen und reiste in dieser Absicht nach Wien. Daselbst angelangt, und eben bemüht, die Gestattung vor Sr. Majestät dem Kaiser zu erscheinen, zu erlangen, führte ihn der Zufall mit einem Officier zusammen, der sich den jungen Kray bald zum Vertrauten auserkoren hatte. Schon die ersten Mittheilungen des Officiers waren der Art, daß Kray sorgfältig die Ursache seiner Anwesenheit in Wien verbarg. Bald aber sollte der Sohn das Schrecklichste vernehmen. Der Officier erzählte in prahlendem Tone, wie er das Meiste zur Vollstreckung des Todesurtheils beigetragen, das über den Käsmarker Stadtrichter gesprochen worden war. Als nämlich Kray’s Proceß nach Verwendung hoher Freunde eine glückliche Wendung nahm und des Stadtrichters Pardon vom Kaiser Joseph I. ausgesprochen worden, sei er (der Officier) beauftragt gewesen, die Nachricht von dem Pardon nach Käsmark zu überbringen. Von der Partei aber, welche den Stadtrichter vernichten wollte, bestochen, habe er seine Reise nach der Zips der Art verzögert, daß die Begnadigung erst kundgemacht wurde, nachdem die Hinrichtung bereits vollzogen gewesen. Mit Entsetzen warf nun der arme Kray dem soldatischen Scheusale gegenüber sein Incognito ab. Ein Zweikampf war die nächste Folge, in welchem Kray den schändlichen Mörder seines Vaters niederhieb. Seine Rache war nun wohl gesättigt, aber er selbst nun als Mörder eines kais. Officiers um so mehr gefährdet. Um sich zu retten, nahm K. einen fremden Namen an und trat als Gemeiner in die kais. Armee. Zur Vermehrung derselben fand eben damals, 1715, ein allgemeines Aufgebot statt, da die Türken, nachdem sie den Frieden gebrochen, mit 150.000 Mann unter Großvezier Ali vordrangen. So war es Kray gelungen, bald den Schauplatz seiner traurigen That zu verlassen und mit seiner Truppe dem Feinde entgegen zu ziehen. Als gemeiner Dragoner verrichtete K. Wunder der Tapferkeit. Bei Temesvár, Peterwardein, insbesondere aber bei Belgrad that er sich durch seine Bravour und an letzterem Orte so sehr hervor, daß sich Prinz Eugen den Dragoner, dessen Tapferkeit von Mund zu Munde ging, vorstellen ließ. Vor dem edlen Prinzen gab sich K. auch zu erkennen, erzählte den Sachverhalt und Eugen belohnte den wackeren Kriegsmann durch Ernennung zum Officier und empfahl ihn bei Hofe. Nach dem Passarowitzer Frieden (1719) kehrte K. in seine Heimat zurück und lebte daselbst seinen Studien, vornehmlich jenen der Geschichte. Zwei Decennien des Friedens waren bereits vorüber, als im Jahre 1741 der Churfürst von Bayern Karl sich als Kaiser Karl VII. krönen ließ und Oesterreich bedrohte. In Ungarn organisirten sich unter Thomas von Szirmay mehrere Abtheilungen zur Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes, und der damals bereits greise Kray trat als erster Capitän in die Reihen derselben. Die ungarischen Auxiliartruppen kamen nach Böhmen, und bei dem Sturme von Prag bewährte K. seine alte Tapferkeit von Neuem. Bis 1745 dauerten die Wirren, denen endlich der Dresdener Friede im Ende machte. Die ungarischen Auxiliartruppen kehrten in ihr Vaterland, Kray [161] nach Käsmark zurück. Dort den Beschäftigungen des Friedens lebend, wählten die Käsmarker den erprobten Helden zum Senator ihres Magistrates, und als im Jahre 1751 ein Deputirter aus Käsmark in den ungarischen Landtag zu entsenden war, fiel auf K. einstimmig die Wahl. Auf dem Landtage verfocht K. mit Einsicht, Freimuth und Energie die Rechte seines Vaterlandes, und legte in den wichtigsten Verhandlungen das ganze Gewicht seiner Kenntnisse und gereiften Erfahrungen in die Wagschaale. Um schwierigere Puncte der Verhandlungen den Berathenden zugänglich zu machen, ließ er verschiedene Aufsätze politischen und militärischen Inhalts im Publicum erscheinen und reifte dadurch die Debatten zu einem schnelleren und entsprechenden Beschlusse. Diese Flugschriften richteten bald die Aufmerksamkeit auf den einsichtsvollen Verfasser und gewannen ihm die Theilnahme hoher Magnaten, unter Anderen jene des Primas von Ungarn, Nikolaus Grafen Csáky [Bd. III, S. 42], der sich namentlich die Erziehung und höhere Ausbildung von Kray’s Sohne Paul, dem nachmaligen berühmten Feldzeugmeister und Maria Theresien-Ordensritter [s. d. Folgenden] angelegen sein ließ. Kray war auch der Historiograph seiner Vaterstadt, und die „K. k. Anzeigen“ (Wien, 8°.) brachten in ihrem 4. Jahrgange (S. 54, 60, 70, 87, 111) aus seiner Feder die Geschichte derselben unter dem Titel: „Merkwürdige Begebenheiten der königl. Freistadt Käsmark“. Nach dem Schlusse des 1751ger Landtages kehrte Kray in seine Vaterstadt zurück, um daselbst wie früher im öffentlichen Rathe der Stadt für deren Wohl zu wirken; aber nur eine kurze Spanne Zeit war ihm noch beschieden, denn schon 1753, nach Iván Nagy’s 1755, starb er, vielbetrauert von seinen Mitbürgern, im Alter von 67 Jahren.

Ungarischer Plutarch oder Nachrichten von dem Leben merkwürdiger Personen des Königreichs Ungarn und der dazu gehörigen Provinzen. Aus authentischen Quellen geschöpft ... von Carl Vincenz Kölesy und Jakob Melzer (Pesth 1815, J. Eggenberger, 8°.) Bd. III, S. 76. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VI, S. 757. –