BLKÖ:Kossuth, Friedrich Wilhelm

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kossuth, B.
Band: 13 (1865), ab Seite: 6. (Quelle)
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Kossuth, Friedrich Wilhelm (evangelischer Theolog, geb. zu Černilow bei Königgrätz um das Jahr 1818). Zeitgenoß. Sohn des Pastors zu Königgrätz, dessen vier Söhne alle dem theologischen Studium sich widmeten. Friedrich Wilhelm besuchte die protestantischen Schulen in Modern, dann in Preßburg, von wo er sich nach Wien begab und dort an der evangelisch-theologischen Lehranstalt seine Studien beendigte. Im Jahre 1842 trat er in die Seelsorge und that einige Zeit Cooperatorsdienste bei seinem Bruder Anton in Krauna bei Richenberg im Chrudimer Kreise, wo schon damals sein Eifer im Predigtamte die Aufmerksamkeit seiner Glaubensgenossen auf ihn richtete. Bald darauf kam er als Pastor nach Mähren, von dort aber in Kürze nach Wessely, einem Städtchen im Taborer Kreise Böhmens, welche Stelle er aber wegen Zerwürfnissen mit dem Superintendenten bald wieder aufgab. K. begab sich nun nach Prag, wo er seit 1846 bemüht war, die in der Umgebung von Prag zerstreut lebenden Protestanten verschiedener Bekenntnisse in eine einzige kirchliche Gemeinde zu vereinigen. Nachdem ihm dieß gelungen, wurde er Priester dieser neuen Gemeinde. Anfangs versammelte sich diese im Jesuitengarten in irgend einem versteckten Miethlocale, bald aber zogen seine geistlichen Vorträge eine so große Zuhörerschaft herbei, insbesondere war dieß bald nach den Märztagen des Jahres 1848 der Fall, wo die eben erlangte Freiheit auch eine fessellose Behandlung der religiösen Fragen gestattete, daß die bisher benützte Oertlichkeit gar nicht ausreichte, und dieß um so weniger, als bei dem häufigen Uebertritte der Katholiken zum Protestantismus die Prager protestantische Kirche schon lange nicht mehr im Stande war, ihre zahlreiche Gemeinde zu fassen. Nun kaufte K. für seine Gemeinde die aufgehobene, seit Jahren als Getreidekasten verwendete Kirche St. Clemens in der Neustadt, und brachte einen Theil der Kaufsumme mit aller Aufopferung seiner Kräfte zusammen. Auch weiter noch sparte K. keine Bemühungen, um das verwahrloste Gebäude in einer seinem Zwecke entsprechenden Weise herzustellen, was seinem rastlosen Eifer in verhältnißmäßig kurzer Zeit gelang. Die Art und Weise, wie K. durch Wort und Schrift – er redigirte seit 1849 das evangelische Blatt: „Českobratrský Hlasatel“, d. i. Der Prediger der böhmischen Brüder – für Verbreitung seines Glaubens thätig war, verwickelte ihn in mehrere und nicht unbedeutende Unannehmlichkeiten, besonders dann, als die sich von der gegnerischen Seite mit Unwillen angesehenen Uebertritte der Katholiken zum Protestantismus [7] mehrten. Da eben damals über Prag der Belagerungszustand verhängt war, und in Folge dessen der Bestand eines jeden Journals mehr oder weniger in Frage gestellt war, so geschah es auch dem Kossuth’schen Organ, dem bereits genannten „Prediger der böhmischen Brüder“, daß es, nachdem es sich Mehreres hatte zu Schulden kommen lassen, sofort eingestellt wurde; im Jahre 1852 wurde auch die ganze Auflage einer von K. herausgegebenen, in Prag gedruckten Schrift mit Beschlag belegt und K. selbst verhaftet. Nach mehrmonatlicher Haft wurde K. zwar freigesprochen, aber nach Klagenfurt internirt. Die an das Consistorium seines Bekenntnisses gestellte Aufforderung, ihm die Weihen abzunehmen, blieb erfolglos; aber das Decret als protestantischer Pastor Prags wurde ihm vorenthalten. Im Jahre 1857 erhielt er zwar die Erlaubniß zur Rückkehr nach Prag, aber nicht auch die zum Antritte seines Amtes. K. war nunmehr darauf bedacht, sich einen neuen Wirkungskreis aufzusuchen, und begab sich auch 1859 nach Rheinpreußen, wo ihn das Consistorium zu Coblenz alsbald in die Liste seiner Pfarr-Candidaten[WS 1] aufnahm, und ihm 1860 zuerst die kleinere Pfarre zu Dille am Rhein, später die größere zu Wunschweiler verlieh. Als in kurzer Zeit darauf die Stelle des Pfarrers an der böhmisch-evangelischen Kirche helvetischer Confession zu Prag erledigt worden war, wurde K. im Jahre 1862 von der Repräsentanz derselben zum Pfarrer gewählt, aber ihm die Erlaubniß zur Rückkehr verweigert, wie auch später seine Berufung als Superintendent für Böhmen nicht die ministerielle Bestätigung erhielt. Bemerkenswerth erscheint, wie die unten angeführte Quelle berichtet, daß schon Kossuth’s Großvater seines Glaubens wegen Galeerensklave wurde, und daß sein Vater als 10jähriger Knabe aus seiner Heimat fliehen mußte, in welche aber im Laufe der Zeit beide wieder zurückkehrten. Neben der Redaction des schon erwähnten protestantischen Blattes in čechischer Sprache, welche K. besorgte, hat er noch herausgegeben: „Katechismus křestansky“, d. i. Christlicher Katechismus (Prag 1850); – „Památka posvěcení chrámu Paně u sv. Klimenta“, d. i. Gedächtniß des Einweihungsfestes des Gotteshauses zum h. Clemens (ebd. 1850). – „Bůh láska ješt“, d. i. Gott ist die Gnade (ebd. 1851), ein Gebetbuch; – „Mein Kerker und mein Exil“ (Elberfeld 1860), worin er seine Erlebnisse der Jahre 1848–1860 erzählt; – „Historie založení evangel. církve helv. vyz. v Praze“, d. i. Geschichte der Gründung der evang. Kirche H. C. in Prag (Prag 1862); – „Na jakých důvodech spočívá vira v Boha a nesmrtelnost duše“, d. i. Auf welchen Beweisen beruht der Glaube an Gott und die Unsterblichkeit der Seele (ebd. 1863). Ueber einen anderen protestantischen Geistlichen desselben Namens, der in neuerer Zeit erst in Folge eines seiner Kanzelvorträge Anstand gehabt, vergleiche das Nähere in den Quellen.

Kossuth (Friedrich Wilhelm), Mein Kerker und mein Exil (Elberfeld 1860, 8°.). – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 866, Nr. 2. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1862, Nr. 98, S. 972. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Pfarr-Canditaten.