Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kocsa, Demeter
Band: 12 (1864), ab Seite: 200. (Quelle)
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Koczwara, Franz (Tonsetzer, geb. zu Prag um die Mitte des 18. Jahrhunderts, gest. zu London im Jahre 1791). Weniger sind der Bildungsgang und die näheren Lebensumstände dieses begabten Künstlers, als die Art und Weise seines traurigen Endes bekannt. Er schien Kunstreisen gemacht zu haben, denn einige seiner Compositionen erschienen bereits 1788 zu Amsterdam im Stiche. Im Jahre 1791 befand sich K. in London, wo er eine sehr freundliche Aufnahme gefunden, wie seine in der verhältnißmäßig kurzen Zeit zahlreichen, dort herausgegebenen Compositionen beweisen. Aber im Kreise reicher Wüstlinge kam er auf schnöde Art um’s Leben. K. hatte schon öfter scherzweise gezeigt, wie er sich ohne Gefahr für sein Leben aufhänge. Als er wieder einmal aus der Oper in eine lustige Gesellschaft gerieth, in welcher die Flasche regierte, gab er der Aufforderung nach, sich zum Scherze hängen zu lassen. K. wurde nun in bester Form an der Stubenthür aufgehängt und seine Freunde hatten sich Zeit gelassen, ihn abzuschneiden. Nachdem sie endlich geglaubt, er habe lange genug gehangen, wurde K. abgeschnitten, aber nun war er todt und alle Versuche, ihn zu beleben, blieben erfolglos. K., der ein ausgezeichneter Virtuos auf der Violine wie auf dem Clavier war, hat Mehreres, die letzte Opus-Zahl ist 36, u. z. englische Lieder, Serenaden, Duo’s, Sonaten und Sonatinen für beide Instrumente geschrieben; jedoch ist nur weniges in Deutschland und noch weniger in seinem Vaterlande davon bekannt geworden. Dlabacz gedenkt nur einer „Claviersonate für vier Hände“ (Amsterdam 1785), und „Serenaden für Violine, Bratsche, Violoncella und zwei Hörner“ (ebd.). Gerber hingegen führt noch an: „VI English Songs“ (London 1791); – „III Serenades p. V. a. Vc. et 2 Cors“, diese Serenaden gab er mit Giardini gemeinschaftlich heraus; – „Grande Bataille imitée sur le Clav. avec accomp. d’un V., Vc. et Tambour“ (Lond.); – „VI Trios à 2 Viol. et B.“ (ebd.); – „VI Trios“, Op. 9 (ebd.); – [201] „VI Duos p. Fl. et V.“ (ebd.); – „III Sonates p. le Clav. av. V.“, Op. 34 (ebd. 1791); – „III Sonates“, Op. 35 (ebd.); – „III Sonatines pour le Clav.“, Op. 36 (Mannheim). Gaßner bezeichnet diese Arbeiten für „durchgehends gut gehalten und ihrer Zeit nach sehr geschmackvoll“.

Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, Breitkopf, gr. 8°.) Bd. I, Sp. 749. – Derselbe, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 98. – Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottlieb Haase, kl. 4°.) Bd. II, Sp. 83. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, gr. 8°.) S. 505. – Porträt. Dasselbe befindet sich auf dem Titelblatte von Op. 34: Sonates pour le Clav. av. V. (London 1791, by Bland).