BLKÖ:Klesheim, Anton Freiherr von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 12 (1864), ab Seite: 77. (Quelle) | |||
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Castelli, Kaltenbrunner, Seidl und Stelzhammer in so ansprechender, echt [78] volksthümlicher Weise vertreten ist. Noch weniger als der Dialekt seien aber in K.’s Dichtungen das Volk, seine Individualität, seine Ansichten, seine Gefühls- und Denkweise treu charakterisirt. Das Volk weiß nichts von der kränkelnden Sentimentalität und Zimperlichkeit, wie sie in K.’s Gedichten vorkommt, in welchen im gemeinen Wiener Jargon nur moderne Anschauungen ausgesprochen und öfter schlüpfrige, von der Perspective des Wienerlebens aufgefaßte Sächelchen erzählt werden. Diese sachgemäße Ansicht war nicht dazu angethan, K.’s Erfolge auf dem Wienerplatze zu fördern; er unternahm also Reisen in Deutschland, an dessen kleineren Höfen er mit ungewöhnlichem Erfolge diese Producte seiner Muse öffentlich vorlas. Wenn er dann von seinen Sängerfahrten nach Wien heimkam, so lebte er daselbst als Privatmann oder besorgte Secretärsgeschäfte bei einer oder der andern Vorstadtbühne. K. hat seine Dichtungen, Sängerfahrten und noch mehres Andere durch den Druck veröffentlicht. Seine Schriften sind: „Steirische Alpenblumen, gepflückt auf der Alpe des Humors“ (Gratz 1837, gr. 8°.); – „Der Fremdenführer in Grätz. Wegweiser in der Stadt Grätz u. s. w.“ (Grätz 1838, 16°., mit einer Ansicht); – „s’ Schwarzblatl aus’n Weanerwald. Gedichte in der österreichischen Volksmundart“, 3 Bdchn. (die einzelnen Bändchen in wiederholten Auflagen, das dritte in 2. Aufl. Wien 1864, 16°.); – „Bildln in Holzrahmeln. Gedichte u. s. w.“ (ebd. 1847, 2. Aufl. 1851); – „s’ Schwarzblatl auf Wanderschaft. Ergebnisse und Erlebnisse einer Reise durch Deutschland .. In Liedern und Prosa erzählt“ (Hamburg 1832, gr. 16°.); – „Das Mailüfterl. Gedichte in Wiener Mundart“ (Dresden 18534, 2. Aufl. 1858, 16°.) - „Von der Wartburg“ (Berlin 1855, 16°.); – „Frau’n Käferl. Gedichte in österreichischer Mundart“ (Dresden 1854, 2. Aufl. 1858, 16°.). K. lebt zur Stunde in Wien, wo er im April 1864 für die Verwundeten unserer Armee in Schleswig-Holstein eine großartige Akademie veranstaltet hat.
Klesheim, Anton Freiherr von (Schriftsteller, geb. zu Peterwardein 9. Februar 1816). Ueber den Bildungsgang und die eigentliche Lebenslaufbahn dieses seiner Zeit vielgenannten Vorlesers von Gedichten im Dialekt ist wenig bekannt. Unter dem Namen Platzer war er in früheren Jahren Schauspieler in Preßburg. In den Jahren 1846 und 1847 trat er in Wien als Vorleser von Dialektdichtungen auf, die bei jenem Theile des Publicums, der sich über das Wesen des österreichischen Dialektes keine Rechenschaft zu geben weiß, mit außerordentlichem Beifalle aufgenommen wurden. Bei dieser Gelegenheit behaupteten Kenner der deutschen Sprache, der Dialekt, in welchem K. vorlese, wäre jener des Wieners der untersten Volksclasse, den zum Theile noch die Bewohner aus dem Viertel u. d. W. W. sprechen, aber keineswegs die Landbewohner, deren Dialekt, für Nieder- und Oberösterreich, in den Dichtungen von- Truska (Heliodor), Oesterreichisches Frühlings-Album (Wien 18, 4°.) [aus einem der wenigen mit biographischen Notizen ausgestatteten Exemplare]. – Prutz (Robert), Deutsches Museum (Leipzig, 8°.) Jahrgang 1853, S. 559. – Wiener allgemeine Musik-Zeitung, Jahrg. 1547, S. 280. – Schütze (Karl Dr.), Deutschlands Dichter und Schriftsteller von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Berlin 1862, Albert Bach, 8°.) S. 169 [daselbst wird Wien seine Vaterstadt genannt; dem ist nicht so, K. ist in Peterwardein geboren]. – Porträt. Lithographie von C. v. Jagemann 1850 (Wien, Halb-Fol.), mit dem Facsimile:
I bin gezeichnt auf dem Blatt,
Doch zeichnt seyn wohl mehr,
Es war mir aber liaber,
Wan i ausgezeichnt wär.