BLKÖ:Kemény, Johann (Fürst von Siebenbürgen)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 11 (1864), ab Seite: 147. (Quelle)
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2. Johann K., Fürst von Siebenbürgen (geb. zu Bükkös in Siebenbürgen im December 1607, gest. zu Nagy-Szöllös am 23. Jänner 1662). Sohn Balthasar’s K. aus dessen zweiter Ehe mit Sophie Tornyi. Johann wurde am Hofe Gabriel Bethlen’s erzogen, blieb nach Bethlen’s Tode (1629) in Diensten seiner Witwe Katharina und stimmte 1630, auf den Landtag geschickt, bei der Fürstenwahl für Georg Rakoczy. Rakoczy berief K. als Erzieher seines Sohnes und ernannte ihn später zu seinem General. Als solcher zog er in die Moldau und gab dort mehrere Beweise seines Feldherrntalentes. Im Jahre 1657 zog K. mit Rakoczy nach Polen, und als Rakoczy, da die Türken in Siebenbürgen eingefallen waren, schnell zurück mußte, ließ er K. in Polen zurück mit dem Auftrage, mit dem Heere ihm nachzurücken. Von den Türken plötzlich überfallen, wurde K., nachdem ein Theil der in Rakoczy’s Solde stehenden Truppen (die Szemenier) verrätherisch zu den Türken übergegangen war, geschlagen, gefangen und in die Krim abgeführt. Nach zwei Jahren schwerer Haft losgekauft, begab er sich in seine Heimat zurück. Zuvor aber hielt er sich bei dem Wojwoden der Walachei auf, der eben mit Zurüstungen gegen Barcsai beschäftigt war und durch den K. mit Rakoczy in schwere Streitigkeiten verwickelt wurde. Diese bestimmten Kemény, sich auf seine Güter in Oberungarn zurückzuziehen. Dort lebte K. bis ihn nach Rakoczy’s Tode die zu Szaß-Regen versammelten siebenbürgischen Stände am 24. December 1660 zum Fürsten Siebenbürgens ausriefen. Nach empfangener Huldigung begab sich K. mit Uebergehung der Pforte in den Schutz des Kaisers Leopold I. und nahm kaiserliche Garnisonen in sein Land auf. Ueber diesen Vorgang Kemény’s entbrannte der Unwille der Türken, die im Jahre 1661 mit starker Macht in Siebenbürgen einfielen. Kemény, der von Wien Hilfe erbat, [148] erhielt solche, denn General Montecucculi stieß mit 20.000 Mann zu ihm. Indessen hatten die Türken einen neuen Fürsten, Michael Abaffi – nachdem sie zuvor die Absetzung K.’s, der gegen ihren Willen gewählt worden, ausgesprochen – eingesetzt. Ungeachtet der Verstärkung durch das kaiserliche Heer war es doch nicht angezeigt, gegen die bedeutende Uebermacht der Türken den Kampf zu beginnen. Erst als Ende 1661 die Türken mit dem größeren Theile ihres Heeres sich nach Temesvár zurückzogen, glaubte K. den Augenblick günstig, die kleinere, zum Schutze Abaffi’s zurückgebliebene türkische Macht zu überfallen. Er belagerte sofort Schäßburg, mußte aber die Belagerung, als türkischer Entsatz anrückte, aufheben. Bei Nagy-Szöllos (23. Jänner 1662) kam es auf offenem Felde zur Schlacht, die sich anfangs zu Kemény’s Gunsten neigte, als aber seine Krieger mit einem Male ein panischer Schrecken erfaßte, flohen sie; Kemény stürzte in dieser Verwirrung vom Pferde und wurde von seinen eigenen flüchtigen Völkern zu Tode getreten. Sein Leichnam konnte gar nicht mehr gefunden werden und nur sein Kampfroß brachte der Sohn Simon der beklagenswerthen Witwe. Kemény war ein gebildeter und unterrichteter Fürst; während seiner türkischen Haft schrieb er das Werk: „Gileádi Balsamum azaz Sz. Dávid százötven Soltárinak czéljok és értelmek szerint egybeszedegetéseknek és czéljokésjok szerint való alkalmaztásoknak táblája“, d. i. Gilead’s Balsam oder Tafel zur Uebersicht und Anwendung der 150 Psalmen David’s nach ihrem Zweck und ihrer Bedeutung (Sarospatak 1659); dieses Buch wurde von der berühmten Susanna Lorantfi herausgegeben; eine von Johann verfaßte Genealogie seiner Familie veröffentlichte Ladislaus Mikola (Klausenburg 1701); seine Selbstbiographie aber, welche einen werthvollen Beitrag zur Geschichte seiner Zeit bildet und welche als Handschrift in den Besitz des bekannten Forschers Rumy gerathen war, gab erst vor wenigen Jahren der ungarische Historiker Szalay unter dem Titel: „Kemény Janos Önéletirása“ (Pesth 1856, 8°.) heraus, [Oesterreichische Zeitung (Wiener polit. Blatt, Fol.) Jahrgang 1856, Nr. 482; „Memoiren eines Fürsten von Siebenbürgen“. – Danielik (József), Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Második, az elsőt kiegészitő kötet, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Zweiter den ersten ergänzender Band (Pesth 1858, Gyurian, 8°.) S. 139. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntags-Zeitung (Pesth, gr. 4°.) 1857, Nr. 40 [mit Johann’s Porträt]. – Ungarischer Plutarch. Aus authentischen Quellen geschöpft und ... dargestellt von Carl Vinc. Kölesy und Jakob Melzer (Pesth 1816, Eggenberger, 8°.) Bd. II, S. 106.] –