BLKÖ:Keßler, Joseph Christoph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
Band: 11 (1864), ab Seite: 200. (Quelle)
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Keßler, Joseph Christoph (Tonsetzer, geb. zu Augsburg 26. August 1800). Kam in frühester Jugend zu einem Verwandten nach Feldsberg in Mähren, wo er auch den ersten Unterricht in der Musik durch den Organisten Bilek erhielt und darauf in das Seminar der Piaristen in Nikolsburg kam. Frühzeitig entwickelte sich sein Compositionstalent, denn erst 11 Jahre alt, schrieb er schon Märsche und Tanze, deren einige sogar im Stiche erschienen sind. Im Jahre 1816 begab er sich nach Wien, wo er den philosophischen Studien oblag, zugleich aber musikalisch thätig war. Nach einem vierjährigen Aufenthalte in der Residenz verließ er dieselbe und begab sich nach Lemberg. Sein Entschluß, sich ausschließlich der Musik zu widmen, war gefaßt und er wollte es in Lemberg mit dem musikalischen Unterrichte versuchen. Er erhielt auch bald eine Stelle als Musiklehrer im Hause des Grafen Potocki, wo er vier Jahre zubrachte und in dieser Zeit Mehreres für das Pianoforte schrieb, darunter die berühmten (bei Haslinger in Wien erschienenen) Etuden (Op. 20), welche in Paris nachgedruckt, von Kalkbrenner in dessen Pianoforteschule empfohlen, von Fétis und Moscheles durch Aufnahme mehrerer Stellen in deren große Clavierschule ausgezeichnet und von Lißt theilweise zu Concertvorträgen benutzt wurden. Im Jahre 1829 begab sich K. nach Warschau und von dort nach Breslau; im Jahre 1835 kehrte er aber wieder nach Lemberg zurück, wo er sich bleibend niederzulassen schien, denn er brachte dort über zwei Decennien zu. Im Jahre 1858 oder 1859 übersiedelte aber der Meister nach Wien, wo er noch zur Stunde sich befindet. K. ist ein minder fruchtbarer als vielmehr gediegener Compositeur. Seine Compositionen, meist nur für das Piano und einige wenige für den Gesang, sind, soweit es mir gelungen ist, dieselben aus den Katalogen zu verzeichnen, folgende: „Tre scherzi“, Op. 7; – „Trois Polonaises“, Op. 9; – „Variations. In B“, Op. 10; – „24 Etuden“, Catr. 1–4, Op. 20; – „6 Lieder für eine Singstimme“, Op. 22; – „Phantasie“, Op. 23; – „Impromptus“, Op. 24; – „Trois Polonaises“, Op. 25; – „Six Bagatelles“, Op. 27; – „Trois Nocturnes. In Es, As, H“, Op. 28; – „Trois Bagatelles“, Op. 29; – „24 Préludes“, Op. 30; – „Variations brillantes sur la marche favorite de l’opera „I Puritani“, Op. 32 a; – „Album mignon. [201] Sammlung von Walzern“, Op. 32 b; – „6 geistliche Lieder“. Op. 33; – „Ständchen, Lied für eine Singstimme“ Op. 34; – „Les Etrennes. Valses“, Op. 35; – „Mazure et Valse“, Op. 36 a; – „Trois Mazures“, Op. 36 b; – „Vingt quatre petites Cadences“, Op. 37; - „Trois pensées fugitives“, Op. 38; – „Romance et Etude de Concert“, Op. 39; – „Der Wirthin Töchterlein“, für eine Singstimme Op. 40; – „Ständchen“, Lied für eine Singstimme, Op. 41; – „Ständchen“, Op. 42; – „Cantilène et Toccata“, Op. 43; – „Impromptu (5me), Fis“, Op. 44; – „Scherzo“, Op. 45; – „Erste Liebe. Ewige Liebe“, zwei Lieder für eine Singstimme, Op. 46; „Sonate“, Op. 47; – „Deux nocturnes. Nr. 1: Es; Nr. 2: Des“, Op. 48; – „Petites tableaux musicales“, 8 Stück, Op. 49; – Zwei geistliche Gesänge für Männerchor mit Trompete, 3 Pos., Ophikl. und Pauken“, Op. 50; – „Quatre études rhapsodiques“, Op. 51; – „Rondo grazioso“, Op. 52; – „An ihr Auge. Anfangs wollt’ ich fast verzagen. Zwei Lieder für eine Singstimme“, Op. 53; – „Sexième Impromptu. In As“, Op. 54; – „Nachruf an Beethoven. Trauermarsch“, Op. 57; – „Praktische Uebungen zur Entwickelung der Geläufigkeit im Pianofortespiele“, Op. 58; – „Feuillets d’Album“, Op. 61 a; – „Chansonette à la russe sans paroles“, Op. 61 b; – „Une larme sur la tombe de son élève Mlle la princesse Therèse Sapieha. Meditation funèbre“, Op. 62. Außer den bisher angeführten Compositionen, deren Opus -Zahl angegeben ist, sind noch mehrere zu nennen, deren Opus-Zahl unbekannt, von denen jedoch die meisten die oben stehen gebliebenen Lücken der Opus-Nummern ergänzen dürften. Es sind folgende: „Amelie“; – „Adieu et Revoir“; – „A son Amis Louis“; – „Louise“; – „Ludwika“; – „Lucie“; – „Salut à Ratibor“ (Walzer); – „Ständchen. Vier kleine Quartetten für 4 Männerstimmen“; – „Wanderers Nachtlied (Göthe), Quartett für Männerstimmen“; – „Abendgebet. Lied“; – „Wieg’n-Gsangl“ (in niederösterreichischer Mundart); – „Chansonette de berceau“; – „Nocturne élégiaque“; - „Josephine. Walzer“; – „Trois Mazures“. Musikkenner rühmen den Arbeiten Keßler’s Gediegenheit, überhaupt künstlerischen Werth nach.

Monatsschrift für Theater und Musik. Redigirt von dem Verfasser der „Recensionen“, herausgegeben von Joseph Klemm (Wien, J. J. Wallishausser, 4°.) I. Jahrg. (1855), S. 620 [daselbst wird berichtet, daß der eigentliche Name Keßler’s Kötzler sei). – Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1856, R. Schäfer, Lex. 8°.) Bd. II, S. 593 [eine dürftige, drei Zeilen große Notiz in der biographischen Skizze über den Musiker Ferdinand Keßler). – Porträt. Facsimile der Unterschrift: J. C. Kessler. Lith. Janek 1843. Gedr. bei J. Höfelich in Wien (Halb-Fol.).