BLKÖ:Josipović, Anton

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 279. (Quelle)
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Josipović (auch Jozipovich), Anton, (Parteigänger, geb. zu Nagy-Goricza in Croatien am 21. Juli 1806). Entstammt einer croatischen Adelsfamilie, beendete die vierte Grammatikalclasse und trat dann in die kaiserliche Armee, in der er es bis zum Unterofficier brachte. Nachdem er einige Zeit gedient, trat er aus und lebte auf seinen Gütern, die er selbst bewirthschaftete. Im Turopoler Bezirke, in welchem der niedere Adel – etwa wie in Galizien die sogenannte Szlachta hodaczkowa – haufenweise ansäßig ist, spielte J. alsbald eine einflußreiche Rolle, insbesondere dann, nachdem er zum Turopoler Landesgrafen (Comes terrestris) ernannt und 1839 in den Preßburger Landtag berufen und 1843 zum Obergespan des Agramer Comitates ernannt worden war. Der bekannte Zeichner der „Neuen Croquis aus Ungarn“ schildert schon im Jahre 1844 Josipović „als energischen Charakter und thätigen Feind des Illyrismus. Obwohl Croate, ist er doch genug der ungarischen Sprache mächtig, um die Personen und Dinge mit dem wahren Namen zu bezeichnen und manchmal Unsinn zu sprechen“. In diesen wenigen Worten ist Alles folgende erklärt. Gegen seine eigenen Landsleute im blinden Fanatismus auftretend, griff er, wenn es ihm nöthig erschien, zur Gewalt, um entweder seinen Anhang zu vergrößern, oder aber seine Gegner einzuschüchtern und wohl gar zu vernichten. Die Bestrebungen der südslavischen Volksstämme, welche der magyarischen Bedrückungen müde sich zu fühlen begannen, der sich ermannende Illyrismus, mit welchem Worte damals die Reformbestrebungen der Südslaven kurzweg bezeichnet wurden, reizte auch Josipović und seinen Anhang, zu energischerem Widerstande. Das Wort Illyrismus diente ihm trefflich zu Verdächtigungen der Slaven, indem er dem Landvolke die Zeit zurückrief, da Napoleon das Königreich Illyrien geschaffen, welche Periode der großen Steuern wegen bei den Landleuten in üblem Andenken stand. Und so bot das in ganz anderem Sinne zu deutende Wort Illyrismus dem magyarischen Parteigänger Josipović eine vortreffliche Handhabe zur Förderung seiner Absichten. Der Illyrismus, declamirte Josipović, habe nichts geringeres vor, als das Landvolk mit unbilligen Steuern zu belasten und Alles zu germanisiren. Solche staatsmännische Weisheit bei einem Volke, das auf einer tiefen Stufe der Bildung steht, angebracht, konnte ihre Wirkung nicht verfehlen. Als Ende Mai 1842 die Neuwahl der Stuhlämter in Agram stattfand, erschien auch Josipović mit seinen Turopolern in der Stadt, und als er bei den Wahlen gewaltthätig vorgehen wollte, wurden er und die Seinen von der illyrischen Partei, welche dießmal den Sieg behielt, aus der Stadt gejagt. Für drei Jahre, so lange blieben die Gewählten in Wirksamkeit, war die Ruhe hergestellt; aber als die Zeit zu neuen Wahlen heranrückte, begab sich Josipović, der bis dahin in Zurückgezogenheit gelebt hatte, wieder nach Agram, wo er für magyarische Zwecke offen und heimlich warb, große Summen verschwendete und Gewaltthätigkeiten aller Art verübte. Im Jahre 1844 wurde Franz Graf Haller von Hallerkeö [280] [Bd. VII, S. 25] Obergespan des Agramer Comitates, zwei Jahre früher schon war er zum Ban von Croatien ernannt worden und war der erste Ban von Croatien, der auf dem croatischen Landtage ungarisch sprach. Diesen Umstand beutete Josipović zu seinen und seiner Partei Gunsten aus, als wäre die Regierung selbst mit der Magyarisirung der Slaven einverstanden, trat nun noch gewaltthätiger auf und erschien plötzlich mit 700 Turopolern in der Stadt, für dieselben das Stimmrecht begehrend. Mit einer Musikbande, welche den Rakoczy-Marsch spielte, durchzog er an der Spitze seiner Rotte die Gassen Agrams, wo die illyrische Partei alsbald die Segnungen des magyarischen Terrorismus empfinden sollte. In der rohesten Weise, sich der unanständigsten Worte bedienend, trat er gegen den Grafen Johann Drašković [Bd. III, S. 377], den Baron Kulmer und den Agramer Bischof Haulik [Bd. VIII, S. 69] im Landtage auf, und erst dem Banus gelang es durch Vorweisung des königlichen Rescriptes, das bereits eingelangt war, die Ruhe herzustellen. Der Banus las nunmehr das entsiegelte Rescript vor, welches die Aufrechthaltung der bisherigen Landtagsordnung anbefahl; und Josipović mit seinem Anhänge mußte unverrichteter Dinge abziehen. Aber nun rüstete er sich erst zu den nahe bevorstehenden Wahlen der neuen Stuhlämter, welche am 29. Juli 1845 stattfinden sollten, setzte alle Hebel, um seine Partei durchzubringen, in Bewegung, und in der That trug dießmal die magyarische Partei den Sieg über die illyrische davon. Diese, in ihrer höchsten Erbitterung, griff zu den Waffen, und es kam zu einem blutigen Zusammenstoße, in welchem über 50 der slavischen Partei schwer verwundet wurden und 20 davon starben. Josipović und seine Partei, welche Sieger geblieben waren, wirthschafteten nun nach Gutdünken und es griff die magyarische Hand gar tief in den croatischen Säckel. Der Unwille der illyrischen Partei hatte schon den Gipfel erreicht, als das denkwürdige Jahr 1848 hereinbrach. Jetzt galt es für die Slaven, den 29. Juli des Jahres 1845 zu erwidern; Josipović und sein Anhang machten sich, so rasch sie konnten, auf die Beine, und ihnen auf den Fersen folgten die steckbrieflichen Erlässe der neuen Machthaber. Josipović’s Vermögen wurde confiscirt und das Haus, das er in Agram besaß, verkauft. Josipović suchte nun Zuflucht bei den Ungarn, in deren Interesse er bisher so ohne alle Rücksicht gewirthschaftet hatte. Die ungarische Regierung ernannte ihn nun freilich zum Obergespan des Agramer Stuhlbezirkes; aber was nützte diese Ernennung, da J. sich gar nicht getraute das Agramer Gebiet zu betreten. Indessen suchte man in Pesth ihn zu entschädigen, bereitete ihm eine große Serenade, für welche er mit der Versicherung dankte, daß die illyrische Partei in Agram und überhaupt in Croatien klein sei und bald unterliegen werde. Die Folge hatte das Gegentheil bewiesen. Indessen suchte Josipović in Kanischa die erlittene Niederlage zu verschmerzen; dort sich bleibend niederlassend, beschäftigte er sich fleißig mit der Organisation der Nationalgarde, mit der er gegen die Croaten zu Felde zu ziehen beschloß. Auch begab er sich als Vertreter der Turopoler oder aber als Prätendent der Agramer Obergespanschaft für einige Zeit nach Pesth in den Landtag, wo er jedoch seine Rolle als Redner bald ausgespielt zu haben schien, denn in den Landtagskreisen [281] machte über ihn und seine Kenntniß der magyarischen Sprache der Witz die Runde: Sein magyarischer Patriotismus offenbare sich vornehmlich im magyarischen Fluchen. Indessen verwickelten sich die Verhältnisse immer mehr. Im Turopoler Bezirke mehrten sich die regellosen Haufen, aber gegen Kanischa zog auch der Ban als rächende Vergeltung heran. Josipović, wohl fühlend, daß er es mit seiner Bande nicht wagen dürfe, einen offenen Kampf gegen das Heer des Banus aufzunehmen, vertheilte seine Leute in Verstecke und belästigte mit den Neckereien des kleinen Krieges das Heer des Banus und nicht ganz ohne Erfolg, denn es gelang ihm, wenn auch nur für kurze Zeit, den Ban im Rücken von Croatien ganz abzuschneiden und den Grenzern bei Kanischa eine empfindliche Schlappe beizubringen. Josipović, kühn gemacht, wendete Alles an, seine Haufen zu vermehren und brachte ein ansehnliches Corps von vielen Tausenden zusammen, mit welchem er den Cordon an der Drau beunruhigte. Auch hieß es damals, daß Josipović einen Zug nach Bosnien vorbereite, wo er die Bevölkerung zu insurgiren beabsichtigte und in der That meldeten die croatisch-slavonisch-dalmatinischen Blätter jener Tage von einem Emissär, der in Bosnien Summen Geldes unter die Bevölkerung vertheile, damit diese gegen die Croaten ziehe, und sprachen ausdrücklich die Vermuthung aus, daß es Josipović sei. Etwa im Monat Mai wurde Josipović von Kossuth zum Mitgliede der von ihm eingesetzten Gnadencommission, für welche der Agitator ein königliches Vorrecht usurpirt hatte, ernannt. Nach dem Falle Kossuth’s wurde Josipović – wie es verlautete, in Siebenbürgen – gefangen und nach Pesth zur Untersuchung abgeführt. Am 7. October 1851 wurde er wegen Hochverrathes zum Tode und zur Confiscation seiner Güter verurtheilt, die Todesstrafe aber im Gnadenwege in 10jährige Festungshaft umgewandelt. Die weiteren Schicksale dieses rohen, sein eigenes Volk verläugnenden Parteigängers sind unbekannt.

Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és leszármazási táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1859, Mor. Ráth, 8°.) Bd. IV, S. 362. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Neues ungarisches Conversations-Lexikon (Pesth 1852, G. Heckenast, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 563. – Neue Croquis aus Ungarn (Leipzig 1844, J. B. Hirschfeld, 16°.) Bd. II, S. 268. – Rittersberg (J.), Kapesní slovníček novinářský a konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1850, 12°.) Theil I, S. 882.