Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hueber, Anton
Band: 9 (1863), ab Seite: 380. (Quelle)
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Hueber, Blasius (Landmesser, geb. zu Oberperfus in Tirol 1. Februar 1735, gest. zu Inzing 4. April 1814). Gleich seinem Lehrer, Peter Anich [Bd. I, S. 41], Bauerssohn, von acht Kindern das jüngste, der, obgleich bereits erwachsen, nur nothdürftige Kenntnisse im Lesen und Schreiben besaß und erst durch Anich’s und des Jesuiten Weinhart Unterricht eine bessere Bildung erhielt. Anich hatte nämlich für seine Arbeiten einen Gehilfen nöthig gehabt und die Wahl war auf Hueber gefallen. Als Anich im Juni 1765 mit seinem Schüler H. die zur weitern Bearbeitung seiner Karte nöthigen Vermessungen in der Gegend von Botzen fortsetzen wollte, erlagen beide den schädlichen Einflüssen des Klima’s im Etschthale und durch Krankheit ging für sie das Jahr 1765 verloren. Da die Kränklichkeit Anich’s nicht weichen wollte, setzte Hueber im Mai 1766 allein die Vermessungen im Etschthale fort und schon wenige Monate später (1. September 1766) starb Anich im Alter von 44 Jahren. Die Hoffnung der Stände, eine Karte Tirols zu erhalten, war durch Anich’s Tod vollends gesunken, als Hueber [381] mit seinen mitterweile allein ausgeführten Vermessungen zurückkehrte und mit seinen Arbeiten alle Erwartungen weit übertraf. In dem Zeitraume vom 31. Mai bis 8. November hatte H. die Gegend von Botzen bis Latsch im Vintschgau, die Thäler Schnals und Ulter, den Nons- und Sulzberg, einen Theil des Thales Rabi, das Thal Pei und den größten Theil von Judicarien bis hinab an Val di Bon und Roncon allein aufgenommen und seine Arbeit wurde so gut befunden, daß er von der Landesstelle den Auftrag erhielt, an Anich’s Stelle und unter Weinhart’s Leitung die bereits begonnene Vermessung des Landes und die Karte zu vollenden. H. unterzog sich diesem Auftrage. Aber er hatte mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, darunter die größten jene waren, welche ihm die Unwissenheit der Landbewohner entgegenstellte, wobei sogar sein Leben gefährdet ward. Nichtsdestoweniger setzte H. seine Vermessung fort und hatte bis Ende 1767 die Strecke von Val di Rum, den übrigen Theil von Val di Rabi, den Bezirk von Salurn hinab an der Etsch bis Brentino und die Gegend um den Gardasee aufgenommen; die Grafschaft Lodron aber ausgelassen, weil dort die Bauern ihn zu ermorden drohten, indem sie Hueber für den Mann hielten, der ihre Felder der Steuern wegen vermesse. Im Jahre 1768 arbeitete H. an einer Grenzberichtigung, welche Oesterreich als Besitzer Tirols mit dem Bischof von Freysing vornehmen ließ. Im Jahre 1769 setzte H. die Vermessung des südlichen Tirol fort und hatte am 25. Juli 1769 die Vermessung des Landes geendet. So war denn die Karte von Tirol, nicht, wie öfter angegeben wird, durch gemeinschaftliche Arbeit Anich’s und Hueber’s zu Stande gebracht; beide haben eigentlich nie zusammen gearbeitet. Die eine Hälfte: Tirol gegen Norden, hat ganz Peter Anich, die andere: Tirol gegen Süden, hat nur zum kleineren Theile Anich und zum größeren Hueber vollendet; so daß Hueber etwa den dritten Theil der ganzen Karte zu Stande gebracht hat. Ueberdieß hat H. die Arbeit Anich’s einer neuen Revision unterzogen und manche Unrichtigkeiten, die sich eingeschlichen hatten, beseitigt. In den Jahren 1769 und 1770 wurde H. nach Finstermünz und an die Grenzen von Engadin beordert, um daselbst die Grenzlinien zu berichtigen, im Jahre 1772 begab er sich zu gleichen Zwecken in das Pusterthal, in das Cadoberthal, in das Thal Buchenstein, dann in das Ziller- und Unterinnthal. Mittlerweile wurde die Karte in 20 Blättern von J. E. Mansfeld in Kupfer gestochen und erschien im Jahre 1774 unter dem Titel: „Tyrolis sub felici regimine Mariae Theresiae Rom. Imp. Aug. chorographice delineata a Petro Anich et Blasio Hueber colonis Oberperfussionis curante Ign. Weinhart Prof. Math. in universitate Oenipontana aeri incisa a Joa. Ernesto Mansfeld. Viennae 1774“. Auch fügte H. noch ein 21. Blatt bei, welches eine Uebersicht der ganzen Karte und eine Art Register der 20 Blätter bildet, und wurde dieses mit dem Titel: „Atlas Tyrolensis“ gestochen. Eine bereits im Jahre 1771 begonnene Aufnahme des Landes Vorarlberg und der damit verbundenen österreichischen Reichsherrschaften Hohenembs, Lustenau u. s. w, vollendete H. im October 1774, und hatte in seine Karte noch das ganze Rheinthal in der Schweiz und mehrere andere angrenzende fremde Gebietstheile aufgenommen. Bei dieser Arbeit unterstützte ihn der von ihm selbst gewählte Bauerssohn Anton [382] Kirchebner. Sie ist nach dem Maßstabe der großen tirolischen ausgeführt, erschien aber erst im Jahre 1783 im Stiche unter dem Titel: „Provincia Arlbergica, sequentes comitatus aliosque dominatus austriacos, Brigantinum nempe Hoheneckensem, Veldkirchensem, Bludentinum et Sonnebergensem in se complectens; una cum intermixtis pro parte etiam feudo-austriacis territoriis imperialibus Alto-Amisiensi, et Lustnaviensi, item Blumeneckensi ac Sanct-Geroldensi, secundum chartam a Blasio Hueber colono oberperfussiano chorographice confectam accuratissime delineata per Joannem Antonium Pfaundler 1783“; den Stich dieser Karte hatte auch Mansfeld besorgt. Der Vermessung von Vorarlberg folgte jene der Landvogteien Ober- und Niederschwaben. Im Jahre 1780 verfertigte H. ein kleines Kärtchen von Tirol, welches durch seine Reichhaltigkeit und Genauigkeit auch schätzbar ist. Dasselbe ist nie abgesondert erschienen und befindet sich dem Werke: „Istoria della principesca contea del Tirolo trasportata dal Tedesco, con una Mappa“ (Innsbruck 1780, Trattner, 8°.), angeschlossen. Später wurde er zu verschiedenen Grenzberichtigungen, als zwischen Tirol und der Grafschaft Werdenfels und zur Vermessung von Feldern, Waldungen, auch größerer Gebiete, als im Jahre 1792 der gräflich Wolkenstein’schen Güter im Vorarlbergischen, verwendet. Hueber’s chorographische Arbeiten zeichnen sich durch Genauigkeit und Reinheit der Darstellung aus. Als seine Karte von Tirol im Jahre 1774 erschien, war sie in wenig Jahren vergriffen und stieg auf das Doppelte und Dreifache ihres anfänglichen Preises. Diese mannigfachen Verdienste des schlichten Bauers blieben nicht unberücksichtigt. Nicht allein wurde ihm ein lebenslänglicher Gnadengehalt angewiesen, die Kaiserin verlieh ihm auch mit Diplom vom 20. December 1771 die Siegelmäßigkeit und mit Allerh. Entschließung vom 13. April 1772 die goldene Verdienstmedaille. Sein Bildniß wurde im physikalischen Cabinete zu Innsbruck aufgestellt. Hueber erreichte das hohe Alter von 80 Jahren. Er war zweimal verheirathet, um 1769 mit Magdalena Kremser, nach ihrem Tode, um 1790, mit Magdalena Raich, welch’ letztere ihn überlebte; aus beiden Ehen besaß er 19 Kinder, von denen 11 noch lebten, als er starb. Ein Sohn Johann wurde Maler [s. d. S. 384] in den Quellen Nr. 4, ein anderer, Magnus aus erster Ehe, starb im April 1856 im Alter von 85 Jahren und war der Letzte dieser berühmten Oberperfuser Geodätenfamilie. Magnus widmete sich der Kunst, die sein Vater ausgeübt, und nahm mit Anton Kirchebner in den Jahren 1792 und 1793 die Markgrafschaft Burgau in drei Mappen auf, welche dem Oberamte Gunzburg übergeben wurden. Sonst ließ er sich bei Theilungen und Gütervermessungen in seiner Heimat verwenden [vergl. über ihn: Volks- und Schützenzeitung (Innsbruck, 4°.) 1846, Beilage (21) zu Nr. 51. Ein Bruder des Blasius, Andrä Hueber, war ein geschickter Baumeister und starb zu Kitzbühel in Tirol im Jahre 1808 [vergl. Staffler, Tirol, I, 873].

Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1816, Nr. 55, 56, 59, 60, 65, 66, 75, 76: „Lebensgeschichte des Blasius Hueber“, von Hofrath Andr. Alex. de Pauli. – Staffler (Joh. Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Fel. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 385, 388. – [383] Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 657. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, 8°.) S. 98. – National-Kalender von Tirol auf das Jahr 1821. – Porträt. Ob ein Bildniß Hueber’s im Stiche erschienen ist, ist mir nicht bekannt; in Oel gemalt von Philipp Haller ist es neben jenem seines Lehrers Anich im physikalischen Cabinete zu Innsbruck aufgestellt. – Wappenbrief vom 20. December 1771. – Wappen. Gevierteter Schild. 1: in Blau ein goldener Transporteur, dessen Bogen über sich gekehrt ist; 2 und 3: in Roth eine Landkarte, oben und unten mit einem schwarzen Stäbe versehen; 4: in Blau ein mit den Spitzen über sich gekehrter offener goldener Zirkel. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgewendeter geschlossener Stechhelm. Auf dem Helme liegt ein blau-, gold-, roth- und silberfarbener Bund, woraus der Oberleib eines jungen Mannes hervorragt, welcher in der rechten Hand einen offenen Zirkel in die Höhe, in der linken aber einen Transporteur abwärts hält. Die Kleidung des Mannes ist ein blauer Rock mit silbernen Knöpfen, ein mit Gold eingefaßtes rothes Brusttuch, ein grüner Hosenträger und ein rund herabgelassener, grün eingefaßter grüner Hut. Die Helmdecken sind rechts blau mit Gold, links roth mit Silber belegt. – Grabdenkmal. Hueber liegt auf dem Kirchhofe zu Inzing begraben, ein Denkstein von Marmor, mit seinem Wappen und folgender Inschrift bezeichnet seine Ruhestätte:
Hier ruhet
Blasius Hueber,
Landmann und Landmesser, Peter Anich’s Schüler und Nachfolger, dessen Verdienst durch die Karten von Tyrol, Vorarlberg und der Landvogtey Schwaben bewiesen, von der großen Maria Theresia belohnt, vom Vaterlande dankbar, von ganz Europa ehrenvoll anerkannt wurde, ein Muster eines guten Christen, Bürgers und Hausvaters. Seine Witwe und eilf Kinder setzen ihm weinend dieses Denkmahl.
Geboren zu Oberperfus den 1. Februar 1735,
Gestorben zu Inzing den 4. April 1814.