Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
ab Hortis, Samuel
Nächster>>>
Horváth, Andreas
Band: 9 (1863), ab Seite: 311. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Ádam Pálóczi Horváth in der Wikipedia
Ádam Pálóczi Horváth in Wikidata
GND-Eintrag: 1158954298, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Horváth, Adam|9|311|}}

Horváth, Adam (ungarischer Dichter, geb. zu Kömlöd im Comorner Comitate 1. Mai 1760, gest. zu Nagy Bajom 28. Jänner 1820). Der älteste Sohn des reformirten Predigers Georg H., besuchte er die Schule in seinem Geburtsorte unter Aufsicht und Leitung seines Vaters. 1773 ging er nach Debreczin, wo er sich für den geistlichen Stand vorbereitete. Nach Beendigung der Theologie, 1780, änderte er jedoch seinen Plan, studirte die Rechte und Feldmeßkunst, wurde Prakticant in Miskolz, später Advocat und ließ sich in [312] Eperies nieder. Neben seinem Berufswissen besaß H. Kenntnisse in der Philosophie, Theologie, Mathematik und Astronomie, und widmete sich mit besonderer Vorliebe und mit Erfolg der Poesie. Zuerst trat er 1787 in der „Magyar Musa“, d. i. Ungarische Muse, mit kleineren Gedichten auf; dann veröffentlichte er die „Hunnias vagy Magyar Hunyadi“, d. i. Die Hunias oder der ungarische Hunyadi (Raab 1787, 8°.), ein episches Gedicht in sechs Gesängen und vierzeiligen magyarischen Strophen; diesem folgte eine Sammlung von Gedichten, betitelt: „Hol-Mi külömb-külömféle dolgokról irtt külömb-külömbféle versek“ d. i. Allerlei über verschiedene Gegenstände geschriebene verschiedene Gedichte. 3 Bde. (Raab u. Pesth 1788– 1793). Seine übrigen poetischen Arbeiten, mit Ausnahme seiner noch nicht gesammelten Lieder, welche im Munde des Volkes fortleben, sind: „A’ tétényi leány Mátyás királynál“, d. i. Das Mädchen von Tétény bei dem Könige Mathias. Ein Lustspiel in fünf Acten (Pesth 1816); – „Rudolfias“, ein Epos in fünf Gesängen (Wien 1817); – „Leg rövidebb nyári éjtszaka“, d. i. Die kürzeste Sommernacht (Preßburg 1791), ein Lehrgedicht astronomischen Inhalts. Außerdem schrieb er aber „A’ lélek halhatatlansága felöl“, d. i. Ueber die Unsterblichkeit der Seele (Papa 1788, 4°.); – „A’ Magyar asszonyok prókátora“, d. i. Der Anwalt der ungarischen Frauen (Pesth 1790), wozu noch gehört: „A’ ferjfiak felelete az asszonyokhoz“, d. i. Antwort der Männer an die Frauen (ebd. 1790); – „A’ Vallásdolga Szala Vármegyeben“, d. i. Die Religionsangelegenheit in der Szalader Gespanschaft (1791); – „Psychologia az-az; á lélekröl való Tudomány“, d. i. Psychologie oder die Wissenschaft von der Seele (Pesth 1792); – „Quadratura circuli et ejus defensa“ (Buda 1807, 8°.) ; – „A Magyar, Magógtól fogra Elsö Istvanig“, d. i. Der Ungar von Magog bis auf Stephan I. (Pesth 1817) – und „Kis Magyar-Statistika, az aszkolak szamara“, d. i. Kleine ungarische Statistik für Schulen (Veszprim 1817); mehrere seiner Arbeiten sind in Zeitschriften abgedruckt. In Handschrift hinterließ er folgende Werke: Die neueste Philosophie oder Betrachtungen eines alten Mannes über alle Theile der Philosophie; Arion’s Gebet in der Morgenröthe mit moralisch-philosophischen Betrachtungen; einen vierten Theil zu seinen „Homi“; magyarische Sprichwörter; eine Geschichte der Reformation aus Originalquellen; einen philosophischen Roman unter dem Titel: „Zalad und Barragow“; zwei Bände philosophische, historische und mathematische Abhandlungen; ein magyarisches Universal-Lexikon, im Plane großartig angelegt und unvollendet; ein Lexikon über die Bibel und das philologische Werk: Der lateinische Schmetterling aus der griechischen Raupe, welches alle lateinischen Wörter enthält, die aus dem Griechischen stammen. Wie aus diesem Nachlasse und den eben angeführten Druckwerken ersichtlich ist, hat H. eine vielseitige Thätigkeit entwickelt und sich als schöpferischen originellen Geist bewährt. Im Verkehr lebhaft und anregend, war er sehr witzig, und leben seine witzigen Bemerkungen, wie viele seiner Lieder noch heute im Munde des Volkes. Am 23. März 1820, also bald nach seinem Tode, wurde seiner Abhandlung über die ungarischen Dialecte der Marczibanyische Preis zuerkannt. Sie ist mit anderen Preisschriften (Pesth 1821) gedruckt erschienen. In dem forstbotanischen Garten des Georgikons [313] zu Keszthely ist zu seinem Andenken ein Baum gepflanzt worden. H. war dreimal vermält, zuerst, seit 1782, mit Julianne von Oroszi, von der er sich 1793 scheiden ließ; mit seiner zweiten Gattin lebte er seit 1808 nicht zusammen; nach ihrem Tode heirathete er 1818 zum dritten Male Clara von Kazinczy, welche freilich kurze Ehe eine glückliche war, auch bildete H. diese dritte Frau zur Dichterin. Was Horváth den Dichter betrifft, so lautet das Urtheil Toldy’s, des berühmten ungarischen Literarhistorikers, folgendermaßen: „Horváth war in der ungarischen Nationalliteratur nach Dugonics im Epos eine Weile beachtet und Muster, jedoch im Liede ein weit glücklicherer Einführer des volksthümlichen Elements“.

Tudományos Gyüitemény, d. i. Wissenschaftliche Nachrichten (Pesth, Trattner). Jahrgang 1822, Heft 2, S. 68–73: „Selbstbiographie, begleitet mit Zusätzen von Kazinczy“. – Orpheus (belletristische Zeitung), herausgegeben von Franz Kazinczy, Bd. I, S. 174 bis 181. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjtek Ferenczy Jakab és Danielik József , d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Jos. Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich, 8°.) S. 190 [nach diesem gest. am 28. Jänner 1830]. – Handbuch der ungrischen Poesie … In Verbindung mit Julius Fenyéry herausgegeben von Franz Toldy (Pesth und Wien 1828, G. Kilian u. K. Gerold, 8°.) Bd. I, S. 174. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, II. Sect. 13. Theil, S. 220. – Ungarns Männer der Zeit. Biographien und Karakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (C. M. Kertbény) (Prag 1862, Steinhauser, 8°.) S. 249. – Catalogus bibliothecae hungaricae nationalis Szechenyianae (Sopronii et Posonii 1799, 1803, 8°.) Tom. I, pars 1, S. 501, Supplementum I, p. 259. – Kertbény (C. M.), Album hundert ungrischer Dichter (Dresden, Pesth, Wien 1854. R. Schäfer, H. Geibel, Frz. Leo, 12°.) S. 500. – Während die meisten Quellen – Ferenczy-Danielik’s Magyar irók ausgenommen, welches Werk 1830 als H.’s Todesjahr nennt – den 28. Jänner 1820 als Horváth’s Todesdatum angeben, bezeichnet Ivan Nagy in seinem Werke: „Magyarország családai czimerekkel …“, Bd. VI, S. 173, als H.’s Todestag den 20. Jänner 1820. – Porträt. Ob das von Sigmund Köre 1791 gemalte, ihm sehr ähnliche Porträt auch gestochen ist, ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt.