Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hocke, Nikolaus
Band: 9 (1863), ab Seite: 81. (Quelle)
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Hodak, Arnoldine (Früchte- und Stillleben-Malerin, geb. zu Brünn [82] 16. Juli 1822). Ihr Vater Franz Zelnizius bekleidete eine untere Beamtenstelle bei der k. k. Finanzbehörde in Olmütz, wo Arnoldine ihre Kinderjahre verlebte. Von frühester Jugend an regte sich in ihr der Drang nach Ausübung der darstellenden Kunst, welcher sogar in ihren Kinderspielen sich kundgab; aber die geringen Mittel der Eltern gestatteten es nicht, dem aufkeimenden Talente der Tochter durch entsprechenden Unterricht zu Hilfe zu kommen. Diesem Drucke der äußeren Verhältnisse suchte sie sich, so gut es möglich war, zu entringen. Dazu gesellte sich die vorübergehende Neigung für einen jungen feingebildeten Mann, und ihr erster Gedanke, hervorgerufen durch diese Liebe, war, sich der Schauspielkunst zu widmen, worin Arnoldine durch einen günstigen Erfolg bei ihrem ersten Versuche in einem Concerte noch bestärkt wurde. Aber die Eltern waren grundsätzlich dagegen und übersiedelten alsbald nach Brünn. Dort lernte sie schon in der ersten Zeit ihren künftigen Gatten Eugen Hodak, Beamten bei der mährischen Landesvertretung, kennen, den sie am 21. Mai 1848 heirathete, und von ihm, der zufällig Dilettant in der Oelmalerei war, wurde sie auf jenes Gebiet des Kunstlebens, nämlich die Malerei, geleitet, auf welchem sie bald erfolgreicher zu wirken berufen war. So groß aber ihre Liebe zur Kunst war und so sehr sie sich derselben mit allem Eifer ihres leichterregbaren Gemüthes hingab, so mußte doch erst ein günstiger Zufall mithelfen, sie in der Blumen- und Stilllebenmalerei ihre eigentliche Stärke erkennen zu lassen. Dieser Zufall waren die Ausstellungen des Filialcomité’s des neuen österreichischen Kunstvereines in Brünn, deren Blumen-, Früchtenstücke und Stillleben sie zu den ersten Versuchen anregten. Stift und Kreide waren aber viel zu kalt für ihre lebhafte Phantasie; nach Wärme und Leben ringend, begann sie ohne vorhergegangenen Zeichnungsunterricht am 4. September 1851 zu malen, bloß mit Zuhilfenahme der Erfahrungen, welche ihr Mann in der Oelmalerei besaß. Nachdem sie die ersten technischen Schwierigkeiten der Oelmalerei mit Leichtigkeit überwunden, mehrere Copien nach guten Bildern, wie Lauer, Lach und Waldmüller vollendet hatte, ging sie gleich zum Malen nach der Natur über, welche sie durch Fleiß und Studium, ohne die Manieren ihrer Vorbilder nachzuahmen, treu wiederzugeben bemüht war. Frei von jedem fremden Einfluße, nur auf die eigene ihr von der Natur gegebene glückliche Auffassung angewiesen, vollendete sie nach sechsjähriger ununterbrochener Ausdauer das erste Originalgemälde, welches sie in die Kunstausstellung nach Prag sandte, wo es beifällig aufgenommen und auch von einem Kunstfreunde angekauft wurde. Leider wirkt ihre schwächliche Gesundheit lähmend auf ihre künstlerische Entwickelung und machte es ihr bisher nicht möglich, eine Kunstreise zu unternehmen, welche für ihr schönes Talent gewiß fördernd wäre; da sie durch das Kennenlernen der besten Werke der Meister des Stilllebens inne würde, daß es sich in diesem Kunstzweige nicht um die dürftige und in diesem Gebiete sogar widerliche Nachahmung der Natur, sondern vielmehr um jene sinnige und malerische Gruppirung der Gegenstände handle, aus welcher sich Sinn und Gemüth der abwesenden Bewohner des Hauses errathen laßt. Man erinnere sich nur an das tiefpoetische Bild: Die leere Klosterzelle, mit den Sandalen auf dem Boden, der über den [83] Stuhl gehängten Kutte, dem Rosenkranze und dem Gebetbuche auf dem Tische, dem offenen Fensterlein und dem daran hängenden Käfige, dessen Thüre auch offen, Käfig und Zelle, beide den entflohenen Bewohner vermuthen lassend. Welch’ ein Bild! welch’ eine Quelle tiefpoetischer Gedanken! Die Künstlerin hat bisher folgende Bilder gemalt (die mit einem * bezeichneten befinden sich im Privatbesitze): „Fruchtstück mit einem Vogel“ (angekauft im Brünner Filial-Kunstvereine 1857); – „Emailirte Glasvase, darauf Trauben, Pfirsiche und Rhododendron mit einem Kanarien- und Eisvogel“ (angekauft in der Prager Kunstausstellung 1857, 90fl.); – „Trauben“ (1857); – „Vasen mit Epheu und Früchten“ (Prager Kunstausstellung 1857, 150 fl.); – *„Herbstblumen“: – *„Oleanderblüthen in einer Alabastervase auf einem mit Früchten belegten Marmortische“; – “Frühlingsblumen in einer Glasvase, Körbchen mit Blumen und einem Kanarienvogel auf einem Tische“; – *„Herbstblumen in einer Porzellainvase“; – „Griechischer Oelkrug in einer Gruppe von Trauben, Pfirsichen und Erdbeeren“ (angekauft vom Kunstvereine in Krakau im Jahre 1859. 130fl.); – „Trauben“; – „Früchte auf einem Aufsatz“ (beide vom Prager Kunstvereine 1859 angekauft); – *„Marillen im Korbe mit Papagei“; – *„Porzellainvase mit Rosen, Amor und Psyche im Medaillon auf einem mit Trauben und Pfirsichen belegten Marmortische“; – *„Marmorvase mit Epheu und Früchten und eine liegende Porzellainvase, worauf ein Goldspecht sitzt“; – *„Herbstblumen in einem Glas“; *„Erdbeeren auf einem kleinen Korbe“; – *„Aufsatz mit Trauben und Pfirsichen“; – *„Trauben, Pfirsiche und Melonen. Studie“ (angekauft vom Prager Kunstvereine); – „Früchte“ (Wiener Kunstverein, December 1849, 250 fl.); – „Gruppe von Trauben, Pfirsichen, eine Ananas auf einem Korbe liegend, Feigen und Melonen“ (angekauft vom Protectorate des Brünner Museums); – „Gruppe von Trauben, Pfirsichen, Melonen und Feigen auf einer Marmorplatte, im Hintergrunde Drapperie mit Säule und Fernsicht“; – „Gruppe von Trauben mit einer Ananas“; – „Früchte auf einem Teller“; – „Kamelien mit Frühjahrsblüthen in einer Thonvase“; – „Moderne Vase mit Muscheln und Kleinodien auf einem Marmortische“ (die letzten fünf Bilder noch im Privatbesitze der Künstlerin). Außer diesen bisher angeführten größeren Bildern (sie wechseln in der Größe von 1 bis 2½, dann 2 bis 3 Fuß) befinden sich mehrere kleinere Bilder und Copien der genannten im Privatbesitze und mehrere Studien im Atelier der Künstlerin.

Brünner Zeitung 1860, Nr. 106. – Katalog der Ausstellung des österr. Kunstvereins, Monat Juli 1857 (83. Ausstellung), Nr. 24; December 1859, Nr. 56. – Kataloge der Kunstausstellungen der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde zu Prag im Jahre 1857, Nr. 73, 119; 1858, Nr. 230. – Krakauer Zeitung 1860, Nr. 102.