Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Helcelet, Johann
Band: 8 (1862), ab Seite: 242. (Quelle)
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Held, Ignaz von (Componist, geb. zu Hohenbruck in Böhmen 1766, gest. zu Břesc-Litewski in Rußland 1816). Sohn eines Arztes und Bruder des Johann Theobald Held [siehe den Folgenden]. In der Schule seines Geburtsortes, welche er besuchte, wurde auch Unterricht in der Musik ertheilt, für welche der Knabe großes Talent an den Tag legte. H. wurde bald Altist in der Teinkirche zu Prag und dann in Königgrätz, wo er die Humanitätsclassen besuchte; zugleich bildete er sich im Spiele von Blas- und Saiteninstrumenten aus. 17 Jahre alt, verlor er seinen Vater, der auf dem Sterbebette den Kindern empfahl, ihr Glück in der Fremde zu suchen. Dieß kam dem Reisedrange des Jünglings [243] zu Statten und er begab sich 1783 nach Polen, wo er bei einem ihm verwandten Landsmanne gastliche Aufnahme fand. Seine Sprach- und Musiktalente halfen ihm weiter; er begab sich nun nach St. Petersburg. Bei dem bald darauf erfolgten Ausbruche des Türkenkrieges trat er in das Fürst Potemkin’sche Regiment, marschirte mit demselben in die Krim, focht bei dem Sturme auf Oczakow und wurde Oberlieutenant. Nach Potemkin’s Tode nahm er Dienste in der kön. polnischen Armee, wurde in wenigen Jahren Major, erhielt den Adel und dann den Kammerherrnschlüssel. Als aber Polen ein selbstständiger Staat zu sein aufgehört, trübte sich auch sein Glücksstern; von den Russen in einem der unglücklichen Kämpfe, welche Polen focht, gefangen, verlor er sein Hab und Gut und blieb so lange in Haft, bis Kaiser Paul bei seiner Thronbesteigung den gefangenen Polen die Freiheit gab. Nun ohne Amt, ohne Vermögen, aller Mittel des Lebensunterhaltes beraubt, griff er zur Kunst, die er in seiner Jugend so eifrig getrieben. Die englische Guitarre, das Piano spielte er vorzüglich, das Glück war ihm günstig, er kam nach Moskau und ward dort bald ein sehr gesuchter Musiklehrer in den vornehmsten Häusern. Nun warf er sich auch auf die Composition, fand Verleger, welche ihm seine Arbeiten gerne abnahmen und gut honorirten. Als er sich mittlerweile um ein bleibendes Amt bewarb, erhielt er durch Fürsprache des Großfürsten Constantin eine Hafen-Inspectorsstelle zu Pernau, wurde aber 1808 nach St. Petersburg übersetzt, dann zum kais. russischen Rath ernannt, als welcher er zu Břesc-Litewski, erst 50 Jahre alt, starb. Als Compositeur hat sich H. in Rußland einen Namen gemacht; seine Compositionen, vornehmlich Sonaten für das Pianoforte, Chöre, Märsche, Polonaisen, Variationen und Salonstücke, verrathen Grazie und namentlich wird seinen Polonaisen nachgerühmt, daß in ihnen der nationale Charakter, den dieses Tonstück, soll es wirksam sein, nicht entbehren darf, treu wiedergegeben ist.

Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgem. histor. Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theil auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, kl. 4°.) Bd. I, Sp. 599.