Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Hasslinger, Jacob
Nächster>>>
Hattasch, Dismas
Band: 8 (1862), ab Seite: 48. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Martin Hattala in der Wikipedia
Martin Hattala in Wikidata
GND-Eintrag: 118925083, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Hattala, Martin|8|48|}}

Hattala, Martin (slavischer Sprachforscher, geb. in Böhmen). Zeitgenoß. Im Jahre 1850 wurde er zum Professor der slavischen Sprache am Gymnasium und an der Realschule zu Břetislav und mit Allerh. Entschließung vom 8. Mai 1861 zum ordentl. Professor der slavischen Philologie an der Prager Universität ernannt, nachdem er früher die Stelle eines außerordentlichen desselben Gegenstandes an derselben Hochschule bekleidet hatte. H. warf sich auf das Gebiet der slavischen Sprachforschung und zwar trat er mit seiner neuen Theorie der Lautlehre in dem Werke: „Zvukosloví jazyka staro-i novočeského. Díl prvý“, d. i. Lautlehre der alten und neuen čechischen und slovenischen Sprache, 1. Theil (Prag 1854), auf, welches auf Kosten der Matice česka verlegt wurde und in welchem H. von allen bisherigen Pfaden abweichend seinen eigenen Weg geht [siehe unten in den Quellen den Ausspruch Rittersberg’s]. Nach diesen von H. aufgestellten Grundsätzen verfaßt ist auch seine in den „Abhandlungen der kön. böhm. Gesellschaft“ erschienene kritische Würdigung des Werkes von Fr. L. Čelakowsky: „Ctení o srovnavací mluvnici slovanské“, d. i. Vorlesungen über vergleichende slavische Grammatik (1854, Bd. 8). Bald nach dieser Lautlehre gab H. seine Schrift: „Skladba jazyka českého“, d. i. Wortfügung der čechischen Sprache (Prag 1855, Calve), heraus. Dieses Werk, wovon nur der erste Theil erschien, wurde von einem Theile der Kritik als so bedeutend für die čechische Sprache bezeichnet, wie etwa für das Griechische die Grammatik des Curtius. Gegen dieselbe erschien von J. Franz Šumavský „Úvaha o skladbě jazyka českého Pr. Martina Hattaly“, d. i. Recension über Pr. M. Hattala’s Wortfügung der čechischen Sprache (Prag 1855, Bellmann, 8°.), worauf Hattala mit der Schrift: „Obrana skladbý“, d. i. Vertheidigung der Wortfügung (Prag 1855, Jerzabek), erwiederte. Nun folgten seine „Vergleichende Grammatik der böhmischen und slovakischen Sprache“ (Prag 1857, Calve) [vergl. darüber Schleicher’s und Kuhn’s Zeitschrift: Beiträge zur vergleich. Sprachenforschung 1857, Heft 2, S. 245]; und „Slovo o Polku Igorevě“, d. i. Ein Wort von Igor’s Heerzug (Prag 1858, Tempsky, 8°.). Die weniger umfangreichen Ergebnisse seiner sprachlichen Forschungen legt H. im Časopis Musea království českého, d. i. in der Zeitschrift des kön. böhm. Museums nieder und führen wir daraus an: „O poměru cyrillčiny k nynějsim nárečím slovanským“, d. i. Das Verhältniß der Cyrillik zu den heutigen slavischen Dialekten (29. Jahrg. S. 81); – „O albativě ve slovančině a litvančině“, d. i. Vom Ablativ im Slovenischen und Lithauischen (31. Jahrg. 1857, S. 227 und 564, und 32. Jahrg. S. 347, 519); – „Mnich Chrabr“, d. i. Der Mönch Chrabru (32. Jahrg. 1858, S. 117); – „Obrana Libusina Soudu z stanoviska filologickeho“, d. i. Vertheidigung des Gedichtes: Libussa-Gericht vom philologischen Standpuncte (32. Jahrg. 1858, S. 600 und 33. Jahrg. 1859, S. 326); – „O enklitickém ž a ť co důkaze presnosti rukopisu Zelenohorskeho a Kralodcorskeho“, d. i. Von[WS 1] dem enklitischen z und t, welche das Alterthum der Königinhofer Handschrift[WS 2] bezeugen (34. Jahrg. 1860, S. 313). Hattala gehört zu den Philologen der vorgeschrittensten čechischen Partei; selbst dort, wo die Wissenschaft [49] die Beweise für das Gegentheil festgestellt, wie z. B. bei dem Gedichte: Libussa’s Gericht, an dessen Unechtheit auch die Čechen nicht mehr zweifeln, bringt er in neuester Zeit Behauptungen für deren Echtheit vom philologischen Standpuncte bei. In jüngster Zeit kündigte das neue čechische Parteiblatt Čas von Hattala eine Vertheidigungsschrift der „Königinhofer Handschrift“ an, in welcher H. nicht nur Herrn Feifaljk, sondern auch unsern berühmten und gediegenen Slavisten Miklošic, welcher offen als Gegner dieser Handschrift auftrat, „abzuthun“ gedenkt.

Rittersberg, Kapesní slovniček (Prag 1850, 16°.) S. 594 [schreibt über H.: „On se nepřidržuje ani češtiny, ani Bernolačiny, ani Štúrovčiny ani Pejkovštiny, nýbrž rozmnožil počet spisovnich řeči Slovaků opět, o jednu, jížto Hattalačina ted říkají“]. – Kritische Blätter über Literatur und Kunst. Redig. von Dr. I. J. Hanuš (Prag und Leipzig, I. L. Kober, gr. 8°.) II. Jahrg. 2. Bd. (1858), S. 58, 119, 129, 144, 188, 215, und 3. Bd. S. 39. – Vaterland (Wiener polit. Parteiblatt, Fol.) 1860, Nr. 93, unter der Abtheilung: „Vermischtes“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Vom.
  2. Königinhofer Handschrift (Wikipedia).