BLKÖ:Habsburg, Franz V. Ferdinand Geminian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 6 (1860), ab Seite: 226. (Quelle)
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97. Franz V. Ferdinand Geminian, Erzherzog von Oesterreich, Herzog von Modena, Massa, Carrara und Guastalla (geb. am 1. Juni 1819). Sohn Franz IV. (siehe d. Vorigen), aus seiner Ehe mit Maria Beatrix, kön. Prinzessin von Sardinien. Gemalin. Seit 30. März 1842 die Prinzessin Adelgunde (geb. 19. März 1823) Tochter Sr. Majestät des Königs Ludwig von Bayern. Kinder. Das bisher einzige Kind, Anna Beatrix (geb. 19. October 1848), ist am 8. Juli 1849 gestorben. Wichtigere Lebensmomente. Nach dem Tode seines Vaters, am 21. Jänner 1846, trat Franz V. die Regierung an. Seinem Regierungsantritte folgten alsbald die italienischen Bewegungen, welche durch mehrere vertragsmäßige Gebietsveränderungen noch genährt wurden. Als am 15. September 1847 der Herzog von Lucca die Regierung niederlegte, fiel vertragsmäßig der größte Theil von Lucca an Toscana, die Secundogenitur des Hauses Habsburg-Lothringen. Nach denselben Verträgen sollte bei Eintritt dieses Anfalles Fivizzano von Toscana an Modena abgetreten werden. Die Fivizzaner aber, welche lieber toscanisch bleiben als modenesisch werden wollten, baten ihren Großherzog, im bisherigen Verbande mit ihrem Stammlande zu verbleiben. Jedoch ihr Flehen blieb erfolglos; die Verträge mußten in Vollzug gesetzt werden, und Fivizzano an Modena kommen, was zuletzt mit Anwendung von Waffengewalt geschah, wobei jedoch der Papst und Sardinien vermittelnd wirkten. Eine noch größere Erweiterung erhielt Modena nach dem Tode der Herzogin von Parma, der Kaiserin Maria Louise, bei welcher Gelegenheit in Parma die vorherregierende Linie der Bourbons eingesetzt ward, den Verträgen gemäß aber Guastalla an Modena fiel. Der Herzog, der früher schon der zunehmenden Bewegungen wegen österreichischen Truppenschutz herbeizurufen genöthigt war, schloß nun im Februar 1848 ein feierliches Schutz- und Trutzbündniß mit Oesterreich. Jedoch im März 1848 begannen die Unruhen ernstlicher zu werden; die Jesuiten wurden vertrieben und der Herzog verließ das Land. Schon am 10. August führten ihn österreichische Truppen wieder in’s Land zurück. Amnestieacte eröffneten nun den Wiederantritt seiner Regierung, jedoch die Gährung dauerte fort und führte am 18. November 1848 zu einem Attentate, das ein Gutsbesitzer, Bizzali, gegen den Herzog vornahm. Als dann der Krieg mit Sardinien folgte, begab sich Franz V. am 14. März 1849 nach Brescella, kehrte aber schon im Mai d. J. [227] in die Hauptstadt zurück. Seither gewann die Ordnung wieder Oberhand im Lande und blieb ungetrübt bis zum Ausbruche des italienischen Krieges im Frühjahre 1859, in welchem die zu Massa und Carrara ausgebrochenen Bewegungen den Einmarsch österreichischer Truppen in Modena zur Folge hatten. Nach der Schlacht von Magenta war der Herzog neuerdings genöthigt, sein Land zu verlassen, und begab sich vorerst nach Brescella, später nach Mantua. Die revolutionären Machthaber fanden Briefe von ihm, in welchen sich die stärkte Verachtung gegen Napoleon III. ausspricht und beeilten sich dieselben zu veröffentlichen. In Villafranca war zwar die Wiedereinsetzung des Herzogs verabredet worden, aber der standhafte Protest der von der Revolutionspartei geleiteten Bewohner machte diese Maßregel unausführbar; später half das von Napoleon erfundene allgemeine Stimmrecht einen Ausweg finden und Modena wurde Piemont einverleibt.

Farini, Storia dello stato romano. – Gualterio, Dei rivolgimenti dell’Italia. – La Farina, Storia d’Italia dal 1815 al 1830. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart. Erste Serie (Leipzig 1860, Carl B. Lorck, 4°.) S. 471. – Montanelli, Memorie sopra Italia. – Porträt. Francesco V., Arciduca d’Austria d’Este duca di Modena. Nach Göbel lithogr. von Göbel und Bauer (Wien, Jos. Bermann, gr. Fol., mit Goldreif).