BLKÖ:Haan, Mathias Wilhelm von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Haan, die Familie
Band: 6 (1860), ab Seite: 97. (Quelle)
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Haan, Mathias Wilhelm von (Staatsmann, geb. zu Wien 27. November 1737, gest. ebd. 10. December 1816). Entstammt einer alten adeligen [98] Familie (s. d. Quellen), widmete sich dem Studium der Rechte und trat in den Staatsdienst. Erst 38 Jahre alt, war er bereits Hofrath bei der obersten Justizstelle und nahm an den von Kaiser Joseph II. in’s Leben gerufenen Justizreformen wesentlichen Antheil. Kaiser Franz II. ernannte ihn 1792 zum Vicepräsidenten des niederösterreichischen Appellationsgerichtes, 1795 zum obersten Landrichter und Präsidenten des niederösterreichischen Landrechtes. 1797 wurde er Vicepräsident der damals noch vereinigten Hofcommission in politischen und Justizgesetzsachen und 1809 Präsident, welche Stelle er bis an seinen Tod bekleidete, der ihn im 80. Jahre dem Staate entriß. Früher schon (1779) wurde H. zugleich mit seinen drei Brüdern in den erblichen Ritterstand, er selbst aber zur geheimen Rathswürde erhoben und mit dem Großkreuze des St. Stephan-Ordens ausgezeichnet. Als Fachschriftsteller leistete er folgende Arbeiten: „Ueber die Tortur“ (Wien 1776); – „Das Strafgesetzbuch in Westgalizien“ (1796), welches Grundlage und Vorläufer des Criminalgesetzbuches der österreichischen Staaten des Jahres 1803 wurde. Ferner wurde unter seinem Einfluße das allgemeine bürgerliche Gesetzbuch für 1811 vollendet, dieses Musterwerk juridischer Weisheit, welches die spätere Zeit nicht vervollkommnet hat; kurz vor seinem Tode hat er ein neues Wechselrecht zur Genehmigung vorgelegt, welches jedoch erst 1818 – also nach seinem Tode – in Rechtskraft getreten ist. – Auch gab er mit Sonnenfels vereint viel früher schon heraus: „Specimen juris germanici de remediis juris, juri romano incognitis“ (Wien 1757, 4°.).

Museum für Gesetzkunde und Rechtspflege in den Oesterreichischen Staaten, Bd. III, S. 312–322. – Ersch und Gruber, Allgem. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig, 4°.) Section II, Theil 1, S. 11. – Oesterreich. National-Encyklopädie, herausg. von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 457. – J. Meyer, Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIV, S. 504. –