Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Hoermann, N. von
Band: 9 (1863), ab Seite: 126. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Moriz Hoernes (Geologe) in der Wikipedia
Moriz Hoernes in Wikidata
GND-Eintrag: 116932716, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Hörnes, Moriz|9|126|}}

Hörnes, Moriz (Paläontolog, geb. zu Wien 14. Juli 1815).[BN 1] Trat, nachdem er an der Wiener Hochschule die philosophischen Studien beendet hatte, [127] im Jahre 1833 in die kais. Familienfonds-Buchhaltung als Prakticant ein, da man ihn, als früh verwaist, so bald wie möglich zu versorgen suchte. Allein diese Sphäre genügte dem strebsamen Manne nicht, der bereits während seiner philosophischen Studien die Vorlesungen von Mohs mit Begeisterung gehört und sich fleißig in der Krystallographie geübt hatte. Er besuchte neben seinen Amtsverrichtungen als Buchhaltungsbeamter die Vorlesungen über Chemie und Botanik unter Jacquin, Anatomie unter Berres, Zoologie u. s. w. und leistete nebstbei seit 10. August 1836 Aushilfsdienste im k. k. Hof-Mineraliencabinete, bis er daselbst am 6. März 1837 als überzähliger Prakticant eine Anstellung fand. Nun war Hörnes ganz in seinem Elemente. Partsch war kürzlich Custos geworden und es war nöthig geworden, das ganze Cabinet neu aufzustellen, wozu die Vereinigung des bis dahin bestandenen brasilianischen Museums mit der Hauptsammlung und die Erwerbung eines neuen Saales die Veranlassung gaben. Hörnes stand Partsch bei dieser Arbeit getreulich zur Seite und arbeitete mit allem Eifer, so daß die Aufstellung in der Zeit von fünf Jahren, während welchen jedoch das Cabinet stets zur Benützung geöffnet blieb, vollendet werden konnte. Auch erwarb H. in dieser Zeit (am 15. Juni 1841) nach zuvor abgelegten strengen Prüfungen an der Wiener Hochschule die philosophische Doctorwürde. Nachdem nun die mechanischen Arbeiten am Cabinete vollendet waren, sollten die Sammlungen genauer untersucht und beschrieben werden; auch an die Herausgabe dieser Arbeit wurde gedacht, so wenig ermunternd die Erfolge ähnlicher Arbeiten früherer Zeit waren; denn die „Annalen des Wiener Museums“ waren bereits mit dem ersten Bande in Ermangelung jedweder Unterstützung eingegangen. Seit der Ankunft Haidinger’s an Mohs’ Stelle, im April 1840 in Wien, begann sich jedoch der wissenschaftliche Geist von neuem zu regen. Durch verschiedene Einrichtungen bei seinen Vorlesungen, namentlich durch das Heranziehen strebender junger Montanistiker als Schüler, hatte Haidinger den Sinn für Naturforschung in Wien geweckt und die jüngeren Männer an den großen Museen und wissenschaftlichen Anstalten fühlten alsbald in sich den Drang, ihre Kenntnisse und Erfahrungen auszutauschen. Dieß veranlaßte Hörnes in Verbindung mit seinen Freunden Franz Ritter von Hauer [Bd. VIII, S. 59] und Adolph Patera am 7. November 1845 den Verein der Freunde der Naturwissenschaften zu gründen, dem sich bald alle jüngeren hervorragenden Kräfte in Wien anschlossen, und welcher dadurch besonders wirksam wurde, daß sich Haidinger [Bd. VII, S. 208] an die Spitze stellte, die Thätigkeit der Mitglieder theils regelte, theils diese zu neuen Arbeiten anspornte. Haidinger übernahm auch die Herausgabe der Schriften, von denen sieben Bände „Mittheilungen“ und vier Bände „Abhandlungen“ erschienen sind, in welchen ersteren von Hörnes nicht weniger als 29 Mittheilungen enthalten sind [siehe weiter unten die wissenschaftlichen Arbeiten von H.]. Im Jahre 1848 wurde Hörnes mit v. Hauer auf Antrag Haidinger’s von der kais. Akademie der Wissenschaften nach Deutschland, Frankreich und England gesendet, um die Einrichtungen zu studiren, die in diesen Ländern zur geologischen Erforschung des Bodens getroffen sind. Die kais. Akademie hatte es sich nämlich anfänglich zur Aufgabe gemacht, die geologischen [128] Verhältnisse des österreichischen Kaiserstaates selbst zu erforschen, bis auf Anregung des damaligen Ministers Freiherrn von Thinnfeld von Sr. Majestät dem Kaiser im December 1849 die Gründung der k. k. geologischen Reichsanstalt genehmigt ward, welche auch mit kais. Munificenz ausgestattet, unter Haidinger’s erfolgreicher Leitung sogleich in’s Leben trat. Nun erst war es möglich, die Versteinerungen der österreichischen Monarchie in großen Werken zu beschreiben, wozu schon Partsch seit 30 Jahren Vorarbeiten gemacht hatte, ohne sein Ziel erreichen zu können. Auf Haidinger’s Aufforderung übernahm nun Hörnes die Beschreibung der fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien, wozu ihm Partsch seine sämmtlichen Vorarbeiten übergab und ihn auch bis zu seinem Tode nach Kräften unterstützte. An der Versammlung der Naturforscher im Jahre 1836 nahm Hörnes als Secretär der mineralogischen Section den regsten Antheil und erhielt während derselben das Diplom der Leopoldina-Karolina als wirkliches Mitglied mit dem Beinamen „v. Born“. Als Partsch (am 3. October 1856) starb, ward H. an dessen Stelle zum Vorstande und Custos des k. k. Hof-Mineraliencabinetes, welche Stelle er noch zur Zeit bekleidet, ernannt; seit 17. November 1860 ist H. correspondirendes Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften. Hörnes hat folgende wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, u. z.: Selbstständige Schriften: „Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. 1. Band, Univalven, “ (Wien 1856, mit 52 lithogr. Tafeln, gr. 4°.); – „Uebersichtliche Darstellung des Mohsischen Mineralsystems; zum Gebrauche für Studierende, insbesondere beim Besuche des k. k. Hof-Mineraliencabinetts“ (Wien 1847, mit 240 Holzschn.). In wissenschaftlichen Fachwerken, u. z. in den von Wilhelm Haidinger herausgegebenen „Berichten über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien“, im I. Bande (1847) u. a.: „Ueber fossile Säugethiere des Wienerbeckens“ (S. 50); – „Ueber den Struvit“ (S. 95); – „Tertiäre Gebirgsschichten bei Mattersdorf“ (S. 139); – „Ueber die Grauwackenversteinerungen von Rittberg in Mähren“ (S. 166); – im II. Bande (1847): „Ueber die Versteinerungen aus dem Jurakalke von Nikolsburg“ (S. 3); – „Ueber Tertiärversteinerungen von Szobb bei Gran“ (S. 234); – im III. Bande (1847): „Das Soolbad zu Neusalzwerk“ (S. 53); – „Die geognostischen Verhältnisse der Umgebung von Seelowitz“ (S. 83); – „Ueber die Versteinerungen bei Piesting“ (S. 108); – „Tertiärversteinerungen von Ritzing in Ungarn“ (S. 377); – „Ueber die Versteinerungen von Loibersdorf“ (S. 393); – im IV. Bande (1849): „Fossile Säugethiere von Bribir“ (S. 83); – „Verzeichniß sämmtlicher bis jetzt im Wienerbecken aufgefundenen Tertiärversteinerungen“ (S. 366); – im V. Bande (1849): „Ueber die vom geognostisch- montanistischen Vereine herausgegebene geognostische Karte von Tirol“ (S. 112); – im VI. Bande (1850): „Wirbelthierreste aus der Kohle von Laiding“ (S. 43); – im VII. Bande (1851): „Neue Fundorte von Versteinerungen in dem ungarischen Tertiärbecken“ (S. 194); – „Die fossilen Schnecken aus dem Kalktuff von Scheibbs und dem Löß von Nußdorf“ (S. 200); – in den „Sitzungsberichten der math.-naturwiss. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften“, u. z. im XV. Bande (1855): „Ueber die Gastropoden und Acephalen [129] der Hallstätter Schichten“ (S. 276); – im XVII. Bande (1855): „Ueber einige neue Gastropoden aus den östlichen Alpen“ (S. 612); – im XX. Bande (1856); – „Ueber Gastropoden aus der Trias der Alpen“ (S. 68); – in den „Denkschriften der math.-naturwiss. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften“, u. z. im IX. Bande (1855): „Ueber die Gastropoden und Acephalen der Hallstätter Schichten“ (S. 33, m. 2 Taf.); – im X. Bande (1856): „Ueber einige neue Gastropoden aus den östlichen Alpen“ (S. 173, m. 3 Taf.); – im XII. Bande (1856): „Ueber Gastropoden aus der Trias der Alpen“ (S. 21, m. 3 Taf.); – in den „Jahrbüchern der k. k. geologischen Reichsanstalt“, u. z. im I. Jahrg. (1850): „Ueber die Faluns im Südwesten von Frankreich“ (S. 587); – „Bericht über die Bereisung mehrerer Fundorte von Tertiärpetrefacten im Wienerbecken“ (S. 662); – im II. Jahrg. (1851): „Ueber Ancillarien im Wienerbecken“ (S. d 164); – im IV. Jahrg. (1833): „Ueber die Tertiärversteinerungen bei Imola, bei Bologna (S. 181), bei Porstendorf nächst Mährisch-Trübau (S. 188), von Ottnang in Oberösterreich (S. 190), von Nemesest, im Banat“ (S. 192); – „Bericht über eine geologische Reise nach Russisch-Polen“ (S. 857); – „Ueber neue Fundorte von Versteinerungen in Mähren“ (S. 862); – im V. Jahrg. (1854): „Ueber die Tertiärversteinerungen von Raußnitz in Mähren (S. 209), von Girgenti in Sicilien (S. 218), aus der Umgegend von Belgrad“ (S. 891); – im VII. Jahrg. (1856): „Ueber die von Herrn von Heldreich eingesendeten subfossilen Seethierreste aus Kalamaki am Isthmus von Korinth“ (S. 173); – in dem v. Leonhard und Bronn[WS 2] herausgegebenen „Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefactenkunde“, u. z. im Jahrg. 1845: „Verzeichniß einer Centurie von Wiener Tertiärversteinerungen“ (S. 794); – im Jahrg. 1846: „Beschreibung der vorzüglichsten Stücke in der Mineralien-Sammlung der Frau Johanna Edlen von Henikstein in Wien“ (S. 768); – im Jahrg. 1853: „Grenze zwischen Eocen, Miocen und Pliocen“ (S. 806); – im Jahrg. 1854: „Ueber die Eocen-Formation in Oesterreich“ (S. 572). Hörnes ist Mitglied mehrerer naturwissenschaftlichen Gesellschaften, u. z. außer den bereits angeführten auch des Werner-Vereins in Brünn, des Vereins „Lotos“ in Prag, der geologischen und geognostischen Vereine zu Gratz und Hermannstadt, des Vereins für Naturgeschichte, Natur- und Heilkunde in Dresden, der Gesellschaft für Mineralogie und Geognosie in Jena, des Vereins für Naturkunde im Herzogthume Nassau und wirkliches Mitglied der kais. russischen mineralogischen Gesellschaft zu St. Petersburg.

Sendschreiben an die hochverehrten zur Wahl 1857 versammelten wirklichen Mitglieder der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, von Wilhelm Haidinger (Wien 1857. M. Auer. 8°.) S. 13. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1858. J. Ambr. Barth. Lex. 8°.) S. 1120.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Hörnes, Moriz [Bd. IX, S. 126][WS 1], gestorben zu Wien im Jahre 1869.
    Hoffinger (Dr. v.), Von der Universität. I. Die Doctoren-Collegien. II. Erinnerung an die Doctoren Carl Freiherrn von Hock und Moriz Hörnes; Victor Aimé Huber und Heinrich Ritter (Wien 1869, L. Mayer, 8°.). [Band 28, S. 354]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. IV, S. 126].
  2. Vorlage: Bonn