Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Girardin, Emil Mme.
Band: 5 (1859), ab Seite: 197. (Quelle)
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Girardi, Michael (Naturforscher und Anatom, geb. zu Limone in der Lombardei im Nov. 1731, gest. zu Parma 1797). Studirte in Brescia unter den Jesuiten und erhielt in Padua die medicinische Doctorswürde. Dort gewann er an dem berühmten Morgagni einen wohlwollenden Freund und Genossen in der Wissenschaft. Girardi betrat die schriftstellerische Laufbahn mit der Dissertation: „Dell’ uso dell’ uva orsina nelle malattie de’ calcoli“. Als später Jenners berühmte Entdeckung auftauchte, schrieb G., der ihre volle Wirksamkeit nicht gelten lassen wollte, den Brief: „Del ritorno del vajuolo dopo l’innesto“ und zog sich damit die heftigsten Angriffe aller Anhänger der Impfung zu. Nun wurde G. Professor der Anatomie an der Universität zu Padua, folgte aber 1770 dem Rufe Ferdinand I. Herzogs von Parma, um an der dortigen Universität die Professur der Anatomie und Naturgeschichte zu übernehmen. Hier widmete er sich ganz dem Studium der Anatomie und zählte bald zu den Koryphäen in dieser Wissenschaft. Zunächst veröffentlichte er in glänzender Ausstattung und in lateinischer Sprache die Santorinischen Tafeln: „XVII tabulae (anatom.) quas nunc primum edit et explicat Mch. Girardi“ (Parma 1775, ex typ. reg., kl. Fol.) [Ebert, Bibliogr. Lexik. Nr. 20322], die er mit neuen Aufklärungen, Berichtigungen und Entdeckungen bereicherte, namentlich was die Partie der Splanchnologie und Angiologie betrifft. Auch vermehrte er ansehnlich das anatomische Cabinet der Universität zu Parma. Er wurde Mitglied der vorzüglichsten wissenschaftlichen Institute Europa’s und erfuhr mannigfache Auszeichnungen. Außer den schon genannten Schriften gab er noch heraus: „Osservazioni e riflessioni sulla tunica vaginale del testicolo“, in welcher Abhandlung er die Ansichten Hunters bekämpfte; Paletta und Caldani, welche denselben Gegenstand behandelten, verschwiegen G.’s Forschungen, und erst Calloud wurde ihm gerecht in dem Werke: „Sulle vaginali de’ testicoli e sull’ epoche di alcune scoperte anatomiche“. Ferner schrieb G.: „Dell’ origine del nervo intercostale“, in lateinischer Sprache; und die naturwissenschaftlichen Werke: Osservazioni anatomiche intorno agli organi della respirazione negli uccelli“; – „Intorno agli organi elettrici della torpedine“. – auf Anregung Spallanzani’s: „Intorno all’ organo acustico de’ pipistrelli, e sul riprodursi che fanno le cosi dette corna della lumaca“. Parma betrauerte seinen Tod als einen Verlust, und die Wissenschaft ehrte ihn, indem sie seinen Namen in jener Walhalla aufzeichnete, welche einen Morgagni, Valsalva, Coturnio und Scarpa verewigt.

Commentari dell’ateneo di Brescia per l’anno Accademico 1835 (Brescia 1836, tip. della Minerva) S. 142 (von Prof. A. Schivardi).