BLKÖ:Giacomazzi, Stephan

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 172. (Quelle)
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Giacomazzi, Stephan (Arzt und Schriftsteller, geb. zu Bedizzole im Lombardischen 25. Mai 1790, gest. ebenda 24. Dec. 1830). Seine Eltern, nicht sehr vermögliche Handelsleute, wollten den Knaben einem besseren Stande zuführen und ließen ihn studiren. Er betrat Anfangs die Laufbahn eines Priesters im Seminar zu Brescia; bald aber zog ihn die Vorliebe für medicin. Wissenschaften nach Padua und Pavia und dort bildete er sich unter Gallino, Brera, Scarpa, Borda. Nach Erlangung des Doctorgrades im Jahre 1813 kehrte er nach Brescia zurück, begann seine Praxis im dortigen Spitale als Assistent und wurde bald darauf dirigirender Arzt der Gemeinde von S. Alessandro. Sein Ruf war sehr groß. Leider setzte sein physischer Zustand – er litt seit seinen Studienjahren an einem immer mehr um sich greifenden Brustübel – dieser glänzenden Praxis und seinen humanistischen Anstrengungen ein Ziel. An’s Krankenbett gefesselt, in der Gefahr, seine Familie aller Existenzmittel beraubt zu sehen, mußte er sich nach Bedizzole in das väterliche Haus zurückziehen, wo er nach langen Leiden starb. Als Schriftsteller war er ein Verfechter der neuen italien. Heilkunst und der Methode der berühmten Aerzte Rasori und Tommasini. Pathologische Beobachtungen und die Geschichte vieler Krankheiten, die ihm noch wenig beleuchtet schienen, zeigen von seinem tiefen Forschergeiste. Durch den Druck veröffentlichte er: „Cenni clinico-patologici sulle [173] infiammazioni occulte del corpo umano“, das Glaubensbekenntniß seiner Lehre des „Nichtstimulirenden“, die er stets verfocht; ferner: „Questioni mediche“; – „Bilancia medica“, gegen das System des Empyrikers Le-Roy gerichtet; – „Descrizione di alcuni casi patologici di forma rarissima“; – „Saggio di osservazioni mediche sopra il vestire delle donne“; – endlich: „Dialoghi sopra gli amori, la prigionia, le malattie e il genio di Torquato Tasso, welch’ letzteres Werk der Heilwissenschaft wie der Literaturgeschichte zugleich angehört.

Commentari dell’Ateneo di Brescia per l’anno acad. 1831 (Brescia 1832, per Nic. Bettoni & C.) S. 10 (vom Secretär des Athenäums). – Dieselben 1838 (Brescia 1839, tip. della; Minerva) S. 100 (von Ant. Schivardi).