BLKÖ:Giacomini, Jakob Andreas

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 173. (Quelle)
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Giacomini, Jakob Andreas (Arzt, geb. zu Mocasina in der Provinz Brescia 16. April 1796, gest. zu Padua 29. Dec. 1849). Der Sohn von Bürgersleuten, welche ein kleines Vermögen besaßen. Den ersten Unterricht erhielt er von dem Pfarrer seines Geburtsortes, besuchte 1811 in Desenzano das Gymnasium, dann in Verona das Lyceum und 1816 die Universität in Padua, wo er die medicinisch-chirurgischen Studien vollendete und 1820 die Doctorwürde erhielt. Als im genannten Jahre die Universitäten von Padua und Pavia von der kön. Regierung eingeladen wurden, die vorzüglichsten ihrer Schüler nach Wien zur Ausbildung zu senden, befand sich G. unter denjenigen, welche gewählt wurden. Hier widmete er sich mit allem Eifer dem Berufe und bereitete sich für eine medicinische Lehrkanzel vor, die er auch an der Universität Padua erhielt, als er kaum 28 Jahre zählte. 1830 supplirte er die Klinik für die Hörer der Chirurgie. 1818 wurde er Director der medicin. Facultät und Rector Magnificus an der Hochschule von Pavia. Bei den Gelehrten-Congressen zu Padua und Venedig in den J. 1842 und 47 wurde G. zum Präsidenten der medic. Section, von den Akademien und Gesellschaften der Aerzte zu Paris, Brüssel, Wien, Athen u. A. zum Mitgliede erwählt. Als praktischer Arzt besaß er einen ausgezeichneten Ruf und wurde in gefährlichen Krankheiten immer consultirt. Als wissenschaftlicher Fachmann zählt G. mit Joh. Rasori und Jakob Tommasini zu den Begründern der Dottrina medica italiana. Die Nichtigkeit mancher bis dahin befolgten Ansichten und die Irrthümer in der Behandlung aufhellend, trat er 1832 mit seinem Programm auf, worin er nach den Ansichten Rasori’s, dieselben auf gegebene Fälle anwendend, das System der Pharmakologie begründete. Reisen in Frankreich und England hatten seinen beobachtenden Blick geschärft und seine Ansichten in Betreff der Richtigkeit des Systems, zu dem er sich bekannte, befestigt. Als sein „Trattato filosofico sperimentale dei soccorsi terapeutici“ (1833–39) gedruckt erschien, erweckte das Buch, welches alsbald zu Paris in’s Französische übersetzt wurde, allenthalben großes Aufsehen. Noch mehr wuchs sein Ruf, als er den Unterschied der mechanischen und dynamischen Wirkung der Heilmittel feststellend, das bisher befolgte Princip in der Toxikologie umwarf und als Gegner des berühmten Toxikologen Orfila auftrat. Die Polemik wurde von beiden Seiten mit aller wissenschaftlichen Energie geführt, und die von Rognetta nach den Principien G.’s angestellten Versuche fielen zu dessen Gunsten aus; mehrere Vergiftungs-Processe, die eben im Zuge waren, erhielten eine ganz andere Wendung. G.’s Verfahren fand trotz allen Gegnern Anhänger und faßte immer festeren Fuß. Zur Begründung seiner Ansichten veröffentlichte G. verschiedene Abhandlungen als: „Sull’ idealismo in medicina“, – „Sul solfato [174] di china“; – „Sulla riforma medica“„Sul cholera morbus“; – „Sulla tabe dorsale“; – „Sul sangue“ u. m. a. und zuletzt 1848 die Abhandlung: „Sul vitalismo applicato alla fisiologia ed alla patologia“. Die vollständige Begründung seines Systems auf wissenschaftlichem Wege vereitelte der Tod, der ihn im Alter von 55 Jahren plötzlich der Wissenschaft und leidenden Menschheit entriß. Nach seinem Tode fehlte es ebenso wenig an Gegnern seiner Lehre, wie bei Lebzeiten. Seine Anhänger setzten ihm aber durch Herausgabe seiner bereits gedruckten und noch ungedruckten Werke ein würdiges Denkmal. Sie erschienen vollständig in 10 Bänden unter der Redaction des Dr. Mugna u. Dr. Coletti unter dem Titel: „Opere edite ed inedite di Giacomandrea Giacomini“ (Padua 1853–55, Bianchi) und enthalten im letzten Bande eine Uebersicht der von den Herausgebern beigefügten Anmerkungen und Zusätze.

Luzzati (Giacomo), Uomini illustri contemporanei, cioè Ritratti e Biografie di quelli che si acquistarono maggior fama nelle arti, nelle lettere e nelle scienze (Venedig 1855, Naratovich, 4°.). – Coletti (F.), Cenni biografici sopra il Giacomini. – L’Alchimista. Foglio settimanale di scienze, lettere ecc. (Udine, Fol.) 1850, Nr. 1–4; – „Giacomandrea Giacomini e Maurizio Buffalini. Articolo I–IV di Luigi Pico.“Sorgato (Gaetano), Memorie funebri antiche e recenti (Padua 1856, Seminardruckerei) li. Bd. S. 119 [mit der irrigen Angabe des J. 1797 als Geburtsjahr G.’s]. – Porträt. Unterschrift: Giacomandrea Giacomini. Tratto da un disegno di Fanolli preso dal vero. G. Luzzati dis. ed incise (Venedig 1855, gr. 4°.) schön gestochenes und gutes Porträt.