Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Forti, Anton
Band: 4 (1858), ab Seite: 294. (Quelle)
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Fortis, Eugenia (Dichterin, geb. zu Mailand 4. Jänn. 1822). Tochter des reichen Juweliers Salomon Pavia, zum ersten Male vermält mit Giuseppe Gentilomo, zum zweiten Male (1856) mit Leone Fortis, daher sie öfter als Eugenia Pavia-Gentilomo-Fortis erscheint. Früh schon zeigte Eugenie einen ungewöhnlichen Geist, der durch eine wissenschaftliche Erziehung geleitet von Männern wie Egyd De Magri (vergl. III. Bd. S. 228) und Giuseppe Sacchi sich auf das vortheilhafteste entwickelte. Ihren Vater – der überdies sardinischer Hofjuwelier war – begleitete sie öfter auf seinen Reisen in Italien und der franz. Schweiz und lernte in Venedig Giuseppe Gentilomo kennen, mit welchem sie sich 1839 – 17 Jahre alt – ehelich verband. In die Zeit ihres Aufenthaltes in Venedig fällt die Bekanntschaft mit Luigi Carrer (s. d. II. Bd. S. 292), welche für ihre poetische Geistesrichtung nicht ohne Einfluß blieb. Noch hatte sie nichts von ihren Poesien veröffentlicht, als aber der Tod im März 1844 ihr den ersten Gatten entriß, brachte sie das in glücklicheren Tagen begonnene und nun erst beendete Gedicht „Nicaule“ zum Drucke (Venedig 1847, Cecchini, 8°.). Das in Versi sciolti verfaßte Gedicht hat den Besuch der Königin Saba bei Salomon zum Gegenstand und gehört zu den lieblichsten Erscheinungen der modernen italienischen Poesie. Mit diesem Gedichte zugleich erschienen mehrere biblische Idyllen: als Rebecca, der Tod Jacobs, mehrere Psalmen Davids in Sestinen, mehrere heil. Gesänge aus hebräischen Dichtungen des XI. und XII. Jahrhunderts, worunter eines die „Zerstörung Jerusalems“. Die neueste Sammlung ihrer Dichtungen unter dem Titel: „Nuove Poesie“, 2 Bde. (Venedig 1857, Naratovich, 8°.), ist den Manen Carrers gewidmet. Außer mehreren noch handschriftlich bewahrten Schöpfungen ihres Genius, darunter ein „Carme sulla navigazione“; – „Epistole e Canzoni“, schmückt sie mit ihren Arbeiten die beliebtesten Journale und Almanache Italiens, von denen wir nennen ihre Canzone auf den Bildhauer Luigi Minisini in der „Rivista Veneta“, 1856 (Nr. 8) und die „Epistola all’ ill. filosofo e scrittore Gius. Bianchetti“, im XXIII. Jahrgange der Strenna italiana (Mailand, Verona, Venedig bei Ripamonti Carpano). Verstorbene und noch lebende Dichter und Gelehrten, unter ersteren ein Grossi, Paravia, Carrer, unter letzteren der gelehrte Orientalist Bianchetti von Treviso, der jüngst (1858) verstorbene Gräcist Felice Bellotti, der Dichter Benassù, Montanari von Verona, der treffliche Uebersetzer Schillers, Moore’s und Miltons, Cav. Andrea Maffei, feierten in Wort und Schrift die geistreiche Dame. Das Ateneo [295] di Venezia ernannte sie – die erste Dame, welcher diese Ehre von der genannten Gesellschaft erwiesen ward – im J. 1856 zum correspond. Mitgliede. Nach dem Ende 1856 erfolgten Tode ihres Vaters vermälte sie sich (10. Dec. 1856) mit dem Advocaten in Venedig Leone Fortis, der ebensowohl als dramatischer, wie als Schriftsteller seines Faches bekannt ist. Von ihm erschien: „Industria e speculazione ovvero fede e lavoro. Dramma in cinque parti“ (Mailand 1855, Borroni, 16°.); – aus dem Gebiete der Rechtswissenschaft die Abhandlung: „Intorno l’influenza della malattia delle uve sul pagamento dei fitti e dei Iivelli“, abgedruckt im Ateneo veneto 1855; es ist dies die Erörterung einer durch die Traubenkrankheit hervorgerufenen interessanten Rechtsfrage. Auch besorgt F. die Uebersetzung und Herausgabe der Gesammtwerke des berühmten Troplong unter dem Titel: „Opere complete del Sign. Troplong“ (Venedig 1855 u. f., Naratovich, Lex. 8°.[WS 1]), wovon bisher der Tractat über die Schenkungen und Testamente, ferner über Privilegien und Hypotheken, nebst dem Commentar des XVIII. Titels des 3. Buches des Code Napoleon erschienen sind. F. ist Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.

Wurzbach v. Tannenberg (Constant Dr.), Bibliogr.-statistische Uebersicht der Literatur des östr. Kaiserstaates (Wien 1857, Staatsdruckerei, gr. 8°.) III. Bericht (1855) S. 491, Marginal 15461; S. 1084, Marg. 35511.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Iex. 8°.