BLKÖ:Carrer, Luigi
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 2 (1857), ab Seite: 292. (Quelle) | |||
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[293] di Minerva), worin sich bereits das bedeutende Talent kund gibt, welches sich später glänzend bewährte. Im J. 1824 vermälte sich C., und war diese Ehe eine Quelle vieler bitterer Stunden. In Venedig redigirte C. von 1833–1842 das literar. Journal: „Il Gondoliere“. Dann berief ihn das Municipium als Professor an die technische Schule, und zuletzt zum Director des von dem Patrizier Teodoro Correr vor 30 Jahren gestifteten und nach ihm benannten Museo Correr. C.’s Schriften sind: „Prose e Poesie“, 4 Bde. (Venedig 1837); – „Apologhi“ (Eb. 1841, 8°.); – „L’Anello di sette Gemme, o Venezia e sua storia“ (Ebenda 1838, 8°.), das am populärsten gewordene Buch C.’s. Eine sinnige Verbindung von Poesie und Geschichte. Mit den Lebensbeschreibungen von sieben Venetianerinnen ist die Schilderung ihrer Zeiten und Umgebungen verbunden. Diese Frauen sind: Caterina Cornaro, Gaspara Stampa, Bianca Capello, Irene da Spilimbergo, Eufemia Giustiniani, Eleonora Corner Piscopia, und aus unserer Zeit: Giustina Renier Michiel, die Verfasserin des bekannten Werkes über die venetianischen Feste. Eine dieser Venetianer Frauen bot C. Stoff zu einer umfassenden und selbständigen Arbeit: „Le lettere di Gaspara Stampa“, welche später unter dem Titel: „Amore infelice di G. Stampa, lettere scritte da lei medesima“ (Venedig, Naratovich) herauskam. Die historischen Daten über Gaspara Stampa, welche 1554 im Alter von 30 Jahren, wie es heißt, am gebrochenen Herzen starb, die Wechselfälle ihrer unglücklichen Liebe zu dem Grafen Collalto, bilden den Stoff dieses Romans, den C. mit Geist und Zartsinn ausgeführt. Außer diesen poetischen Schöpfungen besorgte C. die Herausgabe älterer Autoren oder größerer Sammlungen, deren Anlaß Rovani mit folgenden Worten charakterisirt: „Circostanze speciali e sfortunate non permisero al nostro poeta di fare tutto quello che avrebbe voluto e potuto. Tuttavia quando non potè essere poeta immaginoso si mostrò sempre letterato coltissimo, operoso e benemerito“. Darunter sind anzuführen: „Poesie edite ed inedite di Ugo Foscolo“ (Venedig 1840); auch hatte er Foscolo’s Leben geschrieben, und ist dies eine der tüchtigsten Arbeiten aus Carrers Feder; – „Rime di Fr. Petrarca“, 2 Bde. (Padua 1826, spät. 1837), mit Anmerkungen; – „Saggio sulla vita e sulle opere di C. Goldoni“, 3 Bde. (Ebenda 1824, 8°.). Ferner redigirte er das bei Tasso in Venedig seit 1837 herausgegebene Conversations-Lexikon, die Ausgaben der Satyren von Angelo Buonaroti, der Briefe von Bembo, einzelne Schriften von Giov. della Casa, von Vittorelli, Gelli, Davanzati u. A. – Carrer gehört zur neuern poetischen Schule, und zählt darin zu ihren Koryphäen. Der Einfluß Foscolo’s ist sichtbar. In der Literatur, ohne Rücksicht auf den nationalen Typus, steht er zwischen Lamartine und Byron. Die Muster, die ihm in den einzelnen Dichtungsarten vorschwebten, gehören selbst zu den edelsten Repräsentanten der italienischen Poesie, im Hymnus: Manzoni, in der Romanze: Berchet, in der poetischen Erzählung: Grossi. In seinen Oden und Sonaten lebt eine hinreißende Wahrheit der Empfindung. Die Wechselfälle einer nicht glücklichen Liebe werden darin mit einem unnennbaren Zauber der Sprache und mit ergreifendem Gefühl geschildert. Seine Hymnen sind schwungvoll und gedankenreich. Originell ist er in der Ballade, welche Gattung er in den bei Lamparto 1838 erschienenen „Ballate“ zuerst auf den italien. Boden verpflanzt hat; unter diesen sind seine „Braut der Adria“, sein [294] „Sultan“, „Stradella“ fast in den Volksmund übergegangen. Die Anschauung C.’s in allen seinen Schöpfungen ist eine rein christliche, und sein Gedicht: „La Poesia dei Secoli cristiani“, kann so zu sagen als sein politisch-religiöses Glaubensbekenntniß angesehen werden. C. war seit mehreren Jahren körperlich leidend, geistig aber ununterbrochen thätig. Sein Tod – welcher am 23. Dec. 1850 um 1 Uhr Nachmittag erfolgte – war leicht und sanft. In Handschrift hinterließ er mehrere lyrische Poesien; – „Osanna“, einen Roman in Briefen, vollendet; – „La Fata Vergine“, Gedicht in ottave rime, 15 Gesänge, unvollendet; – „Serafina“, Roman, wovon mehrere Episoden im „Gonfaloniere“ mitgetheilt waren; – Materialien zu einer Geschichte der italienischen Literatur; – Einen kurzen aber gediegenen Commentar zu Dante; – Anhänge zu seinem „Dizionario“; Anhänge zu Bartolomeo Gamba’s „Serie dei testi di lingua italiana“; – und eine unvollendete kritische Abhandlung über Alfieri.
Carrer, Luigi (italienischer Dichter, geb. zu Venedig 12. Febr. 1801, gest. ebenda 23. Dec. 1850). Vollendete seine Studien theils in seiner Vaterstadt, theils in Treviso und Padua. Zur Zeit als Sgricci mit seinem glücklichen Improvisations-Talente in Venedig öffentlich auftrat, war es C., der in einem häuslichen Zirkel mit Sgricci in die Wette improvisirte und den Sieg davon trug. Doch, statt die oft lohnende Laufbahn eines Improvisators, welcher die keusche Muse den frivolen Gunstbezeigungen des Haufens preis gibt, einzuschlagen, zog er es vor, die dornenvollen Pfade des wahren Dichters zu wandeln, und auch auf diesem ward ihm der Lorbeer. Die ersten Jahre hatte C. mit manchem Ungemach zu kämpfen; er war eine Zeit Lehrer in Castelfranco, dann Correktor in verschiedenen Druckereien, darunter in der bekannten der „Minerva“ zu Padua. 1830 wurde er Professor der Philosophie zu Padua, und es erschienen: „Poesie di Luigi Carrer“ (Padua 1831, coi tipi- Sferza 1855, Nr. 109–116: „Sullo stato e sui bisogni della letteratura odierna in Italia“ von Marco Lanza [eine literarhistorische Skizze der schriftstellerischen Wirksamkeit Carrers]. – Prose scelte di L. Carrer (Venedig 1853, Cecchini, 32°.) im Sammelwerke „Biblioteca economica.“ Voran steht seine Biographie von Benedetto Bollo. – L’Italia musicale Mailand, Fol.) Anno VII. 1855, Nr. 15, 18, 19, von Rovani. – Esercitazioni scientifiche e letterarie dell’ Ateneo Veneto (Venedig, Naratovich, 8°.) V. Bd.: „Pensieri intorno a Luigi Carrer“ von Prof. L. Ercoliani. – Enciclopedia italiana. Appendice (Vened. 1853 u. f., Tasso) fasc. 266, S. 344 [nach diesem ist C. 12. Febr. 1801 geb., 23. Dec. 1850 gest.]. – Schmidl (Ad. Dr.), Oestr. Blätter für Literatur u. Kunst I. Jhrg. (Wien 1844, 4°.) I. Quart. Lit. Bl. Nr. 10, S. 76. – (Brockhaus) Conversations-Lex. (10. Aufl.) III. Bd. S. 676. – Meyer (J.), Das große Conversat.-Lexik. für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) II. Suppl. Bd. S. 803. – Biblioteca italiana (Mailand 1816, 8°.) LIII. Bd. S. 374. – Porträte. 1) Lithographie. Unterschrift. Luigi Carrer, nato nel 1801, morto li 27 (sic) Dicembre 1850 (ohne Angabe des Zeichners u. Lithographen, gr. 8°.). – 2) Unterschrift ganz wie oben (G. R. dis. Pr. Lit. Kirchmayr). Doch diese wie mehrere andere Porträte, z. B. in der „l’Illustration“, welche zu Paris erscheint, sind alle unähnlich. Ein sprechend ähnliches Porträt C.’s befindet sich zu Savonara, der Villa des Grafen Citadella Vigodarzere, ein Oelgemälde von Fanolli.