BLKÖ:De Magri, Egidius

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 228. (Quelle)
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De Magri, Egidius (Geschichtschreiber, geb. zu Vimercate in der Brianza 2. Mai 1806, gest. zu Mailand 28. Febr. 1856). Der Sohn armer Eltern widmete er sich den Studien, welche er aber wegen seiner Dürftigkeit nicht vollenden konnte. Er lebte vom Unterrichtertheilen und wurde in noch jungen Jahren Professor an einem der besuchtesten Collegien der Lombardei. Jetzt konnte er in den Studien nachholen, was ihm früher Armuth halber zu vollenden versagt war. Zu gleicher Zeit schrieb er Poesien, begann historische Forschungen und trat 1833 mit einer Abhandlung über Berengar I. auf, worin schon jene historische Kritik durchblitzt, welche später die Arbeiten D.’s kennzeichnet und hervorhebt. Ihm galt die Geschichte als eine Wissenschaft, in der weniger die eigentliche Form der Darstellung ein Kunstwerk gestalten hilft, als vielmehr die genaue Kenntniß der Sitten, socialen und insbesondere volkswirthschaftlichen Zustände eines Volkes den Schleier über dem geheimnißvollen Laufe der Ereignisse lüftet, und die Verkettung derselben im philosophischen Wege erklärt. In einer Abhandlung über Richelieu, Mazarin und die Fronde hatte er Gelegenheit seine Ansicht über die Geschichte und sein System [229] in Behandlung derselben recht klar hervortreten zu lassen. Die allgemeine Aufmerksamkeit aber wendete sich ihm zu, als er das berühmte Geschichtswerk des Carlo Botta mit Freimuth und Strenge zugleich beurtheilte. Botta galt bisher für unantastbar und die Urtheile seiner Gegner, die in Kenntniß weit hinter ihm zurückstanden, abgerechnet, für den ersten Geschichtschreiber seines Vaterlandes. D. hob nun die Hauptgebrechen seiner Darstellung hervor, und diese sind: Mangel philosophischen Scharfblicks und Voreiligkeit in Beurtheilung der Ereignisse, wodurch die Darstellung an der erforderlichen Wahrheit einbüßte, Gebrechen, welche durch einen gekünstelten Styl ohne jene Durchsichtigkeit in Behandlung des Stoffs, welche den Ideengang des Autors leicht errathen läßt, noch greller hervortreten. Indem De Magri schon früher das berühmte Gedicht Parini’s: „Il Giorno“ mit einem historisch-kritischen Commentar und mit Parini’s Biographie herausgegeben hatte (Mailand 1829, 16°.), unternahm er nun die Herausgabe des berühmten Werkes von Graf Peter Verri: „Storia di Milano“, welches er bis auf die Gegenwart fortsetzen wollte, ein Unternehmen, worin ihm bereits Baron Custodi (s. d. in diesem Lex. III. Bd. S. 78) voran gegangen. Es erschienen 6 Bände dieser Ausgabe (Mailand 1836, Cairo, 12°.). D.’s eigene Arbeit beginnt mit dem Frieden von Cambrai, er brachte es aber nicht weit; von S. 200 an ist die Fortsetzung das Machwerk eines Ungenannten. In diese Zeit fallen zwei kleinere historische Arbeiten: „Giuseppe Borri ovvero un Settario del Secolo XVII“ in der Rivista Europea (Jahrg. 1843, I. Semester, 1. Heft) und: „La Colonna infama“ (Ebenda, 2. Heft). Ersteres ist die Geschichte eines Arztes, Alchymisten, Necromanten und Sectirers, der um ein Jahrhundert vor dem berühmten Cagliostro gelebt und große Aehnlichkeit im Geschicke mit diesem darbietet; mit der zweiten Abhandlung lenkte D. die Aufmerksamkeit auf Manzoni’s berühmtes Werk, welches, als es sich herausstellte, daß hinter dem Roman eine wahre Geschichte stecke, nicht geringe Aufregung über diese Enttäuschung in verschiedenen Kreisen hervorrief. Gleichfalls zuerst in der „Rivista Europea“ abgedruckt, dann aber besonders herausgegeben erschien das Werk: „Delle principali variazioni corografiche e edilizie di Milano dai tempi meno incerti sino al presente“ (Mailand 1844, Guglielmini, 8°.). D.’s letzte Arbeit war die neue Herausgabe der Geschichte von Bernardino Corio: „Storia di Milano ... eseguita sull’ edizione principe del 1503 ridotta a lezione moderna con prefazione, vita e note de Prof. Egid. e Magri“ (Mailand 1855, Colombo, 8°.), welcher Ausgabe er als Programm die Schrift: „Delle storie Milanesi di Bernardino Corio. Commentario“ (Mailand 4°.) vorausschickte. Auch die Vollendung dieses Werkes, die „verdienstliche Wiedereinführung eines der besten lombardischen Historiker durch berufene Hand“ unterbrach der Tod. Seit mehreren Jahren schon bekleidete D. jene Professur in Mailand, welche vor ihm Parini und Pozzoni bekleidet hatten. Von Jugend auf leidend, gestattete ihm seine geschwächte Gesundheit nicht seine begonnenen Arbeiten zu vollenden, und ein früher Tod entriß ihn der Wissenschaft, welche einen schwer ersetzbaren Verlust erlitten hat.

Commemorazione biografica di Egidio De Magri (Mailand, 1856, Lombardi). – Panorama universale. Giornale settimanale illustrato, storico ecc. (Mailand, kl. Folio) An. I. 1856, Nr. 6: „Commemorazione. Egidio De-Magri.“L’Italia musicale, Giornale di Letteratura ec. ec.(Mailand, kl. Folio [230] Anno VIII. 1856, Nr. 20: „Commemorazione del Prof. Egidio De-Magri.“ – Abendblatt der Grazer Zeitung 1856, Nr. 54: „Nekrologie.“ – Wurzbach v. Tannenberg (Const. Dr.), Oesterreichs historisch-geographische Literatur im Jahre 1857 (Wien 1857, Staatsdruckerei, gr. 8°.) S. 80.