BLKÖ:Fontana, Franz Ludwig

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 282. (Quelle)
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Fontana, Franz Ludwig (Cardinal und Präsident der Propaganda, geb. zu Casalmaggiore 27. Aug. 1750, gest. zu Rom 19. März 1822). Bruder des Marian (s. d. S. 283), trat gleich ihm in den Barnabiter-Orden und legte 1767 das Gelübde ab. Nach beendeten theologischen Studien begleitete er den Pater Ermenegild Pini auf seiner im Auftrage der Kaiserin Maria Theresia 1772 unternommenen Bereisung der Klöster Ungarns. Nach Italien zurückgekehrt, übernahm er mit Pini zugleich die Leitung des Collegiums Santa Lucia in Bologna, wurde dann Professor der Beredsamkeit am Collegium zu Mailand, wo er namentlich als Philolog im Griechischen glänzte, hierauf erwählte ihn sein Orden zum Superior der Mailänder Provinz, in welcher Stellung er bei der damaligen Gährung und Mißstimmung gegen die geistlichen Orden durch seine Umsicht und seinen Tact bewirkte, daß sein Orden alle bisher von demselben geleiteten Anstalten behielt. Als Papst Pius VII. 1804 sich nach Frankreich begab, war F. sein Begleiter. Er wurde nun General-Procurator seines Ordens und endlich Ordens-General. Als Bonaparte im J. 1809 alle Ordensgenerale aus Rom nach Paris beorderte, ging F. auch dahin ab, wurde aber beschuldigt, diese Maßregel in einem Briefe an den heil. Vater getadelt zu haben; zugleich hatte F. mit dem Mons. P. Gregorio (nachmaligem Cardinal) das Breve vom 5. Nov. 1810 unterzeichnet, mit welchem der Cardinal Maury zum Erzbischof von Paris ernannt ward. In Folge dessen wurde F. mit noch mehreren anderen Geistlichen im Jänn. 1811 verhaftet und nach Vincennes geführt, wo er als Staatsgefangener [283] bis zum Einzuge der Alliirten in Paris saß. Als Papst Pius wieder in seine Staaten zurückkehrte, folgte ihm auch F. nach Rom, wo ihn der heil. Vater im August 1814 zum Secretär der Congregation der Kirchenangelegenheiten, welche aus 14 und darunter 8 stimmberechtigten Cardinälen zusammengesetzt war, ernannte. Am 8. März 1816 erhielt er den Cardinalshut, wurde zum Chef der Congregation des Index ernannt, behielt aber immer seine Würde als Ordensgeneral der Barnabiten bei. Im J. 1818 trat er von der Congregation des Index zu jener der Propaganda über und erhielt überdies die Präfectur am Collegium Romanum, welche Stelle er bis zu seinem im Alter von 72 Jahren erfolgten Tod bekleidete. Schon als Professor am Collegium in Mailand beschäftigte sich F. mit schriftstellerischen Arbeiten und im IX., X. und XI. Bande von Fabroni’s „Vitae Italorum doctrina praestantium“ befinden sich die Biographien mehrerer Gelehrten aus F.’s Feder. Selbständig erschien: „Commentarius de vita scriptisque Georgii Julini comitis et Patricii mediolanensis“ (Pisa 1782, 8°.). Auch war F. ein Freund des berühmten Cardinals Gerdil und gab nach dessen Tod heraus: „Elogio letterario del Cardinal G. S. Gerdil“ (Rom 1802, 4°.), wovon eine von F. selbst durchgesehene französische Uebersetzung von Pierre d’Hesmivy d’Auribeau (Rom 1802, 8°.) erschien. Noch besorgte F. die Herausgabe der Werke seines Freundes in 20 Bänden (Rom 1806–1817, 4°.), dessen letzter Band Gerdils Leben von Fontana enthält.

Biographie des hommes vivants (Paris 1817, L. G. Michaud, 8°.) III. Bd. S. 111. – Biographie univers. in den Artikeln: Gerdil und d’Hesmivy. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XVIII. Bd. Sp. 105 [nach dieser geb. 28. Aug. 1750]. – Oestr. Nat.-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 160. – L’ami de la Religion. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) X. Bd. S. 701 [nach diesem gest. 22. März 1822].