Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Elfinger, Anton
Band: 11 (1864), ab Seite: 405. (Quelle)
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Firnstein, Anton (Naturdichter, geb. zu Falkenau bei Karlsbad in Böhmen um das J. 1783 im J. 1823 zählte er nach W. Goethe’s Angabe in seinem „Kunst und Alterthum“ 39 Jahre, als er am 9. November 1841 starb, war er 58 Jahre alt). Der erste Unterricht, den der begabte aber kränkliche Knabe genoß, ging nicht über das Maß der gewöhnlichen Schulbildung hinaus, wie man solche damals an einer Pfarrschule zu ertheilen vermochte. Der Umgang mit seinen ehemaligen Gespielen, die später als Studirende während der Ferien mit ihm verkehrten, erweiterte seine Begriffe und läuterte seine Sprache. Diese waren es auch, die ihm ein und das andere Dichterwerk in die Hände gaben. Da erwachte in F. die Lust Verse zu machen, und bald überflügelte er in dieser Fertigkeit seine Freunde. Es gab in Falkenau einige junge Männer, die sich gegenseitig zu poetischen Arbeiten aneiferten. Um das Jahr 1818–1819 soll die Anregung hiezu von Firnstein ausgegangen sein und bald sprach die ganze Gegend von dem Falkenauer „Dichtervereine“. Seit seinem achten Jahre war F. gelähmt und verkrüppelt. Er lebte in Gemeinschaft mit seinen Geschwistern, die das lärmende Bindergewerbe betrieben. Wenn er ungestört lesen oder dichten wollte, ließ er sich auf einem Rollstuhle in’s Freie fahren. Das Naturschöne erfüllte ihn dann fast ausnahmslos mit tieffrommen Empfindungen, und die meisten seiner Gedichte geben diese Eindrücke wieder, so wie er keine [406] Gelegenheit verabsäumte, sein trauriges Los immer noch ein beneidenswertes zu nennen, weil ihm die Gabe der Dichtung und die Liebe seiner Freunde eine reiche Entschädigung für die Verwahrlosung schien, die sich die Natur gegen seinen leiblichen Antheil zu Schuld kommen ließ. Goethe wurde von dem Rathe Grüner (Briefwechsel zwischen ihm und Goethe, Leipzig 1853) auf Firnstein aufmerksam gemacht, und als Goethe am 3. August 1822 den Mineralogen Lößl zu Falkenau besuchte, rollte man ihm den kleinen Naturdichter entgegen G. theilte in den erwähnten Heften „Kunst und Alterthum“ einige Gedichte Firnstein’s, darunter das Hopfenlied mit; auch hatte Goethe die Absicht, eine größere Sammlung von F.’s Gedichten drucken zu lassen. G. rühmt an diesen Gedichten eine gewisse Anmuth, die Gegenwart der offenen Natur, Behagen an einer sich beschränkenden Geselligkeit, Genuß und Hoffnung und einen menschlich edlen Ernst, dem eine reine Gottesverehrung gar wohl ansteht. Dr. Riemer[WS 1] hob an F.’s poetischen Arbeiten noch den gleichbleibenden Gehalt, die reine Form und den angemessenen zierlichen Ausdruck hervor.

Goethe. Kunst und Alterthum, Bd. IV, Heft 2, S. 79 u. f.

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