BLKÖ:Dobritzhofer, Martin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Dobner, Gelasius
Band: 3 (1858), ab Seite: 333. (Quelle)
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Dobritzhofer, Martin (Missionär und Priester der Gesellschaft Jesu, geb. zu Freiberg in Böhmen 7. Sept. 1717, gest. zu Wien 17. Juli 1791). Trat im J. 1734 – 17 Jahre alt – in den Orden der Gesellschaft Jesu in Wien ein, vollendete die Philosophie, 1748 zu Graz die Theologie und wurde im folgenden Jahre von der Gesellschaft als Missionär nach Amerika gesendet, wo er 18 Jahre in Paraguay unter den Guarani und Abiponern zubrachte, nach seiner Rückkehr zwei Jahre Europa bereiste und über die verschiedenen Indianerstämme dieser Gegenden der Erste erschöpfende Nachrichten in dem Werke: „Historia de Abiponibus, equestri bellicosaque Paraguariae Natione, locupletata copiosis barbararum gentium, urbium, hominum, ferarum, amphibiorum, insectorum, serpentium praecipuorum, piscium, avium, arborum, plantarum aliarumque ejusdem provinciae proprietatum observationibus“(Wien 1784, Kurzbeck, 3 Bde. 8°.) [334] mit Kupfern und 10 Tafeln herausgab. Es erschien davon eine deutsche Uebersetzung von A. Kreil: „Geschichte der Abiponer ... aus dem Lateinischen“, 3 Thle. (Wien 1784, 8°., mit K. K.) und eine englische: „An account of the Abipones, an equestrian people of Paraguay“, 3 Bde. (London 1821, 8°.). Der erste Theil enthält eine Schilderung der äußern und innern Staatsverhältnisse von Paraguay, Buenos-Ayres, Tucuman, Choco und des Mssionsdistrictes; der zweite Theil die Beschreibung der Abiponer, eines an den Ufern des Paraguay wohnenden Reitervolkes; im dritten setzt er die Beschreibung dieses Volksstammes fort und gibt Schilderungen der übrigen in ihrer Nähe gegründeten Ansiedlungen. Die dem Werke beigefügte Karte, ist, wie D. in der Vorrede bemerkt, nicht auf Grundlage geometrischer Messungen gearbeitet, daher nur mit Vorsicht zu benützen. D. kehrte eben um die Zeit nach Europa zurück, als sein Orden aufgehoben worden; er fand nun eine Anstellung als Weltpriester in Wien. Die Kaiserin Maria Theresia ließ ihn öfter rufen und sich von ihm seine Reisen, Erlebnisse und Erfahrungen über die wilden Stämme, unter denen er so viele Jahre gelebt, erzählen. Außer dem vorerwähnten Werke erschien von ihm ein Brief datirt vom 12. Jänner 1780, welcher mehrere Bemerkungen über die Sprache der Guarani und Abiponer enthält, in Murrs „Journal zur Kunstgeschichte ...“ (IX. Bd. S. 98). – In Handschrift hinterließ er Predigten aus den J. 1772–79; – „Einige Predigten in abiponischer Sprache“; – „Regeln der Abiponer-Sprache nebst einem Wörterbuche dazu. „Dobritzhofer starb im Alter von 74 Jahren im Spital der barmherzigen Brüder in Wien.

Büsching (Anton Friedr.), Wöchentliche Nachrichten von Landkarten und Büchern (Berlin, Haude u. Spener, 8°.) Jahrg. 1775, Nr. 354. – Meusel (J. G.), Das gelehrte Teutschland (Lemgo 1786, Meyer, 8°.) I. Nachtrag zur 4. Ausg. S. 123. – Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu ... (Wien und Regensburg 1856, Mechitaristen und Manz, Lex. 8°.) pag. 62 [nach diesem geb. zu Freiberg in Böhmen 7. Sept. 1717, gest. zu Wien 17. Juli 1791]. – Augustin et Aloys de Backer, Bibliothèques des écrivains de la Compagnie de Jésus. – Ersch (J. S.) u. Gruber (J. G.), Allg. Encyklopädie der Wissensch. u. Künste (Leipzig 1822 u. f., Gleditsch, 4°.) I. Sect. 26. Bd. S. 230 [nach diesem gest. zu Wien 17. März 1791]. – Nouv. Biographie générale ... publiée sous la dir. de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XV. Bd. Sp. 403 [gibt Graz als D.’s Geburtsort an]. – Azara (Félix de), Voyages dans l’Amérique méridionale (Paris 1809, Dentu, 8°., 4 Bde.).