BLKÖ:D’Andreis, Julius Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 151. (Quelle)
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D’Andreis, Julius Graf (sardinischer Generallieutnant, geb. zu Nizza in Sardinien 1787). Erhielt seine Erziehung in der Genie-Akademie und widmete sich in der ereignißreichen Epoche des J. 1809 kaiserlichen Diensten. Achtzehn Jahre alt, trat er als Corpscadet in die Armee, wurde 1805 Oberlieutenant, und im Feldzuge 1809 Hauptmann. In diesem versah er bei dem 8. Armeecorps unter FML. Chasteler die Generalstabs- und Ingenieurdienste und zeichnete sich mehrmals aus. Nach der am 25. April erfolgten Affaire bei Volano wollte FML. Chasteler einen Weg recognosciren, der im Angesichte und parallel mit dem auf der nahe gelegenen Anhöhe von Volano aufgestellten Feinde lief. Um unerkannt zu bleiben und sich den feindlichen Linien möglichst zu nähern, nahm Chasteler Mantel und Helm eines gemeinen Soldaten. D’Andreis bot sich dem General freiwillig an, 150–160 Schritte vor ihm zu gehen. Da er in voller Uniform war, zog er die Aufmerksamkeit des Feindes, sowie auch das Feuer desselben auf sich, während der General seine Beobachtungen unbelästigt anstellen konnte. Hierauf erstürmte D. mit 40 Freiwilligen ein für die Position der Armee wichtiges Dorf; dieser Sturm bedingte am folgenden Tage den Rückzug des Feindes nach Ala. Chasteller [152] wollte nun in Erfahrung bringen, ob in einem Thale, welches sehr nahe zwischen ihm und dem Feinde lag, feindliche Vorposten und Piquete sich befinden, und auch hiezu bot sich D. freiwillig an. Er ging ungeachtet des heftigsten feindlichen Feuers ganz allein in jenes Thal, und entledigte sich trefflich des Auftrags. Am Ende des von FML. Chasteler recognoscirten Weges, hart am Fuße der vom Feinde besetzten Anhöhe von Volano lag ein Dorf, durch dessen Besitz der Feind bei Roveredo in Flanke und Rücken genommen werden konnte. Allein der Angriff war sehr gefährlich, und Chasteler schwankte, ihn ausführen zu lassen. Da bot sich Hauptmann Graf D. freiwillig an, den Ort augenblicklich zu nehmen, griff ihn auch unverweilt mit 30–35 Freiwilligen an und bemächtigte sich, obgleich von allen Seiten einem starken feindlichen Feuer Preis gegeben, glücklich desselben, worauf Chasteler das gewonnene Dorf durch ein Bataillon besetzen ließ und den Feind Tags darauf zum Rückzug nach Ala zwang. Nachdem Oberstlieutenant Graf Leiningen von Hohenlohe-Bartenstein-Infanterie seinen Angriff von Trient aus auf die Höhe von Schefs unternommen hatte, um die Verbindungen mit dem am Brenner stehenden General zu bewirken, erkannte D., daß Trient, der Schlüssel des südlichen Tyrols, gehalten werden mußte. Er eilte also mit der Avantgarde (62 Mann) dahin, und hielt durch zwei Tage bis zur Ankunft der Haupttruppe den Trient bedrohenden Feind von jedem offensiven Unternehmen ab, während der Oberstlieutenant Graf Leiningen mit seinem Corps (700 Mann) die Verbindung mit dem am Brenner stehenden General Buol unterhielt. Leiningens Corps fing aber an, an Munition zu leiden; da suchte D. durch Streifzüge des Feindes Aufmerksamkeit von Trient abzulenken, wodurch Leiningen Gelegenheit bekam, sich mit Munition zu versehen. Besonders ausgezeichnet war aber sein Verhalten vor Bassano, wo D. freiwillig die 150 Mann starke Avantgarde führte. Im durchschnittensten Terrain stieß er mit 12 Jägern und 10 Chevauxlegers auf eine feindliche Abtheilung, bewältigte sie nach kurzem Gefechte und nahm ihr 35 Gefangene ab; Graf Leiningen fiel an D’Andreis’ Seite. Der Feind stellte sich auf den Mauern von Bassano auf; D. ließ sogleich die Kanonen und den Rest der Avantgarde vorrücken und warf sich im Sturm auf den Feind; dieser wurde bis über die Brenta-Brücke zurückgetrieben, u. in Bassano ein kleines Magazin von Montursorten erobert; auch wurden einige gefangene österreichische Officiere befreit. Als nunmehr die feindliche Cavallerie von der Straße von Verona herbeieilte, und die Infanterie geschlossen anrückte, ließ D. jenes Stadtthor schließen, gegen welches der Feind aus zwei Kanonen und einer Haubitze sein Feuer eröffnete, und verrammelte es, persönlich mithelfend, so gut es in der Eile nur immer möglich war; bald darauf stürmten auch die Franzosen in Massen gegen dasselbe; auf die an die Stadtmauer angebauten Häuser und auf die Stadtmauer selbst legte D. unter dem heftigsten Feuer mehrere mit Rasen gefüllte Säcke, hinter welchen sich die Jäger deckten, und empfing den Feind so kräftig, daß er ungeachtet seiner angestrengten Versuche, Meister der Stadt zu werden, mit Verlust von 120 Mann den Rückzug antreten mußte. Hauptmann Graf D. that sich nun auch bei der Vorrückung nach Ala und dem Monte Baldo hervor, und erhielt für seine Waffenthaten im Nachtrags-Capitel vom Jahre 1811 das Ritterkreuz des Mar. Theresienordens. Im J. 1812 trat er in großbritannische, später in sardinische Dienste und erlangte [153] in der letzteren Armee die Stelle eines General-Lieutenants.

Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder. Nach authentischen Quellen (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) III. Bd. S. 937. – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausgeg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1852, gr. 8°.) II. Bd. S. 10.