Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 75. (Quelle)
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Cunego, Dominik (Kupferstecher, geb. zu Verona 1727, gest. zu Rom nach Einigen 1794, nach Andern 1800). Lernte die Anfangsgründe der Zeichen- und Malerkunst unter F. Ferrari; widmete sich aber aus Neigung der Kupferstichkunst und stach zuerst die Medaillen zu dem Werke des Marquis Girolamo Muselli und später, als er den Baumeister Adams nach Rom geleitete, daselbst die römischen Alterthümer nach den Zeichnungen von Clérisseau (13 Blätter). 1761 ließ er sich bleibend in Rom nieder, wo er die berühmtesten Gemälde italienischer Künstler in Kupfer stach und zu der im J. 1771 von Gavin Hamilton herausgegebenen Scuola italica 22 Blätter verfertigte. 1785 folgte er einem Rufe nach Berlin und arbeitete in Pascals Kupferstich-Institute mehrere Porträte nach Cuningham. Als dieses Institut 1789 einging, kehrte C. nach Rom zurück, wo er bis an sein Lebensende arbeitete. Das mit Volpato gemeinschaftlich unternommene Werk, die Gemälde der Sixtina im Kupferstiche, mußten beide Künstler aufgeben, da sie nicht einmal auf die Kosten ihrer mühevollen Arbeit kamen. Nach Gamba starb C. in tiefer Armuth; denn er schreibt: „Finì di vivere nel 1794 in istato di bassa mediocrità da cui nol tolsero mai le sue opere ben numerose“. Nagler in seinem Künstlerlexikon (III. Bd. S. 220), zählt 33 der vorzüglichsten Blätter dieses Künstlers auf, unter diesen sind besonders gesucht: „Moses, die Gesetztafeln zerschmetternd“, nach Mazzuoli (H. 13 Z. 4 L., Br. 7 Z. 7 L.); – „Magdalena, die Büsserin“, nach Carracci. 1772 (H. 11 Z. 6 L., Br. 13 Z. 7 L. 2 Rthlr.); – „Maria in himmlischer Betrachtung“, nach Guido Reni (H. 11 Z. 4 L., Br. 8 Z. 2 L.; – „Tamerlan sperrt den Bajazeth in einen eisernen Käfig“, nach Celesti. 1778 (1 Thl. 16 Gr.); – „Die Beschneidung und die Anbetung der Könige“, nach Dominichino 2 Bl. (H. 20 Z., Br. 13 Z. 3 L.); – „Die Kreuztragung“, nach Raphael (H. 21 Z. 10 L., Br. 15 Z. 2 Thlr. 6 Gr.); – „Die Schöpfung des Adam“, nach M. Angelo (H. 9 Z. 2 L., Br. 17 Z.); – „Apollo und Silen“, nach Carracci; – „Die Grablegung“ nach Spagnoletto; – „Madonna mit dem Kinde“, nach Correggio; – „Galathea“, nach Raphael – ferner die Porträte: „Raphael Mengs“; – „Friedrich II. von Preussen“ mit den beiden Windspielen in schwarzer Kunst; – „Prinzessin Charlotte von Preussen“; – „Friedrich Wilhelm mit dem Prinzen Friedrich Ludwig und der Prinzessin Friederike“; – „Clemens XIV. (Ganganelli)“, nach D. Campiglia; – „Clemens XIII.“, nach J. B. Piranesi, in Gemeinschaft mit diesem gestochen. – C. war mehrmals verheiratet. Von seinen Söhnen widmeten sich zwei der Kunst des Vaters.Alois (geb. zu Verona 1750, gest. zu Anfang dieses Jahrhunderts). Lebte längere Zeit in Livorno und dann einige Zeit in Deutschland; unter seinen Kupferstichen sind zu nennen: „Die Befreiung Petri“, nach Dominichino; – „Die Verlobung Mariä“, nach F. Barbieri; – „Maria Magdalena“, nach Guido Reni. Auch arbeitete er einige Blätter für das 1805 zu Rom erschienene Prachtwerk: „Scuola italica artis pictoriae“, eine Folge des frühern.Joseph, ein jüngerer Bruder des Vorigen (geb. zu Verona 1760, gest. zu Bonhommes im Kloster). Er lernte die Kunst bei seinem Vater und stach Landschaften, gab aber später die Arbeit auf und trat in ein Kloster, in welchem er bald starb. Von ihm sind bekannt: Vier Landschaften mit Staffage nach F. da Capo (gr. qu. 4°.) und acht italienische Landschaften nach Poussins Gemälden im Palaste Colonna. (6 Stück in die Höhe und 2 in die Breite gr. Fol.) Im Pascal’schen Verlags-Verzeichnisse sind diese Blätter seinem Bruder Alois zugeschrieben.

[76] Gandolini, Notizie degl’ Intagliatori (Siena 1771, 3 vol., 8°.) I. Bd. S. 393. – Bartsch (Adam v.), Anleitung zur Kupferstichkunde (Wien 1825, Wallishausser, 8°.) I. Bd. S. 224, Nr. 494. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) III. Bd. S. 219 [nach diesem geboren 1727, gestorben 1794]. – Heller (Joseph), Praktisches Handbuch für Kupferstichsammler (Bamberg 1823, 8°.) I. Bdchn. S. 148. – Rost (K. Chr. H.) und Huber (Michael), Handbuch für Kunstliebhaber ..... IV. Bd. S. 176. – Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venedig 1855, Naratovich) Giunte e correzioni ai cenni biografici, S. 125 [nach diesem geboren zu Venedig 1729, gest. 1794]. – Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allgem. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822 u. f., Gleditsch, 4°.) I. Section. 20. Bd. S. 345 [nach diesem gestorben 1800]. – Gamba (Barth.), Galleria dei Letterati ed Artisti illustri delle Provincie Veneziane nel secolo XVIII (Venedig 1824, 8°.) [nach diesem geb. 1727 und daselbst auch sein von Comirato gestoch. Porträt]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la dir. de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XII. Bd. Sp. 614. – Urtheile über Cunego. Kugler (Franz Dr.), Handbuch der Kunstgeschichte (Stuttgart 1842, Ebner und Seubert, 8°.) S. 851. Nennt ihn den ersten bedeutenden Meister, der das Streben nach einer großartigen harmonischen malerischen Wirkung, wodurch die Stecher in der Nachbildung die Vorzüge der Maler erreichten, zur gediegensten Vollendung durchzuführen einleitete. – Fernow (in seinem „Culturgemälde von Rom“ S. 280) hält diesen Künstler für den verdienstvollsten italienischen Kupferstecher seiner Zeit, wenn er gleich in der Reinheit und Eleganz seines Stiches etlichen andern nachstehen muß. Seine Blätter sind wohl verstanden, weil er selbst ein tüchtiger Zeichner war und die Zeichnung zu seinen Arbeiten selbst verfertigte. Seine Blätter nach Michael Angelo sind das Vorzüglichste, was bis zu jener Zeit nach diesem Meister gestochen worden. – Goethe (in seinem „Winkelmann“) nennt ihn den vorzüglichsten historischen Stecher des dritten Viertels des 18. Jahrhunderts; rühmte seine leichte und malerische Behandlungsweise, bei welcher seine Arbeit weder an gefälliger Reinheit noch an Wirkung einbüße. Er radirte wie Volpato, dessen Beispiel auf ihn trefflich gewirkt hat, größtentheils seine Blätter nur und arbeitete sie dann mit dem Grabstichel aus. Die Radirung selbst legte er in geregelten Schraffirungen an, obwohl er nicht völlig die Zartheit Volpato’s erreichte.