BLKÖ:Brassai, Samuel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Branowaczky, Johann von |
Nächster>>>
Braun, Adam | ||
Band: 2 (1857), ab Seite: 117. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Sámuel Brassai in der Wikipedia | |||
Samuel Brassai in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 116409002, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Szecheny’s. Unter dem falschen Namen Anton Világfi hat er ferner mehrere werthvolle Artikel im Athenäum und im „Gesellschafter“ mitgetheilt. Besonders zu nennen sind: „Etwas über die Oper“; – „die Freuden des Botanikers“; – „Polemik in der Angelegenheit der Frau Lendvai und der Rosa Laborfalvi“. – Nie wollte er mit seiner Gelehrsamkeit glänzen, das Wissen, meinte er, soll praktisch sein und nützen, sein Vorbild war Franklin, der Gegenstand seiner Liebe das Volk. Zu Klausenburg begründete er eine Gesellschaft, welche Blätter und Bücher für das Volk herausgeben, sollte. So kam die „Vasárnapi ujság“ (Sonntagszeitung) zu Stande, worin besonders die vortrefflich gewählte Art, dem Volke die politischen Ideen und Neuigkeiten auseinander zu setzen, hervorzuheben ist. 1837 wurde er zum Professor am unitarischen Collegium zu Klausenburg gewählt und trug daselbst bis 1848 vor, zuerst Mathematik, dann auch Naturwissenschaften. Für seine Tüchtigkeit als Lehrer sprechen die Schulreformen, die er in’s Leben rief, seine von Fremden besuchten Vorlesungen und die Anhänglichkeit seiner Schüler. Im Unterricht wich er ganz von der üblichen Methode ab. Fragend und beantwortend trug er vor und wußte die ernsten Wissenschaften vermöge seines Scharfsinnes und seines Geistes anziehend zu machen. Zu dieser Zeit begann er die Herausgabe einer Schulbücher-Sammlung [118] unter dem Titel: „Kék könyvtár“, d. i. „blaue Bibliothek“, welche in ihrer Art die beste ist, die die ungarische Literatur aufzuweisen hat; besonders trefflich sind darin: „Számitó Socrates“, d. i. Der rechnende Sokrates; – „Német nyelvtan“, d. i. Deutsche Sprachlehre; – „Razjminták“, d. i. Zeichnungsmuster; – „Magyar rendszeres olvasó könyv“, d. i. Ungarisches systematisches Lesebuch. – In’s Ausland machte er öfters Reisen, kaufte für eigenes Geld naturhistorische Präparate und bereicherte damit das Museum der armen Schulen, brachte Muster ökonomischer Werkzeuge für die Landwirthe Siebenbürgens heim, die seine Winke genau befolgten, nahm großen Antheil bei der Begründung des siebenb. Landwirthschafts-Vereines, war eines der eifrigsten Mitglieder des Pädagogenvereins und unterstützte die Zöglinge mit Rath und mit Büchern. 1848 wurde er zum Professor bei der Landes-Militärschule zu Pesth gewählt. Das „Ujabb kori ismeretek tára“ schildert ihn: Dem Aeußern nach ist B. ein hoher hagerer Mann, mit langen grauen Haaren und langem grauen Bart, seine Kleidung etwas vernachlässigt; sein Styl ist zwanglos, natürlich, ohne roh zu sein. Die Welt hat ihn einen gelehrten Sonderling gespottet, wenn indeß Jemand in unserem Vaterlande den gelehrten Namen eines praktischen Democraten verdient, so verdient denselben Brassai vor Allen.“
Brassai, Samuel (Naturforscher, Schriftsteller und Mitglied der ung. Akademie, geb. 1798 zu Thoroczkó im Thordaer Comitat). Sein Vater war unitarischer Geistlicher und von großer Bildung, der trotz seiner Armuth die schätzbarste Bibliothek im Districte besaß. Zuerst erzog und unterrichtete er selbst seinen Sohn, später gab er ihn in die Schule, aber den lebhaften und zur Selbstthätigkeit erwachten Jüngling befriedigten die Lehrgegenstände in der Schule nicht, er zog sich in die Einsamkeit zurück und lernte rührig Musik, studirte die ältere und neuere Literatur und die Naturwissenschaften. Bald verbreitete sich sein Ruf. In den höhern Familien Klausenburgs wetteiferte man, sich in seinen Lieblingswissenschaften von ihm unterrichten zu lassen. Er gab um jene Zeit zwei Handbücher heraus: „Átalános főldleirat“, d. i. „Allgemeine Erdbeschreibung“ und „A füvészetelemei“, d. i. Elemente der Botanik“. Die Botanik betrieb er mit Vorliebe und Siebenbürgens Flora hat ihm das Meiste zu verdanken. Oft hat er Siebenbürgens und Ungarns merkwürdigere Gegenden bereist und den Bewohnern der Gebirge ist er ein guter Bekannter. Einmal wurde er für ein Gespenst gehalten u. fest gebunden. Für die damals noch sehr vernachlässigten Naturwissenschaften suchte er unablässig Liebe zu erregen. Er versammelte um sich die talentvollern Jünglinge, lehrte sie unentgeldlich und war ihr Freund und Vater. Später trat er als Kritiker im siebenbürgischen „Gesellschafter“ auf, wodurch er sich mit Vielen verfeindete. Sein Werk: „Bankismeret“, d. i. „Kenntniß der Bank“, gewann ihm die freundschaftliche Aufmerksamkeit- Ujabb kori ismeretek tára, d. i. ungar. Conversations-Lexikon (Pesth 1850, Heckenast) I. Bd. S. 649. (Artikel von Gy.) – Magazin für die Literatur des Auslandes (Berlin 1850, Fol.) Nr. 102, S. 408: „Die neueste Literatur Siebenbürgens.“ – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungar. Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreib. Zusammengestellt von Jakob Ferenczy und Josef Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich) S. 62.