BLKÖ:Bongiovanni, Bartholomäus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 48. (Quelle)
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Bongiovanni, Bartholomäus (Architekt, Bildhauer, Ciseleur, geb. in Vicenza). Zeitgenosse. Im Kindesalter bereits entwickelte sich sein Talent zur Bildhauerkunst, indem er aus Holz Menschen- u. Thiergestalten so geschickt schnitzte, daß ihn sein Vater dem geschicktesten Bildhauer der Stadt anvertraute. Fünfzehn Jahre alt, trat er mit seinem Meister in Verfertigung zweier kolossaler Kinder aus Holz in die Schranken. Dann übernahm er das Amt eines topographischen Zeichners in Vicenza, oblag aber unter Einem den Studien und bildete sich selbst im Zeichnen und Schnitzen. Nach Napoleons Sturz lernte er unter Alois Merlo die Goldarbeiterkunst und zeichnete sich durch seine historischen Basreliefs aus. Er arbeitete das große „Bacchanal“ von Raphael für den Prinzen Erius in Venedig. Nun ging B. nach Venedig, besuchte [49] die Vorträge der Akademie, gewann im Zeichnen u. der Plastik mehrere Preise und wurde von dem damaligen Gouverneur von Venedig, Grafen Goës, und dem Präsidenten der Akademie, Cicognara, mit der Ausführung der Werke in Bronze und vergoldetem Silber betraut, welche die venetianischen Provinzen Franz I. und seiner Gemalin übergaben, wofür ihm der Kaiser die goldene Medaille überreichen ließ. Für den genannten Monarchen verfertigte B. auch ein Schreibzeug von Silber mit vielen Figuren und mit Verzierungen von vergoldeter Bronze, welches ursprünglich bestimmt war, Canova’s Hand aufzunehmen, nun aber sein Herz enthält, während die Hand unter dem Monument beigesetzt ist, welches die Bildhauer Venedigs mit Hilfe der Freigebigkeit von ganz Europa dem heimgegangenen Fürsten der italien. Kunst errichtet haben. Von seinen Arbeiten aus dieser Zeit ist noch der prächtige Leuchter für den Grafen Hieronymus Bolo anzuführen. Im Jahre 1820 begab sich B. nach Wien, wo er anfänglich bei dem Hofbildhauer August La Vigne sich mit den Ornamental-Arbeiten, Lustres, namentlich für das Cabinet des Fürsten Metternich, und den Modellen zur Ausschmückung der Nationalbank beschäftigte. Später trat er in das Atelier des Hofstatuarius Leopold Heßling, vollendete daselbst das Porträt Franz I. und des Tonkünstlers Rossini in Marmor, den reichverzierten Sarg des Protomedicus Frank und zugleich mit seinem Meister die Ornamente am Monumente des Grafen Talberth. Im Jahre 1823 ging er nach Italien zurück, vollendete nun die Ausschmückungen für den Altar und das Ciborium des Domes in Köln; wurde alsbald Professor der bürgerl. Bau- und Zeichnenkunst in Vicenza und 1836 Mitglied der Akademie zu Venedig. In diese Jahre fallen folgende Arbeiten: die Porträte des Delegaten Marcanton Pasqualigo und seiner Gemalin; – die Büste des Domherrn Thomas Graf von Piovene; – des Ritter Barbaran; – des Dr. Rossi; des Nobile Jacob Riva; – des Abbé Biasini; – das in Lebensgröße gehaltene Bildniß seines eigenen bereits verstorbenen Sohnes; – das Marmor-Medaillon, welches den berühmten Georg Trissino verstellt; – den Genius des Todes in Stein, auf dem Monumente Trissino’s; – den heiligen Rochus, und viele andere Arbeiten in Gyps und Metall, darunter auch die Beschläge des Evangelien- und Epistelbuches [ein Geschenk von Leo X. für den Cardinal Bembo], welche Cicognara erneuern und verschönern ließ. Doch nicht blos als Bildhauer war B. thätig, auch als Architekt entwarf er die Pläne für die Erbauung der Kirche von Lappio; – der Kirche der heil. Lucia, beide sammt ihren Altären; – für die Façade des im jonischen Style zu Pescaria erbauten Hauses; – zeichnete den großartigen Altar der Kirche Madonna del Palma il vecchio; – im St. Stephan den Vordertheil des Altars, für welchen er das Modell der Verklärung Mariens verfertigte, der großen Menge von Palästen und Häusern nicht zu gedenken, die durch ihn umgebaut oder erneuert wurden. Diese ausgezeichneten Leistungen bewirkten im J. 1837 seine Berufung als Prof. der Ornamentik und Plastik an die k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien. Während seines Aufenthaltes in Wien vollendete er neuerdings eine Menge der herrlichsten Arbeiten, u. a. den reichen, mit geschichtlichen Erinnerungen bedeckten Kelch im Auftrage der Frau Sophie Gräfin Potocka [dieser Kelch ist von B. erfunden, gegossen und ciselirt]; – das Modell einer prächtigen Tasse von Silber, mit Basreliefs, Gruppen und reichen Arabesken, sammt einem Teller, der ringsherum [50] mit den Porträten von 12 berühmten Männern, abwechselnd mit den Abbildungen der Siegesgöttin, der Fama und anderen entsprechenden Emblemen geschmückt ist; – einen eleganten überaus reichen Tafelleuchter, wovon er vier Abgüsse in Silber veranstaltete; – entwarf einen dem hl. Gregor geweihten Kirchenkandelaber, bei dem ein überraschender Reichthum von Gestalten des alten und neuen Testamentes und der Heiligenlegende, wie auch allegorische und symbolische Figuren angebracht sind. – Auch wurde ihm die Ausführung der reichen und kostbaren Silberausschmückung zweier Gedenkbücher übertragen. – Für Teplitz modellirte B. das Grabmal des Königs von Preußen. – Im J. 1847 wurde ihm die Ausführung eines Basreliefs in Gyps, das alsdann in Marmor gearbeitet werden sollte, übertragen. Dasselbe stellt die Himmelfahrt Mariä dar. Die hl. Jungfrau, die von ihrem Schutzengel in den Himmel geleitet wird, nimmt die Mitte des Basreliefs ein, ihr göttlicher Sohn, in den Höhen des Himmels von Engeln umgeben, empfängt sie bewillkommend. Auf beiden Seiten schweben die entzückten jubelnden Engelchöre und unten stehen die zwölf Apostel, welche die Erhebung der Mutter ihres göttlichen Meisters erstaunt betrachten. Composition und Ausführung dieser Gruppe ist sinnig, phantasiereich und prächtig.

Allgemeine Theaterzeitung von Ad. Bäuerle (Wien 1847, kl. Fol.) XL. Jahrg. Nr. 159, S. 634: „Biographische Skizze“ von Luigi Malvezzi. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter 1847, S. 101.