BLKÖ:Bischoff Edler von Altenstern, Ignaz Rudolph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 409. (Quelle)
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Bischoff Edler von Altenstern, Ignaz Rudolph (Doctor der Medicin, Hofrath und Oberster Feldarzt der Armee, geb. zu Kremsmünster in Oberösterreich 15. Aug. 1784, gest. zu Wien 15. Juli 1850). Sein Vater war Professor der neuern Sprachen zu Kremsmünster; der Sohn studirte zuerst in Linz, dann am Gymnasium seiner Vaterstadt, und zuletzt an der Hochschule in Wien, wo er die juridische Laufbahn betrat. Doch schon nach zwei Jahren verließ er dieselbe, von dem Studium der Naturwissenschaften, denen er schon früher obgelegen, angezogen, und widmete er sich nunmehr der Arzneiwissenschaft. 1808 erhielt B. die medicinische Doctorswürde und besaß bereits als praktischer Arzt einen ehrenvollen Namen, als er im J. 1812 die Lehrkanzel der medicinischen Klinik und speciellen Therapie an der Prager Hochschule erhielt. Die im darauffolgenden Jahre, namentlich im Prager allgemeinen Krankenhause ausgebrochene Typhus-Epidemie, nahm die ganze Aufmerksamkeit des Mannes der Wissenschaft in Anspruch und er gab: „Beobachtungen über den Typhus und die Nervenfieber nebst ihrer Behandlung“ (Prag 1815) heraus. Im darauffolgenden Jahre (1816) wurde B. Primararzt im Prager allgem. Kranken- und im k. k. Gebärhause, und 1825 folgte er einem Rufe als Professor an die Josephs-Akademie in Wien. Vordem noch hatte sich aber B. große Verdienste um die Verbreitung der Kuhpockenimpfung in Böhmen erworben, und aus diesem Anlaß die Schrift: „Ueber den Nutzen der Kuhpockenimpfung“ (Prag 1821) erscheinen lassen, welche auf höhere Anordnung in 7000 Exemplaren deutsch und in eben [410] so vielen in čechischer Sprache verbreitet wurde. Sehr wichtige Dienste leistete er auch während der ersten Choleraepidemien in Wien. Im Jahre 1833 vertauschte B. die Professur der speciellen Krankheitslehre und Klinik mit jener der Physiologie; übernahm darauf eine Abtheilung des Wiener allgemeinen Krankenhauses, wurde wirklicher Hofrath, im Jahre 1836 in den Adelsstand erhoben und entwickelte nach den verschiedensten Seiten eine fast unglaubliche Thätigkeit; denn neben seiner Professur, die er bis 1847 ununterbrochen bekleidete, versah B. unentgeltlich noch die Stellen eines obersten Feldarztes, Directors der Joseph-Akademie, eines Präses der permanenten Feldsanitäts-Commission und Militär-Medicamentenregie, die ihm 1841 provisorisch, 1847 definitiv übertragen wurden, sowie des Hausarztes im Erziehungs-Institute für Officierstöchter in Hernals. Indem er 1848 noch den Generalmajorsrang erhielt, suchte er 1849 um seine Versetzung in den Ruhestand an, die ihm auch bewilligt wurde. Bedeutend sind Bischoffs Verdienste als praktischer Arzt und Lehrer; noch in den letzten Jahren seines Lebens hatte er die Genugthuung, in den Leistungen der von ihm und unter seiner unmittelbaren Leitung gebildeten Feldärzte die Früchte seines erfolgreichen Wirkens zu sehen. Bei einem Stande von mehr als 20,000 Kranken und Verwundeten, den 1848 und 1849 die italienische Armee besaß, starben von je 100 nur 4 Mann und dies bei Krankheiten, die eben als äußerliche die Geschicklichkeit des Arztes geradezu auf die Probe stellen. Aber auch als Schriftsteller hat sich B. um die Wissenschaft durch tüchtige Werke selbst im Auslande anerkannte Verdienste erworben. Seine Schriften außer den vorbenannten sind: „Die chronischen Krankheiten im weiteren Sinne“ (Prag 1817); –. „Ansichten über das bisherige Verfahren der homöopathischen Krankheitslehre“ (Ebenda 1819, englisch London 1827); – „Grundsätze der praktischen Heilkunde durch Krankheitsfälle erläutert“ (Prag 1823–25, 3 Bde., 2. Aufl., Wien 1830); – „Klinische Denkwürdigkeiten“, auch unter dem Titel: „Darstellung der Heilungsmethode in der medicinischen Klinik, für Wundärzte in dem k. k. allgemeinen Krankenhause zu Prag. Im J. 1823“ (Prag 1825); – „Klinisches Jahrbuch über das Heilverfahren in der medicin. praktischen Schule für Wundärzte in dem k. k. allgemeinen Krankenhause zu Prag. Im J. 1824“ (Prag 1825, gr. 4°.); – „Grundsätze zur Erkenntniss und Behandlung der chronischen Krankheiten“ (Wien 1830, 1. Bd.); – „Grundsätze zur Diagnostik und Therapeutik der Fieber und Entzündungen“ (Wien 1823, 2. Aufl. 1830); – „Darstellung der Heilungsmethode in der medicin. Klinik der k. k. medicin. chirurg. Josephs-Akademie. In den J. 1826 und 1827“ (Wien 1829); – „Die Fieber in einer Tabelle vorgestellt“ (Prag 1815, gr. Fol.); – „Grundzüge der Naturlehre des Menschen“ (Wien 1837–39, 4 Abtheil.); – „Die chronischen Krankheiten im weiteren Sinne, in einer Tabelle vorgestellt“ (Prag 1816, gr. Fol.); – „Abhandlung über die Lungenschwindsucht“ (Wien 1843); – „Die häutige Bräune und die Gehirnentzündung der Kinder“ (Ebenda 1837); – „Ueber Vergiftungen“ (Ebenda 1844). – Bischoff war eben mit der Ausarbeitung einer Materia medica beschäftigt, als ihn der Tod überraschte.

Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 420. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835 u. f.) I. Bd. S. 303 und Suppl. VI. Bd. S. 373. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) II. Bd. S. 723. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) VI. Bd. Sp. 135. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) IV. Bd. 4. Abtheil. S. 1074, Nr. 5. – Wappen: Ein von Gold und Blau gevierteter Schild. Im oberen rechten Felde ragt aus der Schildestheilung die rechte, [411] im untern linken die linke Hälfte eines zweiköpfigen schwarzen Adlers mit rothen Zungen. Das obere linke Feld ist rechts und links schmal von Silber beseitet und darin ein goldener Löwe, in den Pranken eine aufwärtsgekehrte Schlange haltend. Im unteren rechten Felde ein natürliches Schiff mit vollen Segeln, rothem Wimpel in offener See.