Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Balassa, Constantin
Band: 1 (1856), ab Seite: 129. (Quelle)
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Balbi, Adrian von (Geograph und Statistiker, geb. zu Venedig 1783 [nach Anderen 1784 und nach der Nouvelle biographie ... am 25. April 1782], gest. 14. März 1848). Schon in früher Jugend neigte er sich dem Studium der Geographie und den Naturwissenschaften zu, in welchen er nach vollendeten Studien eine Lehrkanzel am Lyceum zu Fermo (1811) und 1813 einen Ruf nach Padua erhielt, später eine Anstellung bei der Zolldirection in Venedig fand. Im Jahr 1820 begab er sich aber mit seiner Gattin, einer Schauspielerin, nach Portugal, wo er bald mit den ersten Staatsmännern und Gelehrten Verbindungen anknüpfte. Er sammelte da die Materialien zu seinem Werke: „Essai statistique sur le royaume de Portugal et d’Algarve comparé aux autres états de l’Europe“ (Paris 1822) sowie zu den: „Variétés politques et statistiques de la monarchie portugaise“ (ibid. 1822). Dieses Werk enthält interessante Documente zur Geschichte Portugals unter den Römern, sowie zur Kunst- und Literaturgeschichte des Landes. Auch in Paris, wohin sich B. aus Portugal begab, setzte er seine gelehrten Forschungen fort und veröffentlichte daselbst (1826) den 1. Band seines [130] „Atlas ethnographique du globe, ou Classification des peuples anciens et modernes d’après leur langues.“ Durch dieses Werk wurden die Franzosen bekannt mit den Forschungen Adelungs, Vaters und anderer Philologen Deutschlands. In der Anordnung desselben übertraf der Verfasser die deutschen Vorbilder, da er darin die Resultate der Entdeckungen Humboldts, Blossevilles, Freycinets etc. sowie seines Verkehrs mit den Linguisten Abel von Remusat, Champollion, Hase, Jomard, Jaubert, Klaproth, Malte-Brun etc. niederlegte. Vortrefflich ist die ethnographische Partie dieses Werkes, und von besonderem Interesse das Kapitel über die Schrift bei allen Völkern der Erde. A. v. Humboldt verschaffte diesem Werke Eingang in Oesterreich. Später veröffentlichte B. seine statistischen Tabellen über Rußland, Frankreich, die Niederlande u. s. w., und das Ministerium Martignac in Frankreich ließ es, um ihm seinen Aufenthalt in Paris zu erleichtern, an Unterstützung des Gelehrten nicht fehlen. Er verließ die Hauptstadt Frankreichs im J. 1832, nachdem er noch die Herausgabe seines berühmten „Abrégé de Géographie redigé sur un plan nouveau“ (XI und 1392 S. in gr. 8°.) besorgt hatte. Dieses meisterhafte Werk ward in die Hauptsprachen Europa’s übersetzt. Nachdem er hierauf längere Zeit in Padua verweilt hatte, kam er nach Wien und erhielt daselbst den Titel eines kaiserl. Rathes und einen Jahrgehalt von 1500 fl., wofür er die ihm von den hohen Behörden über Statistik und Geographie vorgelegten Fragen zu beantworten hatte. In Padua ließ er seinen „Essai sur les bibliothèques de Vienne“ (1835) erscheinen. Unter seinen zahlreichen Schriften führen wir an: „Traité élémentaire de Géographie“ (Paris 1830–1831, 2 vol. 8°.); – „Balance politique du Globe“ (1828); – „Statistique comparée de l’instruction et du nombre des crimes“ (1829); – „L’Austria e le primarie potenze“ (Mail. 1846) u. m. a., welche in den „Sonntagsblättern“ 1847 aufgezählt sind. Balbi erhielt für seine Verdienste um die Wissenschaft das Ritterkreuz des Ordens der eisernen Krone und befand sich 1847 unter den ersten Vierzig der kais. Akademie der Wissenschaften. – Eugen, der Sohn des Vorgenannten, veranstaltete eine Sammlung der Schriften seines Vaters und gab sie als „Scritti geografici“ (Turin 1841–42, 5 Bde.) heraus, nahm die unvollendet gelassenen Arbeiten seines Vaters auf und ließ im Jahr 1851–52 „Nuovi Elementi di Geografia,“ sowie im J. 1854 ein größeres Werk, nämlich „Gea ossia la terra descritta secondo le norme di Adriano Balbi ...“ (Trieste 1854–55 Lloyd Austriaco) erscheinen, von dem bisher 2 Hefte zu 18 und 12 Bogen ausgegeben worden sind und worin die Forschungen des großen Alex. v. Humboldt in volksthümlicher Darstellung benützt werden.

Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la Dir. de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) IV. Bd. S. 230. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann) (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 168. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon 10. Aufl. II. Bd. S. 211. – L. A. Frankl, Sonntagsblätter. 1847. Nr. 24. S. 301.