BLKÖ:Böcking, Wilhelm

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 16. (Quelle)
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Böcking, Wilhelm (Arzt, geb. zu Vallenda bei Coblenz 26. April 1742, gest. 11. Oct. 1804). Kam (1762) auf den Rath des Operateurs Doctor Humburg nach Wien, wo ihm das Glück nicht wohl wollte. Von allen Mitteln entblößt, mußte er die Laufbahn des gemeinen Soldaten wählen, und ließ sich beim Regim. Deutschmeister anwerben. Aber sein innerer Drang zur chirurgischen und medicinischen Wissenschaft ließ ihn nicht ruhen, und er studirte während seiner Capitulationszeit so eifrig in diesen Fächern, daß er nach 6 Jahren Unterarzt seines Regimentes ward. Mit diesem in den Niederlanden, dann in Mähren zeichnete er sich durch Eifer und Geschicklichkeit aus. 1775 erlangte er den Magistertitel; 1778 ward er Corpsarzt bei den Jägern, 1785 Regimentsarzt bei de Ligne. Mit letzterem Regimente kam er nach Wien, wo der berühmte Brambilla den geschickten Arzt bald recht würdigen lernte. Kaiser Joseph II. sendete ihn nun zur weitern Ausbildung nach Paris und London. In Paris befreundete er sich mit einem Fabre, Sabatier, Dessault; in London mit Pott, Hunter, Fordyce, Cruikshank, auf seinen Reisen dahin mit Loder und Scarpa. 1783 kehrte er nach Wien zurück, um die Professur der Anatomie u. Physiologie an der Josephs-Akademie zu übernehmen. Da berief ihn ein Handbillet des Kaisers Joseph aus Semlin nach Croatien und Slavonien, um die dortigen Feldspitäler zu untersuchen und zu verbessern. Als er 1790 in Dienstesangelegenheiten sich in Tyrnau befand, erhielten er und Prof. Gabriely vom Kaiser den Befehl, die in Syrmien ausgebrochene Pest zu beobachten, und gegen ihre weitere Verbreitung die geeigneten Mittel zu ergreifen. Bis zum 28. August 1795 oblag er diesem schwierigen Geschäfte. So hatte sich B. in den schwierigsten Verhältnissen als tiefen Denker, kritischen Geist und rationellen Arzt bewährt. Stets den höhern Ansichten der Wissenschaft zugewendet, war es insbesondere das Studium der Natur, der Nerven, auf das er mit Vorliebe sich verlegte. Seine schriftstellerische Thätigkeit beschränkt sich – da ihm der angestrengte praktische Dienst nur wenig Zeit übrig ließ – auf ein paar in den Abhandlungen der medicinischen Akademie enthaltenen größeren Aufsätze über syphilitische Geschwüre und Beobachtungen über Brustwunden.

Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) I. Bd. S. 323.