Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Allegranza, Joseph
Band: 1 (1856), ab Seite: 13. (Quelle)
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Algarotti, Franz, Graf (Dichter und Philosoph, geb. zu Venedig 11. Dec. 1712, gest. zu Pisa 3. März 1764). Studirte in Venedig, später in Rom und Bologna und begab sich als 20jähriger Jüngling nach Paris, wo er mit 21 Jahren (1733) sein berühmtes Werk: „Neutonianismo per le Dame“ schrieb, von dem Moria sagt, „es scheint Venus Urania dieses Buch dictirt zu haben.“ Bis zum Jahre 1739 lebte er in Paris oder zu Cirey bei der Marquise du Châtelet. Die seltenen Geistesgaben, mit denen A. ausgestattet war, begründeten und mehrten seinen Ruhm nach verschiedenen Seiten hin. Hatte er sich als Physiker schon mit dem obengenannten Werke einen Namen gemacht, so erwarb er sich einen nicht minder glänzenden als Poet durch seine „Epistole“, als Philosoph mit seinen „Pensieri“, als Politiker durch seine „Viaggi in Russia“, als Staatsökonom durch sein „Saggio sul commercio,“ und „Frammenti economici“ als Taktiker durch seine „Lettere militari,“ als Kunstkritiker und Schöngeist durch seine „Saggi sulla Pittura e sull’ Architettura“ (deutsch von Raspe, Kassel 1769) und seinen „Congresso di Citera.“ Algarotti war ein denkender und rechnender Kopf. Er ist der Urheber jenes merkwürdigen Beispiels: „wie in einem kleinen Gegenstande ein unermeßlicher Werth stecke.“ Nach seiner Berechnung werden aus einem Pfunde Eisen, das 5 Sous kostet, 80,000 Spiralfedern, wie solche für Uhren gebraucht werden, verfertigt und diese geben zusammen einen Werth von 1.440,000 Francs (C. B. Say, Traité d’écon. pol. 6. franz. Ausgabe. S. 61). Die Kenntniß der alten und neuen Sprachen und seine häufigen Reisen brachten ihn selbst mit den merkwürdigsten Personen in Verbindung. Man feierte ihn an den Höfen Italiens und des Nordens; August III. von Sachsen, Benedikt XIV., der Herzog von Savoyen ehrten A. durch ihre Freundschaft und Friedrich II. von Preußen, der ihn auf einer Reise nach Rußland 1739 kennen gelernt, gab ihm 25 Jahre hindurch viele Beweise seiner königlichen Huld, und erhob ihn sogar in den Grafenstand. A. lebte abwechselnd zu Berlin und Dresden, kehrte jedoch 1754 in seine Vaterstadt zurück, von wo er sich 1762 nach Pisa verfügte und dort starb. A.’s Schriften zeichnet Witz, feiner Geschmack, seine Poesien insbesondere Anmuth und Lieblichkeit aus. Seine Briefe gelten als Muster des schönsten italienischen Styls. Seine Correspondenz war sehr ausgebreitet, in Italien mit Metastasio, Bettinelli, Frugoni; in Preußen mit Friedrich II. und Formey; in England mit Chesterfield, Harvey, Taylor, Lady Montagu; in Frankreich mit Maupertuis, Mme. du Boccage, Voltaire, der ihn in seinen Briefen den „geliebten Schwan von Padua“ nennt. Seine Werke erschienen gesammelt in 17 Bänden in seiner Vaterstadt Venedig (1791–1794). Auf seinem Grabe, im Camposanto zu Pisa ließ ihm Friedrich der Große ein Denkmal stzen, wozu A. den Entwurf gemacht und welches außer dem von A. selbst verfaßten Epitaph: Hic jacet Fr. [14] Algarottus non omnis – eine Variation des Horazischen: „non omnis moriar“ noch die von König Friedrich II. angeordnete Inschrift hat: Algarotto Ovidii Aemulo Newtoni Discipulo Friedricus Rex, wozu die Erben nach Fridericus das Wort Magnus hinzufügten.

Michelesi (Domenico), Memorie intorno alla vita ed agli scritti del conte F. Algarotti (Venezia 1770, 4° et 8°); ins Französische übersetzt von Mauro Salvemini di Castiglione. Berlin 1772. I.) – Alberti (Vinc. Camillo), Commentarius de F. Algarotti vita et scriptis (Lucc. 1771. 8°.). – Dalle Laste (Natale), Vita di F. Algarotti (Bassano 1774. 8°). – Fabroni. Vitae Italorum. tom 5. – Rubbi. Raccolta di Elogj Tomo 5. – Biographie universelle. Artikel von Ginguène. – Nouvelle Biographie universelle sous la Direction de M. le Dr. Hoffer. (Paris 1852) tome II. – Dizionario di Economia politica … di Carlo Coquelin e Guillaumin; traduz. ital. (Mantova Caranenti 1853) I. Bd. S. 87.