Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Štolba, Franz
Band: 39 (1879), ab Seite: 147. (Quelle)
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Štolba, Joseph (Schriftsteller, geb. zu Königgrätz 3. Mai 1846), der jüngere Bruder des Franz Š. [siehe den Vorigen S. 146]. Nachdem er das Gymnasium in der Prager Altstadt beendet hatte, widmete er sich dem Studium der Rechte. 1870 trat er eine Erzieherstelle im Hause des Grafen Albrecht Kaunitz an, und er war auf diesem Posten zwei Jahre thätig, während welcher Zeit er mit der gräflichen Familie auch größere Reisen machte, die sich über ganz Deutschland nach Belgien und über Ostende nach London ausdehnten. 1872 übernahm er die Redaction der „Divadelní Svět“, d. i. Die dramatische Welt, einer Sammlung von čechischen Original; sowie Uebersetzungen fremder Dramen, und noch im October d. J. jene des von der Buchhandlung Otto herausgegebenen illustrirten Wochenblattes „Paleček“, d. i. Der Däumling, eines ganz im im Geiste der Münchener „Fliegenden Blätter“ gehaltenen čechischen Witzblattes. Im Jahre 1873 unternahm er eine Reise nach Ostindien und Nordamerika. Schon während seiner Universitätsstudien beschäftigte sich Štolba mit schriftstellerischen Arbeiten, welche in [148] verschiedenen čechischen Blättern, so im „Světozor“, d. i. Weltpanorama, in den „Květy“, d. i. Blüthen, und in verschiedenen Kalendern erschienen. Die Ergebnisse seiner oberwähnten Reise mit der gräflich Kaunitz’schen Familie legte er zunächst in einer Folge von Feuilletons nieder, welche als „Klepy z cest“, d. i. Plaudereien von der Reise in der „Národné Noviny“, d. i. National-Zeitung, und später, 1873, gesammelt in einem Bande herauskamen. Mit besonderer Vorliebe aber pflegte er das dramatische Gebiet, und schon 1869 schrieb er seinen ersten Versuch, das einactige Lustspiel „A přece“, d. i. Nur vorwärts, welches auch im nämlichen Jahre im Prager Interimstheater aufgeführt wurde. Diesem Stücke folgte bald die Posse „Bratranec“, d. i. Der Neffe. 1870 brachte er zur Aufführung: die dreiactigen Lustspiele „Jenom ne písemně“, d. i. Nur nicht schriftlich, „Únos“, d. i. Die Entführung, „Tak je to na tem světě“, d. i. So geht es halt auf dieser Welt, und die dreiactige Posse „Spiknuté v Podmazově“, d. i. Verschwörung in Podmazov; – 1871 das dreiactige Lustspiel „Zapovězené ovoce“, d. i. Verbotene Früchte. Aus letztgenanntem Jahre stammt auch sein vieractiges Schauspiel „Matičino dílo“, d. i. Das mütterliche Erbtheil, das, obgleich von dem deutschen Intendanten empfohlen, von der Polizei zur Aufführung nicht zugelassen wurde. Von seinen dramatischen Arbeiten ist auch Einzelnes, z. B. „Der Neffe“, im Druck erschienen, und zwar im 99. Hefte der bei Pospischil in Prag verlegten „Bibliotéka divadelné“, d. i. Theaterbibliothek.

Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. XI, S. 219 und 220, Nr. 2.