Aus ernstem Mund, ertönt die Klage

Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Aus ernstem Mund, ertönt die Klage
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1890
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Verlag von Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 80–82
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[80]

53.
Abschiedskommers zu Ehren unseres scheidenden Turnrats
Wilhelm Schlömilch,
Ehrenmitglied des Leipziger Turnvereins.
(1890.)

     Mel.: Sind wir vereint zu guter Stunde etc.

     1. Aus ernstem Mund ertönt die Klage nur allzu oft in dieser Zeit, es werde allgemach zur Sage die Tugend der Bescheidenheit. Der Hochmut ist in’s Blut gedrungen und als ein [81] Schwärmer wird verlacht, wer unter Alten, unter Jungen nicht rücksichtslos sich geltend macht.

     2. Nur wenig Auserkorne ragen, im Schmuck des edelsten Gefühls, als Überrest aus besseren Tagen in Staub und Lärmen des Gewühls, und Einen haben wir besessen aus dieser auserwählten Schar, den nie und nimmer wir vergessen und der so recht der Unsre war.

     3. Nicht Namen braucht es für den Einen und seines Wesens Vollgewicht; wir wissen Alle, wen wir meinen, wenn von Bescheidenheit man spricht. Wir wurden oft um ihm beneidet und traurig hat es uns gestimmt, daß er für immer von uns scheidet und heute von uns Abschied nimmt.

     4. Vergeblich, wenn wir schildern wollten, was freudig er für uns gethan, und wenig hat es ihm gegolten, wenn auch nur wenige es sahn. Er that es treu und schlicht im Stillen, der edlen Turnerei zu lieb; er that es um der Sache willen und nicht, weil Eitelkeit ihn trieb.

     5. Er hat sich jeden Dank verbeten und nannte sein Verdienst gering, und stets ist er zurückgetreten, so lang und wo es irgend ging, ja, selber dieses Abends Ehren, durch die ein Hauch der Trauer bebt, hat er in Freundschaft abzuwehren aus tiefem Herzensdrang gestrebt.

     6. Wir stehen auf der schwanken Brücke , die Scheiden und Verzichten heißt, und Jeder fühlt die tiefe Lücke, die der Verlust des Einen reißt, doch nicht, was wir verlieren sollen, jetzt gelte nur, was er uns war! Wir haben Alle Dank zu zollen und bringen schlicht und ernst ihn dar.

     7. Doch Eines mag ein Jeder wissen, dem dieses Scheiden tiefer geht: Nicht gänzlich wird [82] uns der entrissen, der jedem Herzen nahe steht. Zu innig war er uns verbunden, zu eng und innig dem Verein – er soll und wird zu allen Stunden, ob ferne auch, der Unsre sein!