Aus den Sonntagsbriefen eines Zeitgenossen (Die Gartenlaube 1869/50)

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Titel: Aus den Sonntagsbriefen eines Zeitgenossen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 801
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[801] Aus den Sonntagsbriefen eines Zeitgenossen. „... Frische Fische, gute Fische für Alle“ – so möchte ich meinen heutigen Sonntagsbrief überschreiben.

König Heinrich der Vierte von Frankreich wollte es dahin bringen, daß jeder Bauer Sonntags sein Huhn im Topf habe, es gelang nicht, der Bauer kommt nicht dazu, Hühnerfleisch zu essen, und im Sprüchwort heißt es: „Wenn der Bauer ein Huhn verspeist, ist entweder der Bauer krank, oder das Huhn.“ Die Hühnerzucht hat in unseren Tagen viele Fortschritte gemacht, aber ein allgemeiner billiger Nahrungsstoff ist dadurch doch nicht gewonnen worden.

Jetzt zeigt sich ein Anderes und das kann von großer Bedeutung werden, denn Freiheit, Bildung, Schönheit für Alle kann doch nur geschaffen werden, wenn der Hunger gestillt ist. „Es geht kein Tanz vor Essen“ – sagt wiederum das Sprüchwort.

In Berlin ist eine Einrichtung getroffen worden, daß an jedem Wochentage große Massen frischer Seefische verkauft werden und zwar das Pfund zu einen Silbergroschen. Da haben wir nun eine der schönen segensreichen Folgen der erleichterten Communication. Das Binnenland ist der See nahegerückt und es ist von unberechenbaren Folgen, daß es möglich ist, den an Nahrungsstoff so gehaltvollen Seefisch auch auf den Tisch des minder Bemittelten zu bringen.

Es wird nun die Aufgabe sein, weiter hinein im Vaterlande durch thätige Menschenfreunde oder durch Vereine Veranstaltungen zu treffen, daß während der kalten Jahreszeit auch dort der Seefisch zur allgemeinen Nahrung wird. Solche Einrichtungen sind mehr werth als alle noch so humanen Reden und bilden zugleich den wirksamsten und haltbarsten Gegensatz gegen die verführerischen Flausemachereien der sogenannten Socialdemokraten. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ gilt auch von den politischen Parteien.

Als ein Haupturheber der Berliner Einrichtung wird der Abgeordnete Georg von Bunsen genannt, der Sohn des berühmten Gelehrten und Staatsmannes, dessen Briefwechsel mit Humboldt vor Kurzem erschienen ist und tiefe Einblicke in unsere Zeitgeschichte bietet. Er ist auch einer der Mitbegründer des in Berlin so heilsam wirkenden Asyls für Obdachlose.