Auf der weiten Welt allein

Textdaten
<<< >>>
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Auf der weiten Welt allein
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 37, 53
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[37]

Auf der weiten Welt allein.
Nach einem Gemälde von G. Induno.

[52] Auf der weiten Welt allein. (Zu dem Bilde S. 37.) Wie mag ihm weh ums Herz sein, dem einsamen Menschenkinde, das da am Wegrande sitzt auf schmaler beschneiter Planke und den Blick sehnsuchtverloren auf der schneebedeckten Erde ruhen läßt, während seine Hand – ist’s, um das Mitleid eines Nahenden zu erwecken oder zum eigenen Troste? – mechanisch an der Kurbel des eigenartigen Musikinstrumentes dreht und ihm seltsam melancholische Töne entlockt! Und tiefes Mitgefühl ergreift auch den Beschauer beim Anblick des bedauernswerthen Geschöpfes, das ein hartes Schicksal hinausstieß auf die winterliche Straße, dort ein kärglich Brot sich zu erwerben – allein auf der weiten Welt.

Es ist eine Savoyardin, die das Bild des Malers Professor G. Induno uns vorführt. Ihre Heimath ist jenes großartige Bergland um den Riesen Montblanc her, das wohl dem fernher kommenden Besucher unendliche Reize enthüllt, aber seinen Bewohnern doch nur kümmerlichen Unterhalt gewährt. Und so ziehen sie denn, die Knaben und wohl auch die Mädchen, wenn der Winter kommt, hinaus in die beglückteren Länderstriche, um sich mit allerlei Hantierung der bescheidensten Art das Brot zu verdienen, das die Heimath ihnen versagt. Oft ist dann ein eigenthümliches Saiteninstrument der treue Gefährte auf der Wanderschaft, die „Gironda“, die mit ihren schlichten dünnen Tönen die Herzen der Mitmenschen zu mildthätigem Wohlthun rührt und dem armen Spieler oder der doppelt verlassenen Spielerin manch Scherflein werkthätiger Menschenliebe zuführt. So ist auch das Mädchen auf unserem Bilde gezogen von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, rastlos, ruhelos. Der Wintersturm drang ihm durch die ärmliche Kleidung, wühlte ihm in den Strähnen des schwarzen Haares und fuhr ihm eisig um das liebliche Antlitz; aber es durfte nicht müde werden – eine kurze Rast am Wege und dann weiter, hinein in die weite Welt – allein! =