Textdaten
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Autor:
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Titel: Auf der Pfingstreise
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 337, 340
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[337]

Auf der Pfingstreise.
Nach einer Originalzeichnung von L. Blume-Siebert.

[340] Auf der Pfingstreise. (Zu dem Bilde S. 337.) Als das auf unserem Bild von der schönen Aussicht so mächtig gefesselte Elternpaar, das wir infolgedessen nur aus der Entfernung kennenlernen, in München den Pfingstausflug in die Berge antrat, da hatten sie ihr Töchterlein noch an der Seite und diese selbst keinen Begleiter. Aber der Vierte im Bunde, der ihr jetzt so galant den Alpenrosenstrauß darreicht, war doch schon mit von der Partie – im Herzen des lieben Mädchens nämlich, das mit merkwürdiger Voraussicht bereits ahnte, daß dieser ihren gestrengen Eltern noch gänzlich unbekannte Herr Doktor ganz zufällig in Partenkirchen auf dem Bahnhof auftauchen werde, sobald nur der Zug mit den Pfingstausflüglern dort einrollte. Wie er es nun verstanden hatte, an der Stelle seines Bildes sich selber den Drei zuzugesellen, das hatte ihr halt wieder zu gut gefallen! Das war dieselbe heitere Sicherheit, die ihr sein Wesen gleich beim ersten Sehen – auf einem der letzten Faschingsbälle war es – so ungemein sympathisch gemacht hatte. Und was die winterliche Ballzeit in Mädchenherzen zum Knospen bringt, das kommt zur schönen Frühlingszeit, wenn alle Knospen springen, zur vollen berauschenden Blüte. Das ist Naturgesetz! Und dann begegnet man sich draußen im Freien immer ganz zufällig – und in der Freiheit draußen kommt es zur Aussprache und schließlich zum vollen Einverständnis, dem nur noch der Segen der Eltern fehlt. Dafür ist dann solch ein Pfingstausflug die schönste Gelegenheit: die ganze Natur erstrahlt im Segen des Himmels und das wirkt ansteckend auch auf spröde Elternherzen, die mit vollem Recht in Bezug auf die Gattenwahl ihrer einzigen Tochter recht hohe Ansprüche stellen. Dieser Pfingstausflug soll aber auch ihr selbst noch einmal Gelegenheit zur Prüfung ihres Herzens und dessen Erwählten geben. Daß in dieser Beziehung das Resultat der Reise bereits ein günstiges war, beweist uns ihr in inniger Herzensfreude erstrahlendes Antlitz, der selige Blick, mit dem sie soeben zwischen den von ihm ihr dargereichten Alpenrosen, ganz heimlich verborgen, das Blümlein „Männertreu“ entdeckt.