Auf dem Michaelsberge bei Riegel
Ein sanftes Windchen spielt
Mit Veilchen zart und kühlt
Die leis’ bewegte Luft,
Erfüllt mit süßem Duft.
Zur Elz der Römer drang,
Erhob sich sein Kastell
An dieser heil’gen Stell’.
Der Deutsche flucht der Schmach;
Ein Wetter, seine Schaar,
Und blutig sank der Aar.
Im Lauf der Zeit umfing
Den Berg ein Mauerring,
Der Thurm der Feste starrt’.
Nun steht ein Kirchlein hier,
Gar freundlich neben mir;
Beim Anblick fühlt mein Herz
Du Heimath sei gegrüßt!
Der Wehmuth Thräne fließt;
Dir sei sie still geweiht,
O Traum der Jugendzeit!
Schon über gold’nes Grün,
Vom Felde kehrt im Flug
Zurück der Taubenzug.
Ein Feuerflor umhüllt
Und die verklärten Reih’n
Der Berge über’m Rhein.
Mein Auge folgt dem Strom
Hinab zu Straßburgs Dom;
Nur Nebelbildern gleicht.
Wie jetzt des Abends Blut
Durchströmt der Sonne Gluth!
Es dringt in ros’gen Schein
Im Osten laßt mich schau’n,
Der Berge dunkles Blau’n;
Des Feldbergs weißen Schlei’r
Und finstres Burggemäu’r!
Mit ihrem Wunderbau,
Dort des Erbauers Thurm
Ergraut im Zeitensturm!
Ein goldnes Wölkchen schwebt,
Der hohen Zinne Kranz
Berührt der letzte Glanz.
Er lischt. Der Schatten fallt,
In wachsender Gestalt
Der Matten an der Elz.
Ein Schifflein gleitet drauf,
Der Fischer lenkt den Lauf;
Er zieht den Hut und steht
Es weckt den frommen Drang
Der Abend-Glocke Klang,
Denn nah verhallt und weit
Das festliche Geläut.
Und über mir erschallt
Im leichten Schwunge hell
Das Glöcklein der Kapell.
Schon stirbt der Silberschein
Des Thau’s, das Lied im Hain,
Und von der Höhen Nacht
Selene freundlich lacht.